Interesse ungebrochen - die Delfinlagune im Loro Parque | Foto: zoos.media

BILD hat einfach mal über Delfinarien gelogen

Exklusiv für zoos.media – 07.08.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

In der BILD erschien ein völlig realitätsfremder Artikel zum Thema Delfinarien. Der Artikel analysiert die Fehlinformationen und stellt sie richtig.

BILD hat einfach mal über Delfinarien gelogen

Jetzt kann man natürlich sagen: „Was habt ihr erwartet? Ist halt BILD.“ So vor dem Problem zu kapitulieren macht aber keinen Sinn und zudem arbeiten bei BILD auch durchaus seriöse Journalisten. Es wäre sinnlos die mit denen in einen Topf zu werfen, die eher schlichten und weniger professionellen Content bringen. Das wäre auch nie zielführend, denn sinnlose Verallgemeinerungen sind genau das, was wir folgend als falsch anprangern werden.

Eigentlich fängt es gut an …

Wenn man im Ausland unterwegs ist, sieht man durchaus völlig indiskutable Haltung und Behandlung von Tieren. Den blutigen Tourismus im Nordpolarmeer, den Bild zuerst anspricht, haben wir zum Beispiel auch kritisiert.

Eisbär-Unfall zeigt den Irrtum des Ökotourismus

Ebenso ist das Verkleben von Mäulern von Tieren, nur damit man Selfies and Touris verkaufen kann, absolut nicht in Ordnung. Genau so wenig ist es tiergerecht Esel oder jedes andere Arbeitstier zu überladen – ob jetzt mit übergewichtigen Touris oder sonstiger Last.

… aber dann wird es falsch

Ein freiwilliger Helfer füttert Elefanten-Dame Maali mit einer Banane. | Foto: Taingvitou Mut, Eric M. Davis, ZooNation.Org

Sicherlich falsch ist es aber, Elefantenreiten generell schlecht zu reden. Da gibt es zweifelsohne schwarze Schafe, wo die Tiere zu einer geschlagenen Ware verkommen und das ist zu Recht zu kritisieren. Allerdings trifft das nicht auf alle zu.

Die Industrialisierung, zum Beispiel in Thailand, hat die Arbeitselefanten überflüssig gemacht. Die Elefantenführer, die über Generationen hinweg mit Elefanten zusammenlebten, standen plötzlich auf der Straße und es gab nur noch wenige Jobs. Der wachsende Tourismus aber eröffnete den dadurch sehr sozialschwachen Familien einen Ausweg, denn die Fremden zahlten plötzlich die Tiere einfach nur anzufassen oder auf ihnen zu reiten wie sie es selbst taten.

Einige Investoren machten daraus ein tierverachtendes Geschäft. Aber die Mahouds, die ihre Tiere wirklich wie ein Familienmitglied lieben und ihre Tiere nicht verachten, lassen Menschen auch auf Elefanten reiten und halten damit eine ganze Familie am Leben. Eine undifferenzierte Verurteilung des Elefantenreitens schadet auch diesen.

Wenn sich ein Mensch auf einen Elefanten setzt, ist das kein Problem für das Tier, denn das tun die Mahouds seit jeher und es war nie ein Problem. Sicherlich kritisch zu sehen sind die Aufbauten – einmal wegen dem Gewicht als auch wegen möglichen Scheuerstellen. Ein weiteres Problem, aber das gibt es in der Haltung jeder Tierart, sind schlechte Trainer.

Elefantentrainerin vom Perth Zoo erklärt den stumpfen Elefantenhaken. | Foto: Belegscreenshot des Videos https://www.facebook.com/PerthZoo/videos/10154590046471715/

Einen schlechten Elefanten-Trainer erkennt man nicht daran, ob er eine Führhilfe nutzt oder nicht, obgleich die BILD es so erscheinen lässt. Einen schlechten Hundetrainer erkennt man schließlich auch nicht am Nutzen einer Leine, die zu Recht auch teils Pflicht ist. Ähnlich ist es auch mit Elefantenhaken, die im Freikontakt in jeder Sicherheitsrichtlinie vorgeschrieben sind.

Dieser Haken ist eine stumpfe Führhilfe mit denen man dem Elefanten bestimmte taktile Zeichen gibt – professionelle Trainer nutzen den bei erwachsenen Tieren selten und wenn sie ihn mal einsetzen, dann als „guide“: genauso wie eine Hundeleine oder ein „Stick“ im Bereich des Pferdetrainings. Dieses Werkzeug ist also kein Folterinstrument, sondern eine Führhilfe. Leider gibt es Menschen die das missbrauchen – wie das auch bei Leinen der Fall ist, aber auch keiner verbietet Hunde- oder Pferdehaltung, weil irgendwelche, und man kann es nicht anders sagen, Deppen mit der Leine dem Hund die Luft abdrücken oder mit einem Stick auf ein Pferd eindreschen.

Deshalb muss man differenziert mit solchen Angeboten umgehen und da steht auch der Tourist in der Pflicht, qualifiziert solche Angebote zu beurteilen. Alle abzuurteilen ist eine realitätsfremde Verallgemeinerung, die vor allem die trifft, denen das Wohl der Tiere am Herzen liegt und die andere ihre Familie nicht ernähren können. Dieses Problem ist hochkomplex und löst sich nicht mit pauschalen Aburteilungen.

Ähnliches gibt es auch bei Angeboten mit Kamelen – auch da kann man nicht sagen, dass alles mies ist, sondern muss auch sehen wie die Tiere gehalten werden und muss, so mühsam es sein mag, eben bei jedem Einzelfall genau hinschauen.

