Nur dank Zoos gibt es heute noch Kalifornische Kondore. | Foto: Pacific Southwest Region U.S. Fish and Wildlife Service, Lizenz: CC BY 2.0

Erfolg: Erneut Wirkung von Zoos für Artenschutz nachgewiesen

Exklusiv für zoos.media – 13.12.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Dass moderne Zoos und Aquarien für den Artenschutz sehr wichtig sind, ist nichts Neues. Aktuell zeigt das Update der Roten Liste dies aber sehr deutlich auf.

Erfolg: Erneut Wirkung von Zoos für Artenschutz nachgewiesen

Die IUCN hatte bezüglich ihrer Roten Liste viele schlechte Nachrichten, aber eben für einige Arten auch sehr gute Nachrichten. 10 Arten konnten in ihrem Bedrohungsstatus herabgestuft werden – ein großartiger Erfolg, der eben auch modernen zoologischen Einrichtungen im Wesentlichen zu verdanken ist. Die Liste umfasst nun 112.432, wovon 30.178 als bedroht gelten. Die Geschichte der 10 Arten, deren Status sich verbessert hat, gibt nicht nur Hoffnung, sondern belegt auch den Bedeutung moderner Zoos und Aquarien.

Leuchtende Beispiele

Guamralle im Cincinnati Zoo | Foto: Greg Hume, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die auf Guam endemische Rallenart, über die wir schon berichtet haben, wird von Zoos weltweit geschützt. 35 Jahre kämpften moderne zoologische Einrichtungen hart um das Überleben der eher unbekannten, aber stark bedrohten Art und nun konnte sie vom Bedrohungsstatus “in der Wildnis ausgestorben” herabgestuft werden. Ähnliches kann auch der Kalifornische Kondor nun von sich behaupten – auch über ihn haben wir schon häufig berichtet. “Natürlich bestärkt uns der Bericht der IUCN in unserem Handeln”, sagt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ). “Für uns heißt das, dass die Natur sich erholen kann, wenn man ihr nur mit vereinten Kräften auch die Chance dazu gibt.” Die diese Arten erhaltenen Zuchtprogramme wurden beide von renommierten Zoos in den USA gegründet und auch von dortigen Erfolgen wesentlich geprägt.

Mit dem Loro Parque ist aber auch ein VdZ-Mitglied wesentlich an der Herabstufung einer weiteren Art beteiligt, dem Mauritiussittich. Über diese Art haben wir auch intensiv berichtet – sogar mit einem Video, das ihr und dem Projekt gewidmet ist. Dank dieser Arbeit gibt es ganz aktuell wieder 750 wilde Sittiche dieser besonderen Art. Ohne den Loro Parque wäre sie bereits vor Jahren verschwunden. Vor dem Hintergrund ist diese Herabstufung ein großer Erfolg des Loro Parque, der nicht nur vom VdZ, sondern auch anderen Zooverbänden akkreditiert ist und international vielfach für sein Engagement in verschiedenen Bereichen ausgezeichnet wurde.

Auch Maccullochella macquariensis, ein häufig als “Blaunase” oder “Blauer Kabeljau” bezeichneter Fisch, verdankt seiner Erholung einem Zuchtprogramm in Menschenobhut, woraus ab den späten 1990er Jahren der Nachwuchs in die Natur gebracht wurde. Auch die Pedder-Galaxie – kein Sternensystem, sondern auch ein Fisch – konnte sich erholen und dies ebenfalls dank eines umfassenden Planes, der auch verwandte Arten umfasste und das Thema Zucht in Menschenobhut abdeckte. Die Haltung von Tieren bleibt also wichtig für deren Erhalt.

Zoos haben noch Arbeit vor sich

Mauritiussittich bei Le Pétrin (Mauritius) im Mai 2016 | Foto: Michael Hanselmann (www.MichaelHanselmann.de), Lizenz: CC BY-SA 4.0

“Angesichts der traurigen Tatsache, dass sich zwar der Bedrohungsstatus von zehn Arten auf der Roten Liste verbessert hat, aber zeitgleich 73 Arten schlechter als zuvor eingestuft werden mussten, steigt die Bedeutung moderner Zoos”, sagt Volker Homes. “Unser Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt ist unersetzbar. In vielen Fällen schützen wir die letzten Exemplare ihrer Art und bringen sie – wenn es sinnvoll ist – wieder in die Natur.” Laut VdZ werden von den über 70 Mitglieder-Zoos in vier Ländern jährlich vier Millionen Euro pro Jahr für Artenschutz investiert. Mit diesem Geld kann viel erreicht werden.

Von den rund 250 akkreditierten Mitgliedern des Weltzooverbandes werden pro Jahr rund 350 Millionen US-Dollar in den Artenschutz investiert. In den USA sorgen im dort größten Zooverband 238 Mitglieder für 231 Millionen US-Dollar, die in den Natur- und Artenschutz wandern. Die Geldmengen, die bewegt werden, sind also immens, aber viel schwerer noch wiegt ist die Unterstützung, die sich in Geld nicht aufwiegen lässt. Die Nachzucht von einer Art, die in der Natur ausgestorben ist, hat einem Geldwert von 0 Dollar oder Euro, bedeutet aber für Artenschutzprojekte natürlich einen unschätzbaren Wert, der die Geldmengen wohl noch bei Weitem übersteigen dürfte.

“Die erfolgreiche Wiederansiedelung einer bedrohten Art ist ein ungeheurer Erfolg für den Artenschutz der international vernetzten Zoos”, sagt der VdZ-Geschäftsführer Volker Homes. “Sie ist Höhepunkt und Lohn für die kostenintensive, auf Dekaden angelegte Arbeit unserer wissenschaftlich geleiteten Einrichtungen.” Nicht selten sind zu Beginn solcher Projekte Auswilderungen aber nicht möglich, weil gar nicht mehr genug Lebensraum vorhanden ist. Der muss dann erst aufwendig geschaffen werden – entweder durch Renaturierung oder Unterschutzstellung. Dabei helfen auch moderne Zoos und Aquarien tatkräftig mit. Der Wert einer Artenschutzaktion misst sich aber nie anhand der Anzahl der Auswilderungen.

Die Herabstufung des Bedrohungsstatusses einer Art hingegen ist ein guter, objektiver Indikator für den Erfolg solcher Projekte und ein Lohn, der aber oft jahrzehntelange Arbeit voraussetzt. Die Loro Parque Stiftung konnte so aber bereits 9 Arten vor dem Aussterben bewahren.

Viele andere Zoos konnten weitere Arten retten oder an solchen Erfolgen maßgeblich mitwirken. Das zeigt erneut: Wenn es zoologische Einrichtungen nicht schon längst geben würde, müsste man sie dringend erfinden, um Tierarten vor der sechsten großen Aussterbewelle der Arten zu retten.

Diesen Beitrag teilen