Sumatra-Orang-Utan Bimbo im Pongoland des Zoo Leipzig | Foto: Fiver, der Hellseher, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Corona im Leipziger Zoo? Bruchlandung für Tierrechtler

Exklusiv für zoos.media – 05.06.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Im Fall rund um das Orang-Utan-Baby Rima haben Tierrechtler eine Bruchlandung hingelegt: Die Behörden glauben nicht an die Verschwörungstheorie und sehen keinen Handlungsbedarf.

Corona im Leipziger Zoo? Bruchlandung für Tierrechtler

Ohne auch nur den leisesten Hinweis und gegen die Aussagen des Zoos kreierte PETA eine Verschwörungstheorie, dass das jüngst verstorbene Orang-Utan-Baby Rima dem Coronavirus zum Opfer gefallen wäre – wir berichteten. Inzwischen hat sich dieser völlig abstrusen Theorie auch das Great Ape Project (GAP) angeschlossen: “Die Initiative Great Ape Project, die sich für Grundrechte auch für Menschenaffen ausspricht, gab am Dienstag bekannt, dass sie vor diesem Hintergrund gegen den Zoo und dessen Direktor Jörg Junhold Anzeige wegen des Verdachtes auf Verstoß gegen Tierschutz- und Infektionsschutzgesetz gestellt hat”, berichtete die LVZ.

Behörden sehen keinerlei Handlungsbedarf

Sumatra-Orang-Utans im Pongoland des Leipziger Zoos (2017) | Foto: Fiver, der Hellseher, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Weder das Leipziger Veterinäramt noch das örtliche Gesundheitsamt sehen in irgendeinerweise Handlungsbedarf, obgleich man von Seiten der Tierrechtsindustrie versuchte, auch sie man von dieser Theorie zu überzeugen. Das ist deshalb nachvollziehbar, weil es im Leipziger Zoo keinen Coronafall gab oder gibt. Es gibt ja nicht mal den leisesten Hinweis darauf. Das Great Ape Project verweist darauf, das Patienten, die positive Testergebnisse zeigen, keinerlei Symptome hätten. Das für sich genommen stimmt auch, allerdings liegt der Anteil solcher Patienten nach aktuellen Schätzungen bei rund 20%. Wenn sich der Virus allerdings verbreitet hätte, wäre das aufgefallen, denn Rima starb bereits Anfang April. Bei einer Lücke im Hygienekonzept, hätte man also längst etwas gemerkt, weil sich das Virus weiter verbreitet hätte und Erkrankte entsprechende Symptome gezeigt hätten.

Tests für eine Personengruppe zu fordern, verbraucht nur sinnlose Test-Kapazitäten, die für echte Patienten viel dringender gebraucht werden, anstatt um eine haltlose Verschwörungstheorie von Tierrechtsvereinen zu widerlegen, die ohnehin keinerlei sichere Basis hat. Ein Corona-Test kann nur auf fundierter Basis erzwungen werden. Eine solche ist in diesem Fall nicht gegeben. Auch Rima zeigte nie Anzeichen für eine solche Infektion, noch hätte sie – aufgrund der strengen Hygiene-Maßnahmen – eine Chance gehabt, sich zu infizieren. Der Leipziger Zoo ist dafür bekannt, auf allen Ebenen sauber zu arbeiten. Dafür war er bereits bekannt, als noch niemand über COVID-19 sprach.

Auch die übrigen Affen zeigen keinerlei Symptome. Eine Ansteckung untereinander wäre bei den Tieren aber nicht zu verhindern gewesen, da die Tiere sich sehr nahe sind. Die Gruppenstruktur in Leipzig ist exzellent und das Baby hätte das Virus wohl sehr einfach verbreiten können. Auch das ist aber nicht geschehen. Es wäre also ein statistisch völlig unwahrscheinliches Wunder, wenn im Pongoland, wo die Orang-Utans im Zoo Leipzig leben, der Coronavirus sich unter Pflegern und/oder Tieren verbreitet hätte und niemand Symptome gezeigt hätte. So ein statistisches Wunder als eine Art Beweis anzunehmen, ist nichts weiter als eine Verschwörungstheorie.

Durchschaubare Masche

Orang-Utan Surya im Zoo Rostock | Foto: Joachim Kloock, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Warum die Tierrechtsindustrie solche fragwürdigen Theorien schmiedet, ist offensichtlich: man versucht im Gespräch zu bleiben. Das versuchen auch andere Akteure aktuell – ein bekanntes Beispiel ist der vegane Koch Attila Hildmann, der auch mit PETA kooperierte und dessen Buch PETA bis heute (Stand: 05.06.2020, 10:24) empfiehlt. Den Fall Hildmann arbeitete die Zeitung “Welt” auf und zwar unter der Überschrift: “Veganer und Verschwörungstheoriker – Zwei Welten, die zusammenpassen“. Aufgrund zahlreicher Medien kann man konstatieren: das schaffen diese Leute mit ihren abstrusen Theorien leider auch. Medien berichten aktuell nur allzu unkritisch über solche Verschwörungstheorien und machen sich zu schädlichen Multiplikatoren.

Die mediale Rezeption der Verschwörungstheorie über das Orang-Utan-Mädchen Rima ist ein Musterbeispiel von etwas, was vielfach schon geschah: Pressemitteilungen werden schlicht reproduziert – ohne jeden kritischen Ansatz. Es ist ja kein Ding der Unmöglichkeit bei einem Zoo anzufragen und eine Äußerung abzuwarten, ob nun gegenüber einem selbst oder in anderen Medien, bevor man einfach eine Pressemitteilung reproduziert. Wer das getan hat, hat nämlich umgehend erfahren, dass an dieser Verschwörungstheorie nichts dran ist. Viele Medien haben sich aber lieber trotzdem an der Verbreitung dieser Fake News beteiligt.

Bisher ist nicht ein einziger Orang-Utan als positiv für den Coronavirus getestet worden – weder im Zoo, noch in der Natur. Nichtsdestotrotz und damit es auch möglichst so bleibt, achtet man im Zoo enorm auf Hygiene und auch in der Wildbahn ergreifen die seriösen Artenschützer entsprechende Maßnahmen. Auswilderungen zum Beispiel wurden komplett gestoppt, um jede etwaige Infektion von Wildpopulationen ausschließen zu können. Daher wird es auch langsam voll in den Schutzstationen für diese Tiere – allerdings nicht nur bei Orang-Utans ist dies der Fall. Seit Jahren unterstützt der Leipziger Zoo solche Stationen aktiv und nachhaltig, wie viele andere Zoos es auch machen.

Mitglieder der Tierrechtsindustrie, wie zum Beispiel PETA, tun das nicht. Während moderne Zoos und Aquarien um das Überleben zahlreicher Tierarten kämpfen und einige bereits gerettet haben, hört man von Tierrechtsorganisationen, besonders in letzter Zeit, bemerkenswert viele Verschwörungstheorien, die sich durch eine außergewöhnliche Abstrusität kennzeichnen. Allerdings rettet man Orang-Utans nicht mit Verschwörungstheorien in deutschen Medien, sondern mit einer Kombination aus Maßnahmen ex situ und in situ. Dieser Arbeit haben sich Zoologische Gärten bereits seit Jahrzehnten verschrieben. Zoos wie der in Leipzig, mit seinem besonderen Pongoland, sind der Grund, weshalb es unter anderem für Orang-Utans, aber auch viele weitere Tierarten, noch berechtigte Hoffnung auf Überleben gibt.

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