Panda-Mann Yuan Zi im ZooParc de Beauval (Frankreich) | Foto: Dinkum, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Darum läuft Panda-Dame Meng Meng rückwärts

Erschienen auf bz-berlin.de am 21.12.2017.

Verhaltensstörung? Stereotypie? Nein. Das Rückwärtslaufen von Panda-Dame Meng Meng im Berliner Zoo hat eine recht simple Ursache.

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Kommentar: Was hatten Pseudo-Experten und Möchtegern-Tierschützer nicht schon geunkt: von Verhaltensstörung und Stereotypie war schon die Rede gewesen. Damals berichtete spreepicture.com:

[…] Frank Albrecht (48) von der Organisation Endzoo Deutschland ist sich sicher, dass es sich um eine Form der Störung handelt. „Meng Meng zeigt eine Laufstereotypie. Damit baut sie extremen Stress ab. Der Transport von China nach Berlin, die Eröffnung des Panda-Pavillons, der Besucher-Ansturm waren und sind stressig für sie.“

Auch Peter Höffken (45), Zoo-Referent der Tierschutzorganisation Peta, glaubt, dass zu große Belastung Auslöser für das Verhalten ist. Seine Diagnose: „Meng Meng leidet an einer Angststörung.“ Wenn ein Angstzustand zu lange andauere, könne er sich verfestigen. „Vielleicht fühlt Meng Meng sich in ihrem Gehege derart unwohl, dass sie das durch häufiges Zurückweichen ausdrückt.“

Zoo: „Nur eine schrullige Marotte“

[…] „Wir kennen auch Menschen, die nicht ruhig am Tisch sitzen können, ständig die Brille zurechtrücken oder sich am Kopf kratzen“, sagt Zootierarzt Dr. Andreas Ochs. „Diese Eigenart beeinträchtigt sie nicht in ihrem Wohlbefinden.“ […] Der Besucheransturm als Störfaktor sei jedenfalls als Ursache auszuschließen, da die Angewohnheit schon während der Quarantänezeit in China beobachtet wurde.

[…]

„Die Begriffsbezeichnung Marotte ist eine Frechheit“, tobt Tierschützer Albrecht. „Meng Mengs Situation ist Tierquälerei. Der Zoo muss die Glasscheibe abdecken, das Gehege absperren! Damit Meng Meng wieder gesund werden kann.“

Nach dem Experten die Sache nun begutachtet haben, hat sich gezeigt wie treffend der Zootierarzt schon damals das verhalten analysiert hat und wie falsch die angeblichen Experten von Endzoo und PETA in ihrer laienhaften Einschätzung lagen. Wieder zeigt sie, dass die radikalen Tierrechtler von Tieren und ihrem Verhalten eben nicht so viel Ahnung haben, wie sie immer behaupten und in den Reihen der Zoos die wahren Experten zu finden sind.

Tatsächlich ist ihr Verhalten nur ein Versucht Aufmerksamkeit zu bekommen – offenbar mag die Bärin die Beachtung von Menschen und hat recht schnell bemerkt, dass sie, wenn sie rückwärts läuft, besonders viel Aufmerksamkeit bekommt. So etwas findet man vom Haustier bis zum Wildtier immer wieder – ein wohl vielen bekanntes, ähnliches Verhalten ist das Hochspringen von Hunden. Das trainiert man klassisch ab, indem man das, was das Verhalten belohnt, nämlich die Aufmerksamkeit, nicht mehr gibt – das erklärt der erfahrene Tiertrainer Kyle Kittleson auf unterhaltsame und gut verständliche Weise hier:

Doch nun zurück zu Meng Meng: Während man nun also dieses Verhalten ignoriert und nicht mehr mit Aufmerksamkeit belohnt, gibt man Meng Meng natürlich auch ein Programm zur Verhaltensanreicherung (behavioral enrichment). Das ist ein sehr wirksames Mittel, dieses Verhalten, das ihr zu keinem Zeitpunkt geschadet hat, durch andere, die eher dem Bild eines Großen Pandas entsprechen, zu ersetzen. Sie bekommt so trotzdem die Aufmerksamkeit, die sie einfordert, aber durch verhaltensanreicherndes Training oder verhaltensanreichernde Beschäftigung in Bahnen gelenkt wird, die ihr sogar noch etwas bringen (Beispiel: husbandry behaviours).

Der Zoo Berlin war also von vorn herein auf dem richtigen Weg dank der vorhandenen Expertise, während die Zoogegner gehörig auf dem falschen Dampfer waren.

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