Weiblicher Fasan | Foto: Andy Vernon, Lizenz:

ALF tötet 9.000 Fasane

Exklusiv für zoos.media – 30.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Nach die den ALF den Tod von 9.000 Fasanen verschuldete, blickt dieser Artikel auf die Hintergründe der Tat, die Wurzeln der Bewegung und das Täterprofil.

ALF tötet 9.000 Fasane

Die ALF ist eine Öko-Terrororganisation, die sich als Tierbefreiungsfront versteht. Sie ist eine Bekenntnis-Vereinigung, was bedeutet, dass jeder zu ihr gehört, der sich dazu bekennt, allerdings gibt es auch Organisationsstrukturen. Die ALF ist tief in der Tierrechtsindustrie verwurzelt und Teile der Bewegung unterstützen sie offen, andere Teile versuchen die Unterstützung mehr oder weniger geschickt zu verdecken. PETA zum Beispiel äußert sich nicht nur positiv über die Tierrechtsterroristen, sondern unterstützt die Organisation auch aktiv – etwa mit Geld.

Aktionen kosten vielen Tieren das Leben

Die Terroristen prahlen mit so genannten “Befreiungsaktionen”, die gar keine sind. Die meisten Tiere überleben die Befreiung nicht lange oder richten sogar Schäden im Ökosystem an – durch Faunenverfälschung zum Beispiel. Ein Opfer solcher Befreiungsaktionen ist etwa der Europäische Nerz, der nach der “Befreiung” von tausenden Amerikanischen Nerzen aus Pelzfabriken, mehr und mehr von dieser Invasivart verdrängt wird. Für sehr viele Tiere, sind solche Befreiungen aber das Todesurteil – wenn man davon ausgeht, dass die Aktivisten sich mit Tieren auskennen, handelt es sich sogar um Mord, weil absehbar ist, dass diese Tiere nicht überleben.

Mit einem jüngsten “Coup” prahlen sie auf Facebook:

Sie erzählen natürlich nicht, dass die Tiere heute wohl alle tot sind. Ziel der Aktion war Heath Hatcheries in Mildenhall in Großbritannien. Der Manager, Stuart Fairhead, fand bereits 200 tote Fasane innerhalb von 250 Metern rund um seine Anlage. Sie starben an Stress und der Behandlung durch die Tierrechtler. Die, die weiter kamen als dieser Radius, haben nun keine Chance sich zu ernähren, denn sie sind es nicht gewohnt, Futter in der Natur zu suchen und zu finden. Dazu sind die zutraulichen Tiere leichte Beute für Raubtiere wie Füchse oder Dachse, weil sie ja nie die Gefahr, die von den Tieren ausgeht, kennen gelernt haben.

Das ist vielleicht schön für die Raubtiere auf kurze Sicht, kann aber auch mal ein Ökosystem zum Entgleisen bringen, denn es ist klar, wenn die Raubtiere nun ein Festmahl feiern, werden sie mehr Nachkommen gebären, die in den nächsten Jahren zu einem unnatürlichen Raubtierüberschuss führen, der für die dort heimischen Beutetiere ein massives Problem wird. Somit kann die Aktion auch noch massive, negative ökologische Folgen haben. Sie haben also noch weit mehr Tieren als diesen 9.000 Fasanen geschadet.

Oberstes Ziel: gruppenorientierte Selbstdarstellung

Schmiererei radikaler Veganer | Quelle: oFace Killah/Flickr CC BY 2.0

Was treibt solche Menschen an? Man will durch das Filmen von Straftaten mit dieser Selbstdarstellungen irgendeine Form der Anerkennung – aber welche? Am meisten findet man im Zusammenhang mit Straftaten ergebnisorientiertes Posing: das bedeutet, dass der Straftäter das Ergebnis seiner Tat postet – zum Beispiel Diebesgut, das mehr oder weniger offensichtlich von einem Raubzug stammt. Das findet man auch bei der ALF – etwa im Zusammenhang mit Vandalismus. Gerade aber bei solchen Befreiungsaktionen handelt es sich aber um das Aufnehmen der Tat selbst. Es geht hier gar nicht um das Ergebnis, sondern um das Erlebnis, was hier transportiert werden soll. Es geht diesen Leuten also gar nicht um den Tatausgang, sondern man dokumentiert das Erlebnis der Ausführung und dies wird immer unter einem Gemeinschaftsaspekt transportiert.

Die Anonymität, also das Zurückdrängen der eigenen Persönlichkeit im Prozess, dient natürlich auch dem Selbstschutz der Täter, aber wenn sie sich aber selbst schützen wollten, wäre der einfachste Weg, gar nichts zu dokumentieren oder zu veröffentlichen. Man veröffentlicht aber sogar noch Bekennerschreiben, bekennt sich zur ALF und zeigt sich damit offensiv. Das heißt, es geht den Tätern nicht primär um eine Darstellung nach außen hin, also um Aufmerksamkeit und Anerkennung beliebiger Menschen, sondern es geht einem um die Anerkennung der Gruppe zu der man sich zuzählt und zugehörig fühlen will. Es geht um ein Dabeisein – das zeigt auch das Video. Denn was ist die Selbstaussage dieser medialen Kommunikation: “Ich war dabei.” Der Filmer stellt sich selbst vordergründig als Teil der Gruppe dar, nicht als er selbst.

