Emus und Kängurus im Outback vom Erlebnis-Zoo Hannover | Foto: zoos.media

Aus der Vergangenheit lernen: Studie zur “Lumpy Jaw”-Krankheit

Erschienen auf mdpi.com am 23.10.2020. | Von: Jessica Rendle, Bethany Jackson, Stephen Vander Hoorn, Lian Yeap, Kristin Warren, Rebecca Donaldson,Samantha J. Ward, Larry Vogelnest, David McLelland, Michael Lynch, Simone Vitali, Ghislaine Sayers, Fabia Wyss, Darren Webster, Ross Snipp & Rebecca Vaughan-Higgins

In der Natur und in Menschenobhut ist die “Kängurukrankheit”, die auch “Lumpy Jaw” genannt wird, ein Problem. Also versucht man im Zoo aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Dazu wurde nun eine Studie vorgestellt.

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Hinweis: Lange Zeit dachte man, dass die Krankheit nur in Menschenobhut vorkommen würde, was aber nicht der Fall ist. Der Tierarzt Dr. Michael Asperger, erklärte bereits 2002 in seiner Doktorarbeit, dass es nicht nur Berichte zum Auftreten der Krankheit in der Natur geben würde (als Belege nennt er: Tomlinson & Gooding 1954; Munday 1966; Arundel et al. 1977; Kirkpatrick in Horton u. Samuel 1978; Miller & Beighton 1979), sondern die Krankheit auch bereits lange vor der Haltung der Tiere existierte: “Untersuchungen von HORTON und SAMUEL (1978) ergaben, dass diese Krankheit bereits bei fossilen Makropoden vor 26.000 Jahren existierte”. Damit gibt er einen guten Überblick über den damaligen und noch immer aktuellen Forschungsstand zu diesem Thema.

Das Anti-Zoo-Projekt “Projekt EndZoo” verbreitete auf Basis unserer Berichterstattung über die oben verlinkte Studie leider die Fehlinformation, dass die Krankheit nur in Menschenobhut problematisch wäre, indem wir aufgefordert wurden, den Teaser-Text dahingehend zu ändern, dass die Krankheit “nur in Gefangenschaft […] ein großes Problem” sei, was vor dem Hintergrund der schon lange zum Thema verfügbaren wissenschaftlichen Literatur natürlich falsch ist. Aus diesem Grund haben wir nun nachträglich diesen Hinweis hier angefügt, denn offenbar fällt es Zoogegner-Organisationen noch immer sehr leicht, solche allgemein bekannten Grundlagen der Veterinärmedizin zu ignorieren. Dabei bezieht man sich fälschlicherweise auf Passagen der Einleitung der oben verlinkten Studie und missinterpretiert sie als eine Art Ergebnis der Studie. In der Einleitung aber wird nur ein Hinweis auf eine andere Studie an Westlichen Grauen Riesenkängurus gegeben, die sehr selten in Zoos gehalten werden – in Deutschland zum Beispiel aktuell nur drei Mal.

Diese Studie untersuchte aber nur die Prävalenz von MPPD in einer, noch dazu isolierten, Population per visueller Beobachtung und CT als diagnostische Instrument. Auch in dieser Studie weist man aber bereits zu Anfang darauf hin, dass die Krankheit bereits in der Natur beobachtet wurde (belegt mit: Wallach 1971, Vogelnest & Portas 2008 sowie Arundel et al. 1977, Miller & Beighton 1979, Vogelnest & Portas 2008, Borland et al. 2012). Dazu erklärt das Paper, dass weitere Untersuchungen von Wildpopulationen nötig wären. Insofern ist es völlig abwegig, aufgrund diesen Studien auch nur ansatzweise zu behaupten, diese Krankheit wäre nur in Menschenobhut (EndZoo nennt es fälschlicherweise “nur in Gefangenschaft”) ein großes Problem. Der vor dem Hintergrund uninteressante Vorschlag von “Projekt Endzoo”, unseren Artikel-Teaser in die von dem Projekt vertretene Lüge umzuwandeln, demaskiert die Agenda dieses mehr als fragwürdigen Projekts. 

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