Weiße Tiger im Hollywood- und Safaripark Stukenbrock (2009) | Foto: Christine und David Schmitt, Lizenz: CC BY 2.0

Erster Zoo in Deutschland öffnet wieder

Exklusiv für zoos.media – 17.04.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Mit dem Safariland Stukenbrock öffnet heute der erste deutsche Zoo und die Regierung von Mecklenburg-Vorpommern hat eine Öffnung der dortigen Zoos für den 20. April 2020 in Aussicht gestellt.

Erster Zoo in Deutschland öffnet wieder

Heute öffnet der erste deutsche Zoo wieder seine Pforten: das Safariland Stukenbrock.

Auch zahlreiche Medien berichteten über das Thema wie zum Beispiel der TV-Sender Sat.1, was man hier abrufen kann.

Pilotprojekt mit Vorbildfunktion

Obgleich es sich um einen Zoo handelt, den sich die Besucher – nun natürlich mit entsprechenden Auflagen zum Schutz von Mensch und Tier – mit dem Auto erschließen und so eine Safari mit dem eigenen Wagen erleben, hat dieses Konzept für die ganze Zoologische Gemeinschaft unschätzbare Bedeutung. Es liefert auch eine Blaupause wie man auch in Zoos ohne Autos einen sicheren Teilbetrieb ermöglichen kann. Das Safariland folgt nämlich einem Prinzip, dass auch an weiteren Ausflugszielen von NRW, die zu Fuß erschlossen werden, teilweise schon in ähnlicher Form Gang und Gäbe ist.

Eine Einbahnstraßen-Lösung mit Abstandsvorgabe und unter Verhinderung von Staupunkten wäre auch in anderen Zoos möglich – quasi wie eine Safari mit gedachten Autos. Natürlich kann dann nur eine gewisse Anzahl an Besuchern in den Zoo und ein Rundweg müsste abgesperrt werden, aber es wäre zumindest ein Teilbetrieb, der wieder Geld in die Kassen bringen könnte – dringend benötigtes Geld für die weitere Versorgung der Tiere und Erhaltungs(zucht)projekte.

Das Safariland macht es vor wie man mit einer Adaption bewährter Konzepte für den Zoo eine Öffnung zumindest teilweise erreichen kann. Das Team um den Zoologischen Leiter Markus Köchling hat hier Pionierarbeit geleistet, die dem Safariland enorm hilft, von der allerdings auch andere Zoos lernen können, um vergleichbare Konzepte angepasst an ihre individuellen Möglichkeiten entwickeln können. Diese Arbeit ist also der zurzeit so erhoffte Silberstreif am Horizont für die Zoologische Gemeinschaft.

Mecklenburg-Vorpommern zieht nach

Gestern verkündete der Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern, Patrick Dahlemann (SPD), auf Twitter, dass im ganzen Bundesland dort die Zoos wieder öffnen dürfen – ab dem 20. April 2020:


Natürlich ist aber auch hier noch nicht “business as usual” angesagt:


Ursprünglich war in der Lockerung vom vergangen Mittwoch seitens des Bundes und der Länder erklärt worden, dass Zoologische Institutionen nicht öffnen dürften. Im Rahmen des Förderalismus haben die Bundesländer jedoch gewissen Spielraum, den sie nun auch zum Vorteil von Zoos ausnutzen können.

Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet Mecklenburg-Vorpommern das erste Bundesland ist, dass für die Zoos eine wichtige Entscheidung trifft. Es ist auch das einzige Bundesland mit einem Landeszooverband, der schon oft durch großartige Arbeit auffiel – zum Beispiel im Rahmen der Verhandlungen zum Thema Invasivarten. Die Landes-SPD dort hat zudem immer bewiesen für die Anliegen von Zoos und Aquarien ein offenes Ohr zu haben und diese wichtigen und unverzichtbaren Artenschutz-Zentren im Interesse des Naturschutzes im Land und auch darüber hinaus zu stärken.

Werden andere Bundesländer nachziehen?

