Elefanten im Udawalawe-Nationalpark (Sri Lanka) | Foto: Ji-Elle, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Born Free Foundation: Martin Clunes quält Elefanten?

Exklusiv für zoos.media – 12.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Ein Video vom Patron der Born Free Foundation, Martin Clunes, zeigt einen sehr zweifelhaften Umgang mit Elefanten. Dieser Artikel schaut auf Hintergründe.

Born Free Foundation: Martin Clunes quält Elefanten?

Der alte, weiße Mann hält sich an den Ohren der Elefantin fest, steigt auf deren Rüssel, fällt herunter, steigt mit den Worten “ich möchte sie nicht verletzen…” wieder auf ihren Rüssel, deformiert mit seinem Griff die Ohren. Während sie ihn hochhebt, klammert sich an ihrem Kopf und zieht sich mit den Worten “wow, das ist elegant” an einem Sitz hoch, der auf ihrem Rücken angebracht ist. Schließlich steht er auf ihrem Rücken, um sich dann in jenem Sitz zu platzieren, um zu einem Ritt aufzubrechen. Diese schockierenden Szenen zeigen einen selbsternannten Tierschützer: Martin Clunes. Er ist “Patron” der Born Free Foundation. Es handelt sich dabei um eine radikale Anti-Zoo-Organisation.

Die Schauspieler der Born Free Foundation

Martin Clunes ist von Beruf Schauspieler. Er ist einer von wenigen – in vielen Ländern eher unbekannten – “Celebrities” mit denen sich die Born Free Foundation schmückt. Solche “Promis” sollen NGOs häufig einen vertrauenswürdigen Anstrich geben und sie betreiben gerne Marketing mit ihnen, weil die Namen bekannt sind und sie daran ihre Organisation hochziehen können. Zur Schauspielerei hat die Born Free Foundation eine allerdings sehr besondere Verbindung: Die Organisation wurde von Schauspielern gegründet. Es handelt sich auch nicht um eine fachmännisch geführte Organisation, sondern vielmehr um eine Organisation, die Zirkus und Zoo hasst und allerlei Populismus verbreitet.

Pointiert könnte man nach dieser Szene die Born Free Foundation als reichste Schauspielergruppe der Welt bezeichnen. Die Born Free Foundation setzt sich massiv mit Populismus gegen den freien Kontakt mit Elefanten in zum Beispiel Zoos ein. Clunes beteuert gern wie sehr er die Born Free Foundation liebt. Zum Thema Elefanten hat er auch schon mit der fragwürdigen NGO kooperiert. Die angeblich aus einem Zoo “geretteten” Tiere kamen ins Elephant Transit Home (ETH). In Zeiten von Social Media kann man sich so einen Ort ja anschauen.

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What joy #returntothewild

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Ein Pfleger mit einem Stock in direktem Kontakt mit den Tieren vor Ort. So so. Das folgende Foto sieht auch nicht so richtig nach geschütztem Kontakt aus, aber sehen Sie selbst:

Anscheinend können sogar Besucher dort in freiem Kontakt mit den Tieren sein:

 

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Namal 🐘

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Wahrscheinlich ist auch hier die schützende Barriere durch die ungünstigen Perspektive des Fotos einfach verschwunden, aber schauen Sie selbst:

 

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Así alimentan a los bebés en el orfanato de elefantes de #Udawalawe 😀🇱🇰🐘 #SriLanka #viajar

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Es wäre auch interessant zu erfahren, was der hintere Trainer hier in der Hand hält und wovor der Elefant daneben so zurückschreckt:

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More animals today…

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Bengal-Tiger im Bannerghatta Biological Park, der für die Born Free Foundation eine Tigerhaltung betreibt. | Foto: Pawan Kr Dwivedi, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Wer noch mehr solcher Bilder sucht, wird spielend leicht welche finden. Wir haben hier also eine Freikontakthaltung von Elefanten wie sie die Born Free Foundation zum Beispiel in Zoos in Großbritannien ablehnt, aber sie hat wohl nichts dagegen, wenn sie weit genug weg stattfindet – wie etwa im ETH. Das sehen wir bei der Organisation andauernd – auch, wenn man zum Beispiel auf die Großkatzen schaut. Somit durchdringt Schauspiel diese ganze Organisation. Der gute Schauspieler kreiert eine Illusion auf der Bühne und die Born Free Foundation kreiert die Illusion einer Tierschutzorganisation – schaut man aber hinter die Kulissen, merkt man wie falsch das alles ist. In der Kunst ist das kein Problem, aber hier versucht eine Organisation mit solcherlei Schauspiel an das Ersparte von Tierfreunden zu kommen, die vielleicht nicht die Zeit haben, den Vorhang mal zu lüften.

Das Elephant Transit Home selbst spielt ein doppeltes Spiel und hält sich alle Optionen offen. So arbeitet man einerseits mit der fragwürdigen Born Free Foundation zusammen, andererseits mit dem renommieren Kölner Zoo. Vor dem Hintergrund ist es immer sehr interessant zu sehen wie die Born Free Foundation und zum Beispiel auch Pro Wildlife diese Elefantenhaltung zu einem Gegenentwurf der Tierhaltung im Zoo stilisieren, obwohl man das im ETH dort offenbar weder sein will, noch Elefantenhaltung im Zoo per se als schlecht ansieht. Auch die verletzte Elefantin, die der Kölner Zoo unterstützt, lebt in freiem Kontakt wie die Bilder in diesem Artikel zeigen. An freiem Kontakt ist auch grundsätzlich nichts schlecht, wenn es gut gemanagt wird.

