Wilder Großer Tümmler: Er hat eine geringe Lebenserwartung als seine Artgenossen in modernen Zoos. | Foto: Rene at da.wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Korea: Ausgewilderte Delfine spurlos verschwunden

Exklusiv für zoos.media – 17.12.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

150 Tage nachdem zwei Delfine in Korea ausgewildert wurden, fehlt nun schon seit einiger Zeit jede Spur von ihnen – das Projekt scheint gescheitert zu sein.

Korea: Ausgewilderte Delfine spurlos verschwunden

“Im Juli entließ Südkorea zwei Delfine zurück ins Meer. Nach 20 Jahren Gefangenschaft wurden sie mit einem Auswilderungsprogramm auf ihr Leben in Freiheit vorbereitet.” Damit wirbt die radikale Tierrechtsorganisation PETA für ein Nachzuchtverbot von Delfinen. Nach aktuellem Stand ist dieser Versuch gescheitert – von den Tieren fehlt jede Spur.

Keine geeigneten Kandidaten für die Auswilderung

Ein Navy-Delfin - Sobald Wale eine bestimmte Zeit in Menschenobhut sind, kann man sie nicht mehr auswildern.
Ein Navy-Delfin – Sobald Wale eine bestimmte Zeit in Menschenobhut sind, kann man sie nicht mehr auswildern. | Foto: Ste Elmore, Lizenz: CC BY 2.0

Es ist bekannt, dass Wale, die lange Zeit in Menschenonhut leben, nicht ausgewildert werden können. Die zwei Delfine, die in Korea “ausgewildert” wurden, Geumdeung and Daepo, waren 20 Jahre in Menschenobhut – das ist länger als die meisten wilden Großen Tümmler in der Wildbahn überhaupt leben. Trotzdem haben sich Tierrechtler gedacht, man könne diese Fakten und Erfahrungen über Bord werfen und es trotzdem probieren: man riskiert einfach mal das Leben der Tiere.

Die Behörden, die die Tiere verfolgen sollte, erkannten nur (5-16 Tage) einen Anschluss der Tiere an andere wilde Tiere. Nun hat man sie verloren – man weiß nicht, wo sie sind. Es gibt eine geringe und ziemlich unberechtigte Hoffnung, dass die Tiere in andere vorgedrungen wären. Sie sind unberechtigt deshalb, weil die Tiere sich offenbar nie erfolgreich an bestehende Gruppen langfristig anschließen konnten. Es wurde auch offenbar zu keinen Zeitpunkt je erfolgreiche Jagd in der Wildbahn beobachtet. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Tiere einsam und qualvoll in der Wildbahn verendeten, statt die Chance bekommen zu haben in einem modernen Delfinarium  die Chance auf ein gesundes Leben zu bekommen.

„Auswildern um jeden Preis“

Der Orca Keiko bezahlte das Scheitern des Auswilderungsversuchs mit seinem Leben. | Foto: U.S. military or Department of Defense, Lizenz: public domain

Dieses Mantra der Tierrechtsindustrie kennen wir aus dem Fall Keiko und führte zu dessen sinnlosem Tod. Das Problem ist, dass für Delfinariengegner die Behauptung, dass selbst Delfine, die nach allem, was man weiß, nicht auswilderungsfähig sind, trotzdem auswilderungsfähig sind, in ihrer Ideologie systemimmanent sind. Sie spielen eiskalt mit der Hoffnung von Leuten, dass man bestimmte Tiere Auswilderung könnte – ein Beispiel dafür ist die völlig realitätsfremde “Free Lolita”-Kampagne oder auch die ebenso von der Realität entfremdete “Free Morgan”-Kampagne.

Opfer dieses Mantras der Auswilderung um jeden Preis wurde nicht nur Keiko, sondern auch die von Ric O’Barry ins Meer gebrachten so genannten Sugarloaf Dolphins. Verantwortungsvolle Halter würde nicht in Erwägung ziehen, solche Delfine auszuwildern. In vielen Ländern werden Auswilderungen ohnehin von Behörden reguliert. Aktivisten suchten sich aber für solche Projekte gezielt Länder aus, in denen solche Gesetze nicht existieren und keine rechtliche Handhabe besteht, die Tiere vor der Tierquälerei, die eine unfachmännische Auswilderung bedeutet, zu bewahren. In O’Barrys Fall waren deshalb die Fachleute gefragt, diese Tiere wieder in Obhut zu nehmen.

Keiko allerdings konnte nicht vor der Tierrechtsindustrie rechtzeitig gerettet werden; es ist auch wenig überraschend, dass Norwegen, wo immer noch die Bejagung von Walen erlaubt ist, kein ordentliches Walschutzrecht hat. Die zwei Delfine in Korea scheinen die jüngsten Opfer einer gefährlichen Ideologie zu sein, die von der Tierrechtsszene verkauft wird.

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