Elefanten-Schädel in Tanzania | Foto: Laika ac, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Elefantenfriedhof: Zwischen Mythos und Wahrheit

Exklusiv für zoos.media – 08.06.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Was ist dran am Elefantenfriedhof? Wie entstehen die Ansammlungen von Elefantenknochen wirklich? Dieser Artikel geht dem Thema auf den Grund und räumt mit manchen Vorurteilen auf.

Elefantenfriedhof: Zwischen Mythos und Wahrheit

Elefanten im Nationalpark von Addo in Südafrika | Foto: Gorgo, Lizenz: gemeinfrei

Elefanten werden sehr gerne vermenschlicht und eine Besonderheit ist, dass Ihnen ein wahrer Totenkult unterstellt wird. Der Elefantenfriedhof wird auch sehr gerne von Tierrechtlern ins Feld geführt, um die Tiere zu vermenschlichen. Entstanden ist dieses Märchen auch dank Disney-Filmen wie Tarzan oder König der Löwen.

Tatsächlich aber findet man Ansammlungen von Elefantenknochen in der Natur – und zwar auch von den ausgestorbenen Verwandten der heutigen Elefanten. So gibt es einen Mammutfriedhof bei Kostolac (Serbien) und einen Friedhof von Eurasischen Altelefanten bei Rom (Italien) – aber was hat es damit auf sich?

Die Zähne sind schuld

Elefant in Kabini ermöglicht einen Blick auf seine Zähne. | Foto: PramodCL, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Elefanten haben das Glück, dass ihre Zähne ein paar Mal nachwachsen, aber irgendwann ist dabei das Ende der Fahnenstange erreicht und mit etwa 50-60 Jahren sind die Mahlzähne abgenutzt. Jetzt haben die wilden Elefanten ein großes Problem – sie sind in ihrer Nahrungsaufnahme eingeschränkt. Sie brauchen nun weiche Nahrung von viel Wasser, um zu überleben. Das gibt es ja leider nicht unbedingt häufig, aber wenn alte Elefanten dann solche Plätze finden bleiben sie dort, bis sie versterben.

So kommt es, dass es bestimmte Häufungen gibt, die dann wiederum sehr viel über die Entwicklung der Vegetation an dem Ort aussagen und durch Altersbestimmung der Skelette kann man dann davon ausgehen, dass der Ort, an dem man sie findet früher einmal eine entsprechende Vegetation aufwies. Das ist zweifelsohne interessant für Geologen zum Beispiel.

Somit entstehen Elefantenfriedhöfe nicht aus einem Totenkult heraus, sondern aus der Not von alten Elefanten, die Probleme mit den Zähnen haben. Es ist die letzte Karte, die sie in nach einem langen Leben von immer härter werdendem Überlebenskampf ziehen können. Die meisten Elefanten aber kommen nie in die Gelegenheit, da sie deutlich früher in der Wildbahn versterben.

Elefantenfriedhof im Zoo

Elefanten im Zoo von Buenos Aires (2010) | Foto: Alex Proimos, Lizenz: CC BY 2.0

Aus dem Märchen der Elefantenfriedhöfe werden teils abstruse Forderungen abgeleitet, dass man dies im Zoo nachempfinden müsste. Im Zoo haben wir eine vergleichbare Lebenserwartung der Tiere (Wiese & Willis, 2004), die wahrscheinlich in den kommenden Jahren noch deutlich steigen wird, weil die Elefantenhaltung in Zoos sich hervorragend entwickelt hat. Hier haben die alten Elefanten großes Glück, denn sie müssen die Herde nicht verlassen, um altersgerechtes Futter zu bekommen.

Im Zoo weiß man, dank dem medical training, immer genau Bescheid wie es um die Zähne der Tiere bestellt ist und reagiert entsprechend, um dem Elefant das für ihn bestmögliche Futter zu bieten. Somit verschwindet die Not, die wilde Elefanten dazu zwingt sich von der Gruppe zu trennen.

Was man in Zoos macht ist, dass man der Herde die Möglichkeit gibt, sich von einem verstorbenen Tier zu “verabschieden”. Dass man dies nun als “Sterberitual” bezeichnen kann, ist recht unwahrscheinlich. Man beobachtet das auch in der Wildbahn und leider wird auch das ziemlich verklärt. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Versicherung des Todes des Herdenmitglieds: der tote Körper wird abgetastet oder auch Laute abgegeben.

Das als eine Trauerfeier oder ein Trauerritual zu bezeichnen, ist eine sehr kühne These, denn solche auch als Weckversuche deutbare Reaktionen, sprächen eher nicht dafür, dass die Tiere wirklich verstehen, was passiert ist. Um das wirklich zu testen, müsste man Hormonuntersuchungen bei den Tieren vornehmen. Letztendlich ist der Herdenzusammenhalt in der Wildbahn vor allem zweckmäßig, weil es das Überleben der Tiere sichert.

Ob und wenn ja wie intensiv Emotionen bei dieser Zweckgemeinschaft überhaupt eine Rolle spielen, ist wissenschaftlich nicht hinreichend belegt. Es ist auch aktuell eine sehr nachrangige und kaum dringliche Forschungsfrage, weil aktuell Forschung zum Erhalt der bedrohten Tiere eine höhere Priorität hat.

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