Das ist wichtig zu verstehen, denn viele denken, die Kriminellen wollen nur Aufmerksamkeit – entweder für die angeblich “gute” Sache, sich selbst oder sonst etwas. Diese Denkweise missversteht die ALF als eine Organisation, die eine Art Legitimität “von außen” will. Schaut man sich aber die Geschichte der Terror-Organisation an, geht es nicht darum. Es geht nur um die Gruppe und die Fähigkeit in ihr aufgehen zu können. Vielmehr sehen wir in den Straftaten, den Willen dazuzugehören. Die Legitimation und Motivation kommt also nicht von außen, sondern von innerhalb der ALF. Wer denkt, dass, wenn man dem von außen keine Aufmerksamkeit schenken würde, dies von selbst aufhören würde, irrt deshalb so gewaltig.

Die Täter wollen dabei sein, dazu gehören und sich so als elitärer Teil einer Bewegung verstehen, denn die Anerkennung innerhalb der Tierrechtsbewegung für solche Taten ist groß. Welche Antworten da “von außen” kommen, ist nicht wichtig: Die Tiere tot? Egal. Der Natur geschadet? Egal. Nichts wirklich erreicht? Egal. Es geht also gar nicht um das Ergebnis der Tat als solche oder dessen Rezeption durch die Öffentlichkeit. Die Tat ist Mittel zum Zweck gruppenorientierter Selbstdarstellung.

Es geht bei der ALF nicht um Tiere

Aus diesem Täterprofil zeigt sich, dass es dabei gar nicht um die Tiere geht. Die Tiere sind vielmehr nur Mittel zum Zweck. So etwas ist ein typisches Merkmal von Terrorismus, der ja ganz häufig dem vorgeschobenen Grund einen Bärendienst erweist, wenn man es ehrlich betrachtet. Es bringt die Tierrechte ja gar nicht voran, wenn die Straftaten begangen werden. 9.000 Fasane zu töten, hilft ja niemandem und erst recht keinem Tier. Für die Motivation ist das auch nicht wichtig, wie wir wissen, aber das zeigt eben auch, dass wir es hier nicht mit Tierschützern, Tierrettern oder ähnlichen Leuten zu tun haben, die vielleicht “vom rechten Wega abgekommen” wären. Die Täter nutzen vielmehr Tiere nur als Ausrede, um sich selbst ein Wohlgefühl zu verschaffen.

Die ursprünglichen Wurzeln der Bewegung lagen in der Jagd-Störung im Großbritannien der 1960er Jahre. Das erweiterte sich dann immer weiter, denn man begann recht bald nicht mehr nur laufende Jagden zu stören, sondern Straftaten zu begehen, die sie angeblich verhindern sollten. Dann gewann man daran solche Lust und sabotierte nicht mehr nur Jagden, sondern viel mehr und so vergrößerte sich das Spektrum und schon sehr früh ging der Fokus weg davon, aktiv Tierleben zu retten, und stattdessen hin zu der Ausrichtung Straftaten aus den oben genannten Gründen zu begehen. Das Posen mit den Straftaten zeigt ja auch, dass man sich nicht schämt sie zu begehen – wie etwa, Menschen, die klauen, weil sie es sich sonst nicht leisten könnten. Die eigentliche Straftat wird ja hier zum Subjekt der Aktion, nicht etwa das Ergebnis – wie etwa etwas zu essen zu haben, statt hungern zu müssen.

Es ist insgesamt sehr typisch für terroristische Vereinigungen, dass sie ihrem vorgeschobenen Zweck nicht mehr dienlich sind. Die 9.000 Fasanen, die man ja angeblich retten wollte, hat man getötet. Wird das etwas an der Nachfrage für sie ändern? Nein. Die Nachrage nach diesen Tieren ist ja aber der Grund für ihre Existenz. Um diese Nachfrage zu decken werden also im gleichen oder einen anderen Betrieb wieder 9.000 Fasane gezüchtet, damit die Anfrage gedeckt werden kann. Das bedeutet, man arbeitet völlig ineffizient und man hat nichts verändert, außer den Tieren einen grausamen Tod zu bescheren. Auch das zeigt wieder: es geht hier nicht um die Tiere oder eine echte Veränderung zum Guten zu bewirken. In Wahrheit haben sie für Tiere nichts erreicht – und zwar nicht nur für die armen 9.000 Fasane, deren Tod sie zu verschulden haben.

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