Eisbär im Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

Eisbär-Unfall zeigt den Irrtum des Ökotourismus

Exklusiv für zoos.media – 31.07.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Unfall mit einem Eisbären in Spitzbergen zeigt auf wie fragwürdig Ökotourismus-Angebote sind, in denen sich Touristen Wildpopulationen nähern.

Eisbär-Unfall zeigt den Irrtum des Ökotourismus

Von Anti-Zoo-Aktivisten wird er Ökotourismus ständig als Alternative angepriesen. Es wäre ja angeblich viel besser, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Das ist falsch, denn es ist nicht automatisch besser – und das aus vielen Gründe auf unterschiedlichen Ebenen. Klassisches Beispiel dafür ist das Whale Watching:

Warum Whale Watching mehr schadet als nützt

Weitere negative Nebenwirkungen von Ökotourismus sieht man am Great Barrier Reef:

So zerstörst du mit Sonnencreme das Great Barrier Reef

Ein weiteres Beispiel sind die von Klippen stürzenden Robben:

Robben, die über Klippen springen

All das hält aber Anti-Zoo-Populisten nicht davon ab, Ökotourismus weiterhin als die viel bessere Alternative zu Zoos anzupreisen. Diese Mode nutzend, denken sich natürlich auch Kreuzfahrtanbieter immer mehr entsprechende Angebote aus. Hapag-Lloyd Cruises kam wohl dann auf die ziemlich fragwürdige Idee, ein Angebot mit Eisbären zu stricken. Kreuzfahrt-Touris auf den Spuren der bedrohten Tiere.

Eisbär im Arctic National Wildlife Refuge | Foto: Susanne Miller/USFWS, Lizenz: CC BY 2.0

Klar ist so etwas ein attraktives Angebot: es gibt Bilder wie in Naturdokumentationen und natürlich liegt auch Gefahr in der Luft. Dass es eine schlechte Idee ist, sich mit einer bestimmten Zahl an erlebnisorientierten Laien, in den Lebensraum der gefährlichen Landraubtieren einzudringen, kam dabei wohl keinem in den Sinn. Ebenso wurde offenbar nicht hinterfragt, ob es nicht vielleicht sehr dämlich ist, einer bedrohten Tierart so weit auf die Pelle zu rücken, dass man Situationen kreiert, die ein Tier zum Angriff motiviert.

“Wenn es nur noch 25.000 Eisbären auf dem Planeten gibt, dann ist jedes Exemplar wichtig.” – Jeff Corwin

Nun kam es eben genau zu einem solchen Angriff und der belegt den Irrtum des Ökotourismus, denn der ist eben keine bessere Alternativ zu irgendwas. Menschen, die nicht seriös forschen oder Artenschutz betreiben, haben in der Nähe von bedrohten Wildpopulationen einfach nichts zu suchen. Überall auf der Welt erleben wir wie Touristen Populationen auf die Pelle rücken und damit Schaden anrichten.

“Es tut uns sehr leid, dass es zu diesem Vorfall gekommen ist.”

Einsicht von Hapag-Lloyd Cruise ist nicht zu erwarten. So bedauert man zwar, dass es zu diesem Vorfall kam, reflektiert aber gar nicht, dass es vielleicht eine grundsätzlich schlechte Idee ist, so etwas überhaupt anzubieten. Im Statement erklärt man:

“Wir bedauern diesen sehr. Denn Hapag-Lloyd Cruises ist seiner Verantwortung bei Reisen in den sensiblen Gebieten und dem respektvollen Umgang mit der Natur und Tierwelt sehr bewusst.”

Es ist kein respektvoller Umgang mit der Natur, in Betracht zu ziehen mit einer Gruppe Touris bedrohten Eisbären potentiell auf die Nerven zu gehen, um es sehr pointiert auszudrücken. Ebenso ist es sehr fragwürdig, so genannte “Eisbärenwächter” einer solchen Gefahr auszusetzen. Eisbären sind nun mal sehr gut getarnt und erfahrene Jäger. Im Zoo braucht es viel Liebe, großen Respekt und eine Menge Zeit, mit diesen Tieren eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen. Die Behörden vor Ort warnen auch häufig vor der Gefährlichkeit der Tiere.

Eisbären sicher im Zoo beobachten

In Wahrheit sind zoologische Einrichtungen die bessere Alternative, um Eisbären zu beobachten. Wir haben bereits in einem Artikel intensiv darüber aufgeklärt wie gut die Haltung der Tiere im Zoo funktioniert und wie gehaltlos gegenteilige Behauptungen sind.

Eisbären in modernen Zoos

In seriösen zoologischen Einrichtungen sieht man die Tiere verhältnismäßig nah, erlebt ihr Verhalten und muss keine Angst haben. Zudem kann man direkt den Schutz von Eisbären unterstützen, denn viele Zoos kooperieren zum Beispiel mit Polar Bears International, die sich dem Schutz dieser Tiere verschrieben haben.

Mit einem Ausflug in den Zoo kann man also wirklich etwas Positives für Eisbären erreichen.

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