Das ETH profitiert natürlich gut von dem Ruf, der ihnen durch die Zoos und NGOs zu Teil wird. Verkauft wird es als eine Art “Sanctuary”, dass die Tiere auswildern würde. Tatsächlich kommen sie nur in größere Gehege des Udawalawe-Nationalpark in Sri Lanka, wo das ETH ja ohnehin schon ist. Was weit genug davon entfernt also als Auswilderung verkauft wird, ist nur eine weitestgehend nicht gemanagte Haltung in einem großen Gehege. In dem Nationalpark ist natürlich auch Tourismus ansässig und die Haltung der Tiere wird entsprechend auch genutzt. Man wirbt mit “close elephant encounters”, was klar ist, weil die Tiere ja durch die direkte Kontakthaltung an den Menschen gewöhnt sind. In der “echten” Natur sind diese Tiere nicht überlebensfähig, weil sie Wilderern bereitwillig vor die Flinte laufen würden.

Dass die ungemanagte Haltung der Tiere nicht nur Vorteile hat, zeigten 2015 die Bilder einer hungernden Herde, die um die Welt gingen. Hier nahm man dann bestimmte Tiere auch wieder in engeres Management, um sie aufzupäppeln. Die Elefantenhaltung im Nationalpark simuliert hier Natur für zahlende Touristen, was ja nicht schlimm ist, aber mit “echter” Natur sollte man das eben auch nicht verwechseln. Es passt aber sicherlich zu einer “Schauspiel-Organisation” wie Born Free Foundation, dann von “Auswilderungen” zu sprechen, die allerdings nicht wirklich passieren: Man bringt einfach nur an Menschen gewöhnte Elefanten in ein Areal, in der man Wildnis simuliert. Das sind allerdings auch für viele Arten die einzigen Orte, wo sie überhaupt noch überleben können: innerhalb eines geschützten Gebiets mit einem Zaun drumherum. Das als Wildbahn zu verkaufen, was das ETH selbst auch tut, ist doch recht vermessen, aber wohl nötig, um die Elefanten langfristig zu managen, denn draußen in der tatsächlichen und angeblich so “freien” Wildbahn wartet auf die Tiere nur der Tod – entweder durch eine Kugel oder im harten Überlebenskampf in einer zutiefst fragmentierten Natur. Das ist die Realität, die Organisationen wie die Born Free Foundation ständig leugnen, über die moderne Zoos allerdings aufklären.

Schmierentheater entzaubert

Zurück zu unserem Promi, der es offenbar ulkig findet an den Ohren ziehend und auf dem Rüssel stehend auf einen Elefanten zu steigen: Sein gar nicht mal so elegantes Aufsteigen auf das Tier ist das perfekte Symbol für die Organisation, dessen “Patron” er ist. Ein Schauspieler, der sich auf einem Elefanten setzt und Zuschauern einen vom Pferd erzählt. Er kreiert eine Illusion wie die Born Free Foundation eine kreiert. Dem Tier tut es natürlich weh, wenn an den Ohren gezogen wird und es ist nicht in Ordnung so auf einen Elefanten zu steigen – dafür gibt es viel tierfreundlichere Methoden und vor dem Hintergrund kann er noch so oft stammeln: “Ich möchte sie nicht verletzen…”, abnehmen wird man ihm dieses Theater nicht. Diese Szene zeigt “in a nutshell”, warum solche Organisationen wie Born Free Foundation nicht unterstützenswert sind: sie spielen ein falsches Spiel.

Der Kölner Elefantenpark | Foto: zoos.media

Die Born Free Foundation verdient gut daran, Hass gegen Zoos und andere Tierhaltungen zu verbreiten. Die Organisation rettet ja keine Arten oder ähnliches. Häufig hängt man sich nur an bestehende Projekte ran. Ein Beispiel dafür ist das das Sanctuary in Bannerghatta, das man angeblich managen will. Das ist Teil des dortigen Biologischen Parks, eines Zoos, um genauer zu sein. Auf der Webseite steht auch, wer die Einrichtung, wo aktuell ein Tier lebt, verwaltet: “Presently the BFF unit is maintained by the Bannerghatta Biological Park authorities.” So hat man natürlich geringe Ausgaben, aber kann ganz groß mit so einem Projekt posen. Es ist wie bei einem Schauspieler, der auf der Bühne einen Tierschützer spielt: eine Illusion, die Geld bringt. Für viele ist nur das falsche Spiel der Born Free Foundation nicht als das Schmierentheater zu erkennen, was es aber letztendlich ist.

Wer etwas für den Elefantenschutz tun will, sollte viel mehr Zoos wie etwa den in Köln entsprechend unterstützen. Hier engagiert man sich seit vielen Jahren und mit sehr viel Erfahrung in situ und ex situ für den Schutz dieser besonderen Tiere. Viele andere zoologische Einrichtungen arbeiten auch aktiv im Elefantenschutz und zeigen jeden Tag, warum solche radikalen Aktivisten wie die von der Born Free Foundation, falsch liegen. Es braucht wissenschaftlich geführte Zentren wie moderne Zoos sie im Rahmen der Edukation, Forschung und des Artenschutz darstellen. Dann kann man vielleicht eine Zukunft schaffen, in der Elefanten in der Natur auch langfristig eine reelle Überlebenschance haben. Aktuell haben sie das nicht. Wenn es so weitergeht, werden sie bald für immer vernichtet sein.

 

Nachträglicher Hinweis: Wohl seit Juni 2019 ist Clunes nicht mehr Patron der Born Free Foundation. Die fragwürdigen Haltungen aber werden weiter unterstützt. Er fungiert vermutlich als Bauernopfer, um von den viel tiefer liegenden Problemen abzulenken. Das Aufsteigen auf den Elefanten von Clunes war – und wird es auch immer – ein Symptom dafür, was alles falsch läuft bei dieser Organisation.

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