Tukan im Santa Barbara Zoo | Foto: William Warby, Lizenz: CC BY 2.0

Corona: Zoos & Aquarien weiterhin in Not

Exklusiv für zoos.media – 20.04.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Lage in vielem Zoos spitzt sich zu, denn viele können oder dürfen noch immer nicht öffnen. Gleichzeitig aber schweigt sich die Politik über dringend benötigte Soforthilfen aus.

Corona: Zoos & Aquarien weiterhin in Not

Blick in den Zoo der Zukunft: Gondwanaland, Zoo Leipzig | Foto: Frank Vincentz, Lizenz: CC BY-SA 3.0

In manchen Bundesländern öffnen heute weitere Zoos und Aquarien. Das ist schön für Besucher, löst aber nur wenige Probleme. Dadurch verringert sich das Defizit ein bisschen, aber Soforthilfen werden weiterhin gebraucht. Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) informiert genau darüber in seiner jüngsten Pressemitteilung.

“Nach dieser langen Schließzeit begrüßen wir es natürlich außerordentlich, wenn jetzt zumindest die Zoos in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz in der kommenden Woche wieder öffnen dürfen. Für alle anderen ist neben den fehlenden Einnahmen vor allem der fehlende verbindliche Zeitplan für eine Öffnung das größte Problem. Bei allem notwendigen Schutz der Bevölkerung muss ein konkreter Plan her, wie die Zoos unter Auflagen wieder Besuchereinnahmen generieren können, um die seit mehr als vier Wochen laufenden Kosten für unseren wertvollen Tierbestand, das Personal und das Futter zu finanzieren. Wir können nicht einfach abschließen und abwarten.” – Prof. Jörg Junhold, Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten & Direktor des Leipziger Zoos

Mindestens 100 Millionen werden gebraucht

Ein Teil der Außenanlagen für Elefanten im Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

Bereits vor einiger Zeit hatten wir über das Hilfegesuch des Präsidenten des VdZ an die Politik berichtet. Das blieb, laut dem Verband “größtenteils unbeantwortet”. Details dazu werden nicht genannt. Das Hilfegesuch war notwendig geworden, denn “die bisher eingerichteten Rettungsschirme der Bundesregierung [seien] für die Zoos weitgehend nicht nutzbar”. Vor einigen Tagen hatte man erklärt, dass dies besonders die kommunal verwalteten Zoos betreffe. Gleichzeitig war erklärt worden, dass man an “Finanzierungs- und Rettungsschirmen” arbeite, aber dazu bot die Pressemitteilung auch keine nähren Informationen.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Politik ohne genaues Konzept und Plan in dieser stressigen Krisenzeit von selbst tätig werden wird. Entsprechend wird eine konkrete Konzeption wohl von den Zoos beziehungsweise den Verbänden kommen müssen. Im Safariland Stukenbrock, der erste Zoo, der in Europa wieder öffnete, hat man auch selbst ein Konzept entwickelt, dass dann mit der Politik abgesprochen wurde. Eigeninitiative, gerade in dieser schweren Zeit, seitens der Zoos und Verbände wird es also weiter brauchen.

Daran arbeiten auch schon viele Zoologische Institutionen in bewundernswerter Art und Weise – ohne zu wissen aber, ob dieses immense Investment an Zeit und Arbeit sich jemals auszahlen wird. Entsprechend ist auch Initiative der Politik von Nöten, um verantwortlich, schnell und unbürokratisch in dieser Sache zu helfen. Geld wird dringend benötigt, denn Artenschutz, Bildung und Forschung gibt es nicht zum Nulltarif. Könnte meinen Zoo allein mit Tierliebe finanzieren, bräuchten die Zoos und Aquarien in Deutschland sicher kein Geld, aber Rechnungen bezahlt man eben in Euros.

Es geht um alles

Die Gefahren, die das Überleben von Tieren in der Natur bedrohen, legen keine Solidaritätspause ein, nur weil Deutschland und viele andere Länder aktuell auf Sparflamme laufen. Dazu können Zoos dabei helfen zu verhindern, dass solche Pandemien wieder geschehen. Nach der Krise brauchen wir Zoos und Aquarien also sogar noch mehr als zuvor. Wenn man durch die anrollende Wirtschaftskrise, von der man aktuell wohl nur die Spitze des Eisbergs sieht, Zoos und Aquarien verlieren würde, verliert man automatisch viele Arten für immer.

Schneeleopard im Zoo Krefeld. | Foto: zoos.media, entspr. Lizenz durch den Fotographen

Wenn Zoos sterben, sterben Tiere und zwar nicht, weil es irgendwelche medial herbeigedichteten Todeslisten generell in Zoos geben würde, sondern weil sie wichtige und unersetzliche Arbeit im Bereich des Natur- und Artenschutzes leisten. Umfassender Schutz von Tieren, Arten und deren Lebensräume funktioniert nur durch eine Kombination von Projekten in situ und ex situ. Das muss dringend gewährleistet werden. Allein im Lebensraum kann man Arten kaum schützen.

Daher geht es für viele Arten eben wirklich um alles: das pure Überleben. Zoos haben schon viele Arten gerettet und die natürlichen Lebensräume sind darauf angewiesen, dass sie es weiter tun, denn sonst werden sie zerstört. Man kann mit Ökosystemen nicht ewig Jenga spielen und glauben, sie könnten nicht kollabieren. Wenn es moderne, akkreditierte und zertifizierte Zoos und Aquarien nicht schon längst geben würde, müsste man sie dringendst erfinden.

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