Rote Schlankloris leben in Bäumen | Foto: Alex Pyron, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Klimaschutz: ETH Zürich stellt Lösung vor, die allen hilft

Exklusiv für zoos.media – 05.07.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Forscher der ETH Zürich haben eine wichtige Studie zum Klimaschutz vorgestellt und eine liefert eine einfache Lösung von der Zoos und Aquarien schon seit sprechen.

Klimaschutz: ETH stellt Lösung vor, die allen hilft

Die Klimaschutz-Diskussion wird aktuell durch Vorschläge aus dem Spektrum der Verbotspolitik bestimmt, dabei wäre etwas viel effektiver, dass moderne Zoos und Aquarien bereits seit Jahrzehnten fordern und betreiben: Lebensräume schützen, retten und wieder herstellen. Die Dimensionen dabei scheinen riesig. Gesprochen wird von einer Trillionen Bäume, was ungefähr einer Aufforstung auf einem Gebiet der Vereinigten Staaten von Amerika entspricht. Für viele eine völlig unvorstellbare Größe, aber schauen wir uns das genauer an.

Sumatra-Orang-Utan im Chester Zoo | Foto: Mike Peel (www.mikepeel.net), Lizenz: CC BY-SA 4.0

Es geht um 1.000.000.000 Hektar Wald – in Worten: eine Milliarde (in Englisch: one billion). Im Jahr 2017 verloren wir rund 29.400.000 Hektar Wald in einem Jahr. Was also neugepflanzt werden müsste, wären 34 Mal der der Verlust eines Jahres wie 2017. Die Studie verlangt also nichts Unmenschliches, sondern nur die Instandsetzung ohnehin in den letzten Jahrzehnten zerstörter Ökosysteme – das muss man ohnehin machen, wenn man die Biodiversität erhalten will und vielen Arten eine Zukunft geben möchte. Fragmentierung von Waldhabitaten ist ein massives Problem zum Beispiel von Orang-Utans und Zoos versuchen Lösungen zu finden – wie etwa der Chester Zoo. Diese Lücken zwischen Waldgebieten nun wieder zu schließen, wäre sehr, sehr wichtig – theoretisch auch völlig unabhängig vom Klima gedacht.

“Jede andere Lösung des Klimawandels erfordert, dass wir alle unser Verhalten ändern, oder wir müssen eine Entscheidung von oben von einem Politiker treffen, der an den Klimawandel glaubt oder nicht glaubt, oder es müsste eine wissenschaftliche Entdeckung sein, die wir noch nicht haben”, erklärte der Forscher Tom Crowther der Thomson Reuters Foundation. Die Lösung über die Aufforstung sei die “leistungsstärkste Lösung”. Anders als zum Beispiel die Windenergie, schadet diese Lösung nicht den Ökosystemen, in dem sie sie zerstört oder Arten an den Rand des Aussterben bringt, sondern schützt viel mehr noch die Ökosysteme und deren Bewohner, indem die verlorenen Lebensräume wieder hergestellt werden.

Haben wir Platz genug?

Der Planet Erde 1968 vom Mond aus betrachtet. | Foto: NASA/Bill Anders, Lizenz: public domain

Die Studie bejaht diese Frage und das ist auch nachvollziehbar, denn wir haben diese Waldfläche ja in den letzten Jahrzehnten schon verloren. Die Massen als Holz, die wir seit Jahrzehnten brauchen, sind ja irgendwo her gekommen. Natürlich wurde bereits wieder aufgeforstet, aber unterm Strich steht seit Jahren ein Minus. Dass man das ändern muss, ist kein Geheimnis und wird nicht bestritten. Es ist auch keine Glaubensfrage oder komplizierte Berechnung nötig, um das zu verstehen. Aktuell gibt es auf der Welt rund 2,8 Milliarden Hektar Wald und bei der Aufforstung ginge es vor allem um ehemals intakte, aber heute zerstörte Ökosysteme, schreiben Studienleiter Jean-François Bastin und seine Kollegen. Sie hätten deshalb Städte und landwirtschaftliche Flächen bei ihrer Berechnung bewusst ausgespart.

Gut möglich wäre die Wiederaufforstung vor allem in Russland sowie in USA, Kanada, Australien, Brasilien und China – zudem wäre sie dort auch am nötigsten. Hier sind viele Ökosysteme zerstört worden, die es ohnehin wieder herzurichten gilt. Man muss also nichts tun, was es nicht ohnehin zu tun geben würde. Moderne Zoos und Aquarien predigen seit Jahren ein Ende der Entwaldung und ein Wiederherstellen der bereits zerstören Ökosysteme. Der Zoo Karlsruhe etwa hat im Kleinen vorgemacht wie es geht: die angeschlossene Artenschutzstiftung hat einige Hektar in Ecuador gekauft und will so Lebensräume bewahren, aber auch verlorenen Wald wieder aufforsten. Die Konzepte sind also da, sie sind erprobt, es gibt Experten – der rote Teppich ist quasi ausgerollt. Solche Projekte müssten nun nur noch stärker gefördert werden, damit die Zoos und Aquarien hier mehr tun könnten.

Dass es solche Projekte nicht schon viel mehr gibt, scheitert im Wesentlichen am Geld. Die Welt rettet niemand im Alleingang, aber bereits bestehende Projekte in Zoos und Aquarien mehr zu fördern und bestehende Strukturen und Konzepte somit zu nutzen, ist kein Hexenwerk – schon gar nicht für die Politik. Man muss nichts Neues erfinden, keine neuen Strukturen schaffen oder das sprichwörtliche Rad neu denken. Zoos und Aquarien machen das seit Jahrzehnten und bitten ebenso lang die Öffentlichkeit und die Politik um Unterstützung der Projekte. Hoffentlich wird diese Studie dazu beitragen, dass solche Projekte wie das im Zoo Karlsruhe nun mehr unterstützt.

Der vielversprechendste Ansatz in der ganzen Diskussion

Schimpansenbaby im Loro Parque | Foto: zoos.media

Was die Studie vorschlägt, ist das seit Jahren das Konstruktivste in der ganzen Diskussion, weil es auch politisch mehrheitsfähig ist, da man von einer Verbots- und Einschränkungspolitik wegkommt. Ein wichtiger Faktor ist nämlich die Forschung, die es in den letzten Jahren durchaus schafft, immer effizientere Technologie zu entwickeln, sodass der Raumbedarf, der zum Beispiel zur Bereitstellung von wichtigen Rohstoffen benötigt wird, weiter sinkt. Auch im Bereich Energie-Erzeugung gibt es bereits enorm raumeffiziente Lösungen und die Entwicklung geht ja weiter. Da Aufforstung die effizienteste Form der Bekämpfung des Klimawandels darstellt, kann man sich darauf und auf die Forschung sehr stark fokussieren. Das schließt viele ideologisch zugebaute “Nebenkriegsschauplätze”.

Somit ist diese Studie ein echter “Game Changer” in der Klimadebatte, weil sie klare Lösungsansätze definiert, die machbar und für dessen Umsetzung bereits Strukturen vorhanden sind, die man nur ausbauen muss. Das heißt natürlich nicht, dass es leicht wird, aber es wird schon sehr viel leichter, weil es nun einen konkreten Fahrplan gibt. Man könnte sich stundenlange und sündhaft teure Diskussionen über irgendwelche “Nebenkriegsschauplätze” sparen, aber ob das geschieht ist fraglich. Seit Jahren sind verschiedene Lobbyverbände von allen Seiten ja zu Profis geworden mit völlig überflüssigen Diskussionen von der Kernfrage abzulenken und man kann nun auch die Hoffnung in die Studie setzen, dass sie das beendet und zu einer Fokussierung auf die Lösung führt, denn das ist, was der Debatte bisher fehlt. Nun gibt es eigentlich keine Ausrede mehr, sich nicht mehr zu fokussieren. Man muss nun eben nur genau das tun, was sich leichter anhört als es praktisch sein wird.

Waldelefantenkuh mit Kalb im Mbeli River (Nouabalé-Ndoki National Park, Kongo) | Foto: Thomas Breuer, Lizenz: CC BY 2.5

Es ist ja klimaschutztechnisch völliger Quatsch darüber zu diskutieren, ob ein Auto vom Typ XY nun noch in die Innenstadt von YZ in Deutschland fahren darf oder nicht, weil das Ergebnis der Diskussion ja keine echte Auswirkung hat, stattdessen kann man sich nun auf die wirklich wichtige Diskussion fokussieren auf internationaler Ebene Aufforstungsprojekte zu realisieren. Damit kann man, nun nachgewiesenermaßen, das meiste und beste erreichen. Es braucht internationale Lösungen und hierbei sind moderne Zoos und Aquarien durch ihre internationale Vernetzung und ihr Fachwissen enorm wichtige Partner, denn sie machen das schon seit Jahren: sie retten Arten und damit natürlich auch deren Lebensräume. Wie das, was wir jetzt brauchen, funktioniert, wissen die Experten in den zoologischen Einrichtungen sehr gut, weil genau das ja ihr Job ist.

Die Frage wird nun sein, ob diese Studie auch als der Schatz verstanden wird, der er eigentlich ist. Dagegen haben verschiedene Lobbyverbände natürlich etwas und die haben es in den letzten Jahren gut verstanden monetär lukrative Nebenschauplätze zu eröffnen, an denen nun ihr Geschäftsmodell hängt. Wenn man deren Diskussionen, die letztendlich Schein-Diskussionen sind, nun weiter füttert, wird man nichts erreichen und die Aufforstung nicht voranbringen. Man wird sich fokussieren müssen, denn es gibt aktuell keinen vielversprechenderen Ansatz, der insgesamt besser für den Planeten und der leichter umzusetzen ist. Das gilt es nun zu erkennen und entsprechend zu handeln.

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