Orang-Utan Surya im Zoo Rostock | Foto: Joachim Kloock, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Das Pilotprojekt in NRW und der Vorstoß vom Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zeigen, was möglich ist und könnten nun zum wichtigen Vorbild werden. Auf zahlreichen Zoo-Seiten und -Gruppen auf Facebook zeigten sich unzählige Zoofreunde im Angesicht der Lockerungen vom vergangenen Mittwoch dadurch verwundert, dass teils Einrichtungen öffnen dürfen, die während dieser Pandemie viel schwieriger sicher zu managen wären als viele Zoos und Aquarien. Warum die zoologischen Institutionen in der bundesweiten Entscheidung so behandelt wurden, ist bisher fraglich.

Nun zeigen aber diese Beispiele, dass es möglich ist, trotz der Beschränkungen die Zoos und Aquarien zu öffnen, da die Regulierung seitens der Bundesregierung sich – gemäß der Formulierung – auf einen Normalbetrieb zu beschränken scheinen. Ein Verbot des Betriebs mit Sicherheitsbestimmungen, die epidemiologisch sinnvollen Maßgaben entsprechen, wurde nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Auch in China öffneten die Zoos nicht sofort komplett, sondern unter bestimmten Beschränkungen.

Lisztaffe im Zoo Schwerin | Foto: Harald Hoyer, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Für die von den vielen Beschränkungen betroffenen Menschen in Deutschland, können das Safariland Stukenbrock und die Zoos von Mecklenburg-Vorpommern zu wichtigen Naherholungsinseln werden. Zoos waren und sind ein Fenster zur Wildnis und der Natur. Gerade in diesen Zeiten sind sie besonders wichtig, denn ihre wertvolle Arbeit wird nach wie vor gebraucht. Die Welt steht nämlich nicht still, weil gerade in Deutschland und anderen Ländern das öffentliche Leben auf Sparflamme läuft, sondern Arten sind weiter in Not und drohen auszusterben. Auch sie brauchen starke Zoos und Aquarien, die für ihr Überleben kämpfen.

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Nachträgliche Ergänzungen:
Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) teilte mit, dass weitere Öffnungen geplant sind ohne Details zu nennen.


Sobald Näheres gesichert klar wird, werden wir darüber berichten, damit wir hier alles an einer Stelle sammeln können.

Genau wie der Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern, kündigte Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) an, dass ebenfalls am 20. April 2020 die Tierparks und Wildparks in Schleswig-Holstein wieder öffnen dürfen. Der NDR zitiert sie dazu mit den Worten, dass dies wichtig sei “weil die Tierparks auch auf Einnahmen angewiesen sind, damit die Tiere gefüttert werden können”. Ebenfalls habe sie gesagt, dass es wichtig für Familien sei, “sich auf Besuche freuen zu können”. Schleswig-Holstein wird aktuell von einer so genannten Jamaika-Koalition regiert.

Wie RTL berichtet, dürfen auch in Rheinland-Pfalz die zoologischen Einrichtungen unter Auflagen am Montag wieder öffnen. Verschiedene Zoos erklären aber, dass sie noch Zeit bräuchten, die Auflagen umzusetzen und erst ein paar Tage später wieder aufmachen könnten. Im Bundesland regiert aktuell eine Ampelkoalition.

Die Morgenpost berichtet, können auch Zoo und Tierpark in Berlin wieder öffnen. Als ein “realistisches Ziel” werde der 25. April 2020 anvisiert. Laut insuedthueringen.de sollen ab 27. April auch im dortigen Bundesland “Zoos, Tierparks und botanische Gärten” wieder öffnen dürfen. Der Tagesspiegel berichtet von einer baldigen Öffnung der “Tierparks und Wildgehege” exklusive der Tierhäuser in Brandenburg. Angedacht schein dafür der 22. April, soweit das kontextuell erschließbar ist.

– Nachträgliche Ergänzung endete am 28.04.2020, weitere Infos in folgender Berichterstattung – 

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