Mieser Populismus über Delfinarien

Ein Delphin im Loro Parque. Quelle: Loro Parque

„Die Säugetiere [gemeint sind: Delfine] dienen an vielen Orten als Belustigung, zum Beispiel bei Delfin-Shows auf Teneriffa.“ Klar gibt es einige Orte, in denen die Tiere zur Belustigung dienen. Bleiben wir mal beim Beispiel Teneriffa: Es gibt die Partyboote, die rausfahren, eine halbe Stunde Delfine anschauen, um dann mit lauter Musik in eine Bucht zu fahren, damit Touris rumplantschen können.

Es gibt auch im Süden eine Delfinhaltung in einem Spaßbad, die man hinterfragen kann. Einen Beweis für Leid für die Tiere gibt es bisher nicht, aber die Show ist nicht so edukativ wie anderswo und es gibt spezielle Angebote im Zusammenhang mit Delfinen, über die man diskutieren muss.

Gleichzeitig gibt es auf Teneriffa aber auch den Loro Parque ganz ohne fragwürdige Angebote, sondern mit einem edukativen Programm und nachgewiesenem Wohlergehen aller Tiere in seiner Obhut. Zahlreiche Auszeichnungen und Zertifikate belegen die gute Arbeit und fragt man bei Experten nach, erfährt man auch, dass es diesen Tieren nachweislich gut geht. Im Zentrum der Haltung stehen hier: Artenschutz, Forschung und Edukation.

Im Loro Parque freut man sich über Nachwuchs. Quelle: Loro Parque

Man kann im Loro Parque in keine Delfinshow gehen, in der man nichts über die Delfine lernt – etwa wie man gestrandeten Tieren hilft, wie die Echolokation funktioniert, wie man Männchen und Weibchen unterscheidet, wie die Anatomie der Tiere aussieht und einiges mehr. Das Konzept des Edutainments sorgt dafür, dass die Tiere eben nicht der Belustigung dienen, sondern die Leute können etwas lernen.

„Kritiker bemängeln, dass die Tiere in viel zu kleinen Becken gehalten werden und noch immer wilde Meeressäuger für Delfinarien eingefangen werden.“ Der Loro Parque hält eine natürlich gewachsene Delfingruppe in einem Mehrbeckensystem mit rund sieben Millionen Litern. Er übererfüllt die Mindeststandards damit nicht nur signifikant, sondern ist auch von Wildfängen völlig unabhängig.

Der Loro Parque nimmt am sich selbsterhaltenden Europäischen Zuchtprogramm für Atlantische Große Tümmler teil. Sowohl er als auch alle anderen Teilnehmer haben keinerlei Notwendigkeit für einen Wildfang und zeigen ohnehin bereits jetzt in der Mehrheit Tiere, die bereits in Menschenobhut geboren worden sind.

Von der BILD wird Taiji ins Spiel gebracht, aber nicht erwähnt, dass sich der Loro Parque, und die Verbände in denen er akkreditiert ist, sehr stark gegen genau diese grausamen Praktiken einsetzt. Jedes seriös arbeitende Delfinarium kritisiert nämlich öffentlich die Treibjagden in Taiji und das bereits bevor ein gewisser Herr O’Barry daraus für sich ein Geschäft für sich machte.

Unter einem Bild aus dem Loro Parque sieht man dann die Unterschrift: „Harmloser Spaß im „Loro Parque“ auf Teneriffa? Hier werden die beiden Delfine zum Surfbrett umfunktioniert“ Erstmal zeigt das Bild das gar nicht und zudem entscheiden die Tiere selbst, ob sie das wollen, denn sie werden auf der Basis von Freiwilligkeit trainiert, was die Trainerin auf dem Foto auch in einem Video von uns erklärt:

Die Tiere beantworten die Frage also selber: Ja, es ist ein harmloser Spaß für sie. Für die Besucher ist es aber lehrreich, da sie so die Kraft der Tiere erleben können. Ebenso gibt es Elemente der Show, in denen die Delfine die Trainer herauskatapultieren, was noch einmal die Kraft der Tiere zeigt, die sie in der Natur nutzen, um etwa großen Beutetieren den Garaus zu machen.

Anschließend wir es wieder besser

Wo BILD dann wieder durchaus richtig argumentiert ist bei der Frage nach verkleideten Affen und artenschutzrelevanten Souvenirs. Hier kann man ganz klar festhalten, dass so etwas völlig indiskutabel ist.

Man muss aber gleichzeitig auch konstatieren wie grundsätzlich falsch es ist, diese verbrecherischen Praktiken in einem Atemzug mit seriös arbeitenden zoologischen Einrichtungen zu nennen, denen nie auch nur ansatzweise ein Vergehen nachzuweisen war. Das ist kein sauberer Journalismus.

Artikel falsch durch falsch Quellen

Woran der Artikel krankt, sind anscheinend falsche Quellen. Mehrfach wird zum Beispiel auf PETA verwiesen, was den Hinweis gibt, dass dieser Artikel auf der falschen und manipulativen Ideologie der radikalen Tierrechtsorganisation aufbaut. PETA ist eine Organisation, die auch nicht davor zurückschreckt, angebliche Beweise zu manipulieren – wie etwa im Fall der Elefantenhaltung in Hannover, wo beschleunigtes Bildmaterial verwendet wurde. Dadurch sahen dann Führhilfen aus wie Schläge.

Mit so einer Quelle kann es ja mit ordentlichen Journalismus nichts werden, denn man sollte sich bei renommierten Experten informieren.

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