Orcababy im Loro Parque nimmt an wichtiger Forschung Teil | Foto: Loro Parque

BILD & Mirror berichten falsch über Orcababy Ula

Exklusiv für zoos.media – 10.02.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die BILD-Zeitung sowie der britische Mirror haben bereits widerlegte Fehlinformationen der Tierrechtsindustrie in eine fragwürdige Berichterstattung gegossen.

BILD & Mirror berichten falsch über Orcababy Ula

Es ist immer wieder ärgerlich, wenn Medien defizitär oder falsch berichten. Uns hat eine BILD-Berichterstattung heute sehr überrascht. Mit einem Video wurde von einer „verkrüppelten“ Flosse beim Orcababy Ula berichtet. Außerdem habe Ula eine „Hautinfektion, die unter Kontrolle sei“ und es wird berichtet, dass die Kopfform auf „die Abstammung des Kalbes aus verschiedenen Orca-Populationen“ zurück zu führen sei. Als Quelle dafür nennt man den Loro Parque.

Uns hat das verwundert, weil wir schon länger über Ula berichten, und wir haben Dr. Javier Almunia, den wissenschaftlichen Direktor der Loro Parque Fundación, kontaktiert, der das Interview, auf das sich die BILD-Zeitung bezieht, auch geführt hat. Er bestätigt, was wir vermutet haben: So, wie es die BILD berichtet, stimmt es gar nicht.

Was der Loro Parque tatsächlich gesagt hat

Ula und Morgan fühlen sich im Loro Parque sichtlich wohl und sind in bester körperlicher Verfassung. | Foto: Loro Parque

Es besteht keine Hautinfektion beim Tier. Es gab zwar eine solche, aber die ist nach erfolgreicher Behandlung bereits ausgeheilt. Der fragliche Flipper sieht auch auf aktuellen Bildern völlig gesund aus. Dass es im frühen Leben eines Delfinbabys zu einer Infektion kommt, ist im Aufbau des Immunsystems normal. Das Immunsystem baut sich sukzessive im Verlauf der ersten drei Lebensmonate auf. Während dieser Zeit kommt es ganz natürlich zu einer Infektion, die das Immunsystem quasi herausfordert, damit es sich erst richtig aufbauen kann. Dies gilt für das Freiland ebenso wie für das Delfinarium. Der wesentliche Unterschied ist allerdings, dass im Zoo den Tieren tiermedizinisch geholfen werden kann, während sie in der Natur – unbemerkt vom Menschen – oftmals sehr früh an solchen Infekten sterben.

Auch bei Ula trat vor einiger Zeit ein Infekt auf. Javier Almunia hat aber auch deutlich erklärt, dass diese Hautinfektion nach erfolgreicher tiermedizinischer Behandlung längst überstanden. Der Meeressäuger-Experte erklärte auch, dass er dies sehr deutlich formuliert hat, damit erst gar keine Missverständnisse entstünden. Die zuständige Redakteurin, anscheinend Beate Krause, hat das wohl nicht interessiert. Dass Ula gesund ist, die Flosse wieder normal aussieht und sie eine schöne Zeit mit ihrer Mutter verlebt, war Frau Krause offensichtlich zu unspektakulär.

Das mit den verschiedenen Ökotypen hat Javier Almunia auch ganz anders erklärt. Er hat deutlich gemacht, dass das Aussehen der Tiere immer unterschiedlich ist, denn, wer genau hinsieht, kann sehr schnell sehen, wie unterschiedlich Schwertwale aussehen können. Auch die Kopfform ist unterschiedlich: Wer mit Trainern spricht, erfährt, dass die Kopfform auch ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, das sie benutzen. Ulas Kopfform ist völlig normal – so sehen Orcas aus. Dass sie auf manchen Fotos nicht der klassischen Vorstellung von Orcas entsprechen, könnte möglicherweise daran liegen, dass bei Ula mehrere Ökotypen genetisch Einfluss haben, hatte Javier Almunia vermutet. Aber er hat auch betont aber gesagt, dass dies von einer abnormalen Kopfform nicht die Rede sein kann.

Fragwürdige Berichterstattung

Weil Morgan nicht genügend Milch hat, bekommt Ula von den Pflegern die Flasche. | Foto: Loro Parque

Beate Krause ist nicht wirklich dafür bekannt, fair über Orcas in Menschenobhut zu berichten. Sie schrieb vor einigen Jahren ein unsägliches Machwerk über die Orcahaltung bei SeaWorld zusammen, das so wirkte, als wäre es ihr von Anti-SeaWorld-Aktivisten direkt in die Schreibfeder diktiert worden. Denn zu deutlich bezog sie sich damals auf deren nachweisliche Desinformationen. Der Artikel zu Ula leider kaum einen Deut besser.

