Der Präriehund-Nachwuchs klettert | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover

Erlebnis-Zoo Hannover: Von Mini-Buddler und Samtschnauzen

Exklusiv für zoos.media – 26.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Im Erlebnis-Zoo Hannover gibt es bezaubernden Nachwuchs bei den Präriehunden und Karibus. Im Artikel gibt es viele Hintergrundinformationen rund um die Tiere.

Erlebnis-Zoo Hannover: Von Mini-Buddler und Samtschnauzen

Es ist wohl schwierig zu sagen, wer süßer ist: das Karibu-Mädchen Norma Shearer oder die 20 kleinen Präriehunde, die aktuell ihre Installationen in der Themenwelt Yukon Bay des Erlebnis-Zoo Hannovers erkunden. Die Rasselbande erklickte in den Monaten April und Mai das Licht der Welt und das kleine Rentier wurde am 20. Mai – also vor rund einer Woche – geboren. Ihr Name geht auf eine in Kanada geborene Schauspielerin zurück, die in den 1930er Jahren zu Hollywoods größten Sternen zählte.

Hollywood-Diva in Hannover

Das Karibu-Mädchen Norma Shearer erkundet neugierig Yukon Bay. | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover

Die Queen of MGM, wie Edith Norma Shearer auch genannt wurde, verdankt dem Tonfilm im wesentlichen ihren großen Erfolg. Sie orientiert sich an den großen Divas ihrer Zeit, Greta Garbo und Marlene Dietrich, die übrigens einst Liebesbriefe nach Hannover schickte, und diese Ausrichtung ihrer Karriere brachte Shearer schließlich den Oscar ein. Das junge Rentier muss natürlich keine Oscar-Performances liefern, aber ist trotzdem der Star aktuell im Erlebnis-Zoo, denn sie gewinnt die Herzen der Besucher wie einst die Hollywood-Schönheit, die Millionen im Kino verzauberte. So wird das Karibu-Mädchen eine wichtige Botschafterin ihrer bedrohten Art.

In der Natur geht es den Östlichen Karibus (Rangifer tarandus caribou) leider nicht so gut wie den Botschaftern der Art im Erlebnis-Zoo Hannover. Die im gesamten EAZA-Raum nur insgesamt drei mal gezeigte Unterart, wird von der IUCN als EN gelistet, während Rentiere insgesamt als VU eingeschätzt werden. Die Art, die unter anderem den borealen Wald bewohnt, was ihr den englischen Namen gibt, gehört also zu den stark bedrohten Rentierarten. Allerdings gibt es auch noch einen weiteren, eher auf bergige Gegenden spezialisierte Ökotyp. Ein dritter Ökotyp kalbt in der Tundra. Somit ist diese Art biologisch mindestens so spannend wie ein guter Hollywood-Film.

Gefahren für diese Art sind zu einem sehr geringen Teil der Wolf, aber viel aktiver als der natürliche Jäger, sind bestimmte Menschen dabei, diese Art von der Erde zu tilgen, denn sie fragmentieren und zerstören ihren natürlichen Lebensraum. Vor dem Hintergrund ist es wichtig, dass eine Back-Up-Population in modernen zoologischen Gärten gemanagt wird, wenn die Schutzmaßnahmen in der Natur allein nicht den gewünschten Erfolg bringen. Norma Shearer ist deshalb von großer Wichtigkeit, damit diese Art nicht ausstirbt.

“In den ersten sechs Monaten trägt das Jungtier sein helles Jugendkleid – wodurch die dunkle Schnauze umso mehr auffällt – und hebt sich dadurch deutlich von den anderen Tieren ab. Karibu-Kälber erkennen ihre Mütter übrigens an der Stimme. Wenn ein Karibu-Weibchen das Rufen eines Kalbes hört, antwortet es mit einem gedämpften Ruf. Diesen Ruf erwidert nur das eigene Kalb, indem es auf seine Mutter zuläuft. Einfach mal hinhören!” – Erlebnis-Zoo Hannover

Buddelnde Rasselbande

Ein Kuss öffnet Türen: Die beiden Präriehunde im Erlebnis-Zoo Hannover übten schon vor ein paar Monaten. | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover

Wer die 20 Namensvetter der Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) werden sollen, ist nicht überliefert. Die Erdhörnchen machen aber ihrem Namen gerne alle Ehre und lieben die Erde – vorwiegend zum Buddeln und als Eigenheim. In der Natur sind sie immer weniger zu finden, waren sogar mal kurz davor bedroht zu sein, aber inzwischen hat sich die Lage wieder entspannt. Die Jungtiersterblichkeit in der Natur ist sehr hoch – nur rund 50% überleben. Einen großen Anteil daran hat Infantizid, denn, so süß sie aussehen, so erbarmungslos sind sie auch, wenn sie in der Natur im ständigen Kampf ums Überleben gefangen sind.

Sie sind wahre Ökosystem-Ingenieure und sind an einigen Orten deshalb wichtige Pfeiler auf die das Ökosystem aufgebaut ist. Vergleicht man Grasland, indem die Tiere leben, mit Grasland, in dem keine Präriehunde zu finden sind, so ist die Biodiversität dort höher, wo auch die possierlichen Buddler am Werk sind. Sie sind deshalb im Zoo wichtige Botschafter für das Grasland, weil sie es so prägen. Ohne sie wäre die Prärie Nordamerikas, von Kanada bis runter nach Mexiko, nicht das, was sie ist. Da die Tiere für Plagen sehr anfällig aber gleichzeitig so enorm wichtig für das Ökosystem sind, sind sie wichtige Tiere im Zoo, da man so viel von ihnen lernen kann.

Der Kuss der Präriehunde ist übrigens ein natürliches Verhalten, das für ihr Sozialgefüge sehr wichtig ist. Generell ist das Sozialleben sehr interessant, denn die Tiere bilden Kolonien, die von fünf bis hin zu tausende Tiere zählen können. Für die Kommunikation untereinander sind auch die Töne, die sie ausstoßen von großer Wichtigkeit. Am meisten hört das typische “jump-yip”, das auditiv das Territorium definiert, aber es gibt auch noch mehr zu hören, wenn man die Tier beobachtet. Innerhalb der Kolonien gibt es dann auch Nester. In Hannover waren es drei und genau die haben die 20 nun verlassen.

Ergänzung:

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