2013 K300 Champion Team | Foto: Andrea Pokrzywinski, Lizenz: CC BY 2.0

Klimawandel: Forscher äußert sich zu Schmelzwasser-Foto

Erschienen auf n-tv.de am 25.06.2019.

Ein Foto von Schlittenhunden, die durch Wasser wateten, ging um die Welt. Nun relativiert der Forscher die Aussage dieses Fotos selbst – es sei nur “symbolisch”.

» mehr

Hinweis: Interessant ist, dass das Eis dort, wo das Schock-Foto aufgenommen worden ist 20 Zentimeter dicker als im Vorjahreszeitraum ist. Es belegt also nicht wirklich eine massive Schmelze, sondern ist ein recht typisches Phänomen:

Eisbär im Zoologischen Garten von Berlin (2012) | Foto: FA2010, Linzenz: public domain

Der Forscher selbst, der das Foto online gestellt hatte, erklärte: “Ein Beleg für den Klimawandel ist es aber nicht. Solche besonders warmen Tage gibt es immer mal wieder in der Arktis.” Bemerkenswert war wie Populisten dieses Bild benutzt haben und es wurde eine hysterische Berichterstattung vom Zaun gebrochen. Wie sich die Gletscher sich entwickeln werden, ist schwierig vorherzusehen. Das musste auch der Glacier National Park (GNP) einsehen, der Schilder, die ein Ende der Gletscher für das Jahr 2020 vorhersagte, wieder entfernte. Beobachtungen von Teams der Lysander Spooner University in Livingston, die jeden September den Nationalpark besuchen, legen sogar nahe, dass die Gletscher dort wachsen, aber kleiner werden sie nicht.

Das liegt an einer unvorhersehbaren Erholung der Glescher innerhalb der letzten 10 Jahre. Es galt lange Zeit als “sicher”, dass es die Gletscher bald nicht mehr geben würde. Zuerst war ein komplettes Abschmelzen für 2030 vorausgesagt, aber aktuellere Daten hätten dies für 2020 nahe gelegt – so wurde es vom National Geographic Magazine 2009 berichtet, heute ist der Artikel nicht mehr zu finden. Solche Vorgänge zeigen nicht, dass es Klimawandel nicht gibt, sondern sie zeigen viel mehr wie vorsichtig man mit solchen Vorhersagen sein muss und wie viel weniger hysterisch man mit gehypten Fotos sein muss, die angeblich genau das zeigen. Es gibt Gletscher, die wachsen und natürlich auch welche, die schrumpfen und das muss man sehr genau beobachten.

Am Ende war es also doch kein Katastrophen-Foto, wie CNN, behauptet hat, sondern nur ein Foto wie es eben gemacht werden kann. Das Problem ist, das solche Katastrophen-Hypes, die dann doch völlig unberechtigt waren, das Vertrauen der Bevölkerung erschüttern. Es stumpft die Menschen ab für wirklich große Probleme, die auch klar wissenschaftlich nachgewiesen wurden – das ist ein Problem für den Schutz der Natur auf lange Sicht hin. Die bewiesenen Fakten sind schlimm genug – man muss sich keine ausdenken. Wie schief Prognosen gehen können zeigt aktuell unser Beiratsmitglied Michael Miersch mit seiner Serie “50 Jahre 5 vor 12” auf seinem Twitter-Account.

In einer Zeit, in der die Ist-Zustände vieler Arten schlimm genug sind, braucht es Aktionen statt Prognosen, um wirklich etwas zu bewirken. Ein Viertel der Arten, die bekannt und hinreichend erforscht sind, sind aktuell vom Aussterben bedroht – das kann man ganz klar anhand vorhandener Bestandszahlen belegen. Jetzt kann man sich ewig darin verlieren zu raten, wann welche oder alle Arten ausgestorben sein könnten oder ein Wetter-Chaos alles mutmaßlich zerstört, oder man verliert nicht weiter Zeit und packt mit an bei der Rettung der Arten. Nur wenn man letzteres tut, kann man allerdings auch Arten retten wie Zoos und Aquarien das schon häufig geschafft haben.

Diesen Beitrag teilen