Dass das Gespräch mit Javier Almunia falsch wiedergegeben wurde, haben wir ja schon in Bezug auf das Video erklärt. Zudem zeigt Beate Krause leider auch, dass sie den Unterschied zwischen den extremistischen Tierrechtlern und wirklichen Tierschützern, trotz fast 20 Jahren journalistischer Tätigkeit beim Springerverlag, offenbar immer noch nicht verstanden hat.. So kommt es dann, dass sich dahergelaufene und ideologisch verblendete Pseudo-Experten äußern dürfen, oder dass radikale Tierrechtsorganisationen, die dafür bekannt sind, auch mal angebliche Beweise manipuliert zu haben, völlig unhinterfragt berücksichtigt werden.

Jetzt könnte man populistisch sagen, dass es dies eben die BILD-Zeitung wäre, und was man denn erwarte, wenn so ein Boulevard-Blatt darüber berichtet. Dies wäre allerdings nicht in Ordnung. Denn es glücklicherweise gibt es auch bei der BILD-Zeitung fähige Journalisten, die gut recherchierte Artikel und Reportagen schreiben. Hoffentlich betraut man zukünftig solche Mitarbeiter damit, qualifiziert über Orcas in Menschenobhut zu berichten. Denn diese faszinierenden Tiere und die Einrichtungen, die sich vorbildlich für deren Schutz auch in der Natur einsetzen, wie Loro Parque und SeaWorld, hätten dies verdient.

Mirror nicht besser

Baby Ula und Mutter Morgan geht es im Loro Parque sehr gut. | Foto: Loro Parque

Sarah Arnold und Nada Farhoud angeblich „exklusiv“ verkünden sie, dass ein Orcababy in einem populären spanischen Zoo lebe, nachdem es von der Mutter geboren worden ist. Diese „exklusive“ Information war bereits seit letztem September öffentlich. Dass die beiden Journalistinnen keine Ahnung haben, merkt man direkt im Satz danach: „She will grow to be five metres long, be able swim up to 100 miles a day and dive to 500ft”.

  1. Keiner weiß wie groß sie wird.
  2. Sie ist residenten Ökotyps. Sie würde auch in der Natur entsprechend ortstreu leben und keine Hundert-Meilen-Wanderungen unternehmen.
  3. In der Natur würde sie küstennahe Habitate bewohnen, dort hätte sie gar nicht die theoretische Möglichkeit so tief zu tauchen. Schwertwale in der Natur verbringen den Großteil ihrer Zeit in den 10 Metern unter der Wasseroberfläche. Der Show Pool im Loro Parque ist über 10 Meter tief.

Völlig unhinterfragt verbreitet auch die beiden Autorinnen Märchen von NGOs, die eben keinerlei Erfahrung in moderner und tiergerechter Haltung von Schwertwalen haben. Ebenfalls kommt die unseriösen Aktivistin Ingrid Visser zu Wort. Unerwähnt bleibt dabei natürlich, dass sie vor jedem möglichen Gericht mit den gleichen Verschwörungstheorien schon mehrfach gescheitert ist.

Der gleiche schlechte und unseriöse Journalismus findet man also auch in anderen Ländern. Tatsächlich ist es global ein Problem, dass es Schreiberlinge gibt, die völlig unhinterfragt von Pseudo-Experten, die für ein wenig Aufmerksamkeit für die NGO, die sie bezahlt oder die sie selbst besitzen, wahrscheinlich noch ihre Seele verkaufen würden, alles reproduzieren würden. Das wird schon lange auch innerhalb des Journalismus kritisch beäugt und ist verantwortlich für eine Menge Fake News, die im Umlauf sind.

Die Orcadame Morgan auf der Waage im Orca Ocean des Loro Parque | Foto: zoos.media

Die Gründe dafür sind vielfältig. Manche Journalisten werden dafür bezahlt, andere sympathisieren mit den NGOs für die sie Hofberichterstattung machen und wieder andere sind nicht kompetent genug, solche offensichtlichen Lügen zu enttarnen. Die Wahrheit ist: Morgan und Ula geht es gut. Beide sind gesund, keiner schaut irgendwie abnormal aus. Alles andere sind Fake News, was jeder bestätigen kann, der den Loro Parque besucht. Beide Tiere werden ja auch nicht versteckt, sondern man kann sie in den hinten Becken vom Zuschauerbereich aus auch sehen. Jeder kann also sehen, dass es beiden gut geht.

Diesen Beitrag teilen