Martin Lacey Jr. mit einem seiner weißen Löwen | Foto: Astrid Reuber (Lacey Fund e. V.)

Krone, Klöckner & Krisen

Exklusiv für zoos.media – 05.12.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Circus Krone äußert sich fundiert kritisch zur Verordnung der Ministerin Julia Klöckner zu Wildtierarten im Circus.

Krone, Klöckner & Krisen

Der inzwischen verlängerte “Wellenbrecher”-Shutdown zwingt viele Zirkusse dazu, nicht ihren gewohnten Tätigkeiten nachzugehen. Doch Bundesministerin Klöckner will den Unternehmen gleich noch weiter schaden, indem gewisse Tiere zukünftig nicht mehr mitreisen sollen – wir berichteten – was quasi eine Art weiterer Shutdown ist. In der Krise war wohl kein Zirkus erfinderischer wie der Circus Krone, der nicht nur Löwen-Kot verkaufte, sondern auch eine circensische Waschanlage sowie Führungen durch die eigene Seniorenresidenz anbot.

Neue Verordnung betrifft den Circus nicht, aber …

Die Verordnung in ihrer aktuellen Form habe “keinerlei Auswirkungen für den Circus Krone”, erklärt eine Sprecherin des Circus Krone. “Bären, Affen, Nashörner haben wir keine. Unser Nashornbulle Tsavo ist im vergangenen Jahr hochbetagt verstorben. Unser Flusspferd Popäa ist 54 Jahre alt und ihr Ende ist leider absehbar. Unsere Elefanten sind in der Seniorenresidenz in Spanien.” Damit würde also die neue Verordnung der Ministerin de facto nichts ändern.

Allerdings findet man bei Circus Krone dennoch kritische Worte: “Obgