Trainerin mit Großem Tümmler im Boudewijnpark in Brügge | Foto: Immanuel Giel, Lizenz: public domain

Brügge: Delfinariengegner 7 Stunden in Haft

Exklusiv für zoos.media – 17.07.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Am vergangenen Wochenende haben weniger als eine Hand voll Delfinariengegner in zwei Delfinarien kurz zwei Vorstellungen gestört – was kam dabei rum?

Brügge: Delfinariengegner 7 Stunden in Haft

Am 15. Juli 2019 wurde der immer wieder in der Öffentlichkeit auftretende Delfinariengegner Jörn Kriebel, nach eigenen Angaben in Brügge “auf Verdacht” verhaftet und kam für 7 Stunden in “Einzelhaft”. Damit haben die Belgischen Behörden deutlich umsichtiger und vorbildlicher gehandelt als die niederländischen und deutschen. Solche Aktionen, wie wohl Kriebel sie auch in Brügge plante, gab es bereits mit und von einigen wenigen anderen Aktivisten. Dabei kam es in anderen Ländern am Rande solcher und ähnlicher krimineller Aktionen zu Ausschreitungen teils auch mit Handgreiflichkeiten. Mit einer “Demonstration” oder einem “Protest” haben solche Aktionen natürlich nichts zu tun.

Aufmerksamkeitsgeierei auf Kosten der Tiere

Großer Tümmler im Zoo von Barcelona | Foto: Javi Guerra Hernando, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die Aktivisten und Ökoterroristen sind sich, aufgrund mangelnder Tierkenntnis, nicht bewusst, dass solche Aktionen die Tiere stören und gefährden. Meist stellen sich die Aktivisten bei den Aktionen zwischen Tiere und Publikum – beiden betroffenen geht es dann ähnlich: sie freuen sich auf Enrichment und ein tolles Erlebnis, erleben aber stattdessen Menschen, die sich ungefragt mit Bannern voll von Lügen und Verschwörungstheorien in den Vordergrund drängeln. Die Tiere werden zur Sicherheit vor den Aktivisten schnellstmöglich hinter die Kulissen oder sonst wie in Sicherheit gebracht, denn manchmal springen diese radikalen Aktivisten auch ins Becken und belästigen die Tiere oder werden übergriffig. Zudem bringen sie Schmutz und Dreck mit in die Installation oder könnten Krankheiten übertragen.

Mit ihren kriminellen Aktionen sind die Delfinariengegner seit einigen Jahren schon nicht erfolgreich. Vielmehr erklärt sich daraufhin die Öffentlichkeit eher mit den zoologischen Einrichtungen solidarisch und buht die Aktivisten lautstark aus oder dreht ihnen demonstrativ den Rücken zu. Wahre Tierschützer distanzieren sich ohnehin von solchen Aktionen. Während einer vergleichbaren Aktion, wie Kriebels Initiative “Save The Ocean” sie in Harderwijk und Duisburg durchführte, verstarb bereits vor einigen Jahren ein Delfin. Letztendlich geht es wohl den radikalen Aktivisten auch mit solchen Aktionen nicht darum, etwas zu erreichen, denn sie tun es ja nie, sondern es geht anscheinend darum, in die Medien zu kommen, denn das ist, was sie ihren Spendern nachher als “Erfolge” verkaufen und wofür sie sich in Foren abfeiern.

Fragwürdige Berichterstattung von deutschen Medien

Delfine im Attischen Zoologischen Park | Foto: Mantrize, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Statt die Gefahr für die Tiere zu beleuchten und die Aktionen kritisch zu hinterfragen, erlebt man von deutschen Journalisten, wie etwa die Autoren bei der Rheinischen Post, t-online.de oder dem Express, eine völlig unreflektierte Berichterstattung. Statt sich zu informieren, dass “Save The Ocean” – übrigens im Gegensatz zu den Delfinarien, die sie ins Visier nehmen – gar keinen erfolgreichen Tier-, Arten- oder Naturschutz betreiben, bezeichnen sie die fragwürdigen Aktivisten als “Tierschützer”. Solche Aktionen haben mit Tierschutz nichts zu tun und die Lügen, die verbreitet werden, sind längst widerlegt. Man fragt sich vor dem Hintergrund solcher Artikel, warum die Wahrheit in den Redaktionen so verdreht werden muss, dass die Realität aufgeleugnet wird.

Letztendlich erklärt die Bevölkerung sehr deutlich, was sie will: Nicht mal einer Hand voll Aktivisten stehen tausenden Besuchern der betroffenen zoologischen Einrichtungen gegenüber, die sehr wohl die Haltung und die damit verbundenen Edukations-, Forschungs- und Schutzprojekte für die Delfine auf der ganzen Welt schätzen und unterstützen. Umfassender Schutz von Walen, zu denen ja auch die Delfine gehören, ist ohne akkreditierte und zertifizierte Delfinarien nicht möglich – auch deshalb unterstützen über 80 der renommiertesten Experten auf diesem Gebiet die tiergerechte Form der Haltung dieser Tiere. Egal, wohin man also schaut, ob in die Öffentlichkeit oder in die Wissenschaft, die akkreditierten und zertifizierten Delfinarien genießen einen starken Rückhalt.

Wenn der Focus also einen Artikel veröffentlicht, der vom Kölner Express verfasst wurde, und in dem “heftige Proteste” beschrieben werden, ist das schlicht eine Lüge. Auch t-online.de fantasiert sich herbei, das “heftig gegen eine Tier-Show” protestiert worden wäre. Liegen solche drastischen Fehldarstellungen vielleicht daran, dass überhaupt kein Journalist zugegen war und man einfach nur von der als unabhängige Quelle doch sehr fragwürdigen Pressemitteilung der radikalen Delfinariengegner abgeschrieben hat? Seriöse Recherchen scheint es jedenfalls keine gegeben zu haben, denn sonst würde man nicht irrtümlich eine kleine Minderheit so überhöhen und den Unmut der Besucher ignorieren.

Einzig in Belgien & Australien auf dem richtigen Weg

Delfin mit Trainerin in Sea World Gold Coast (Australien) | Foto: Phalinn Ooi, Lizenz: CC BY 2.0

In Belgien wurde präventiv zum Schutz von Mensch und Tier gehandelt. In den Niederlanden berichtete Kriebel von immerhin zweieinhalb Stunden Zellenaufenthalt – allerdings erst nach der peinlichen Aktion im Dolfinarium, die vom Publikum sichtlich desinteressiert aufgenommen worden war. Ein richtiges Armutszeugnis lieferte die Duisburger Polizei ab, die gar nicht rechtzeitig da war. In allen Ländern aber werden die rechtlichen Folgen für die Aktion in Deutschland und die davor in den Niederlanden abzuwarten sein. Sicherlich macht es aber Sinn, dass die Polizei in Deutschland und den Niederlanden von dem Handeln der Polizei in Belgien lernt, denn einzig hier kann man ja von einem erfolgreichen Vorgehen der Behörden sprechen.

In Australien hat ein Protest der Aktivisten in Sea World Gold Coast, das übrigens rein gar nichts mit der SeaWorld-Gruppe in den Staaten zu tun hat, etwas bewirkt, das gar nicht im Sinne der Aktivisten war. Medien machten ihren Job und unterschieden klar zwischen legitimem Protest und solchen Aktionen mit den Worten: “Sie nennen es Aktivismus, aber es ist Mobbing” und die Politiker zeigen Bereitschaft nun gegen solche ja nicht durch einen demokratischen Konsens in Bezug auf den Rechtsstaat gedeckten Aktionen vorzugehen. Hiervon kann dann wiederum die deutsche Politik lernen, obgleich ja auch hier bereits zumindest in der FDP vergleichbare Ansätze zu sehen sind.

Man sollte nämlich nicht vergessen, dass umfassender Schutz von Walen, wie etwa Delfinen, nur mit akkreditierten und zertifizierten Delfinarien möglich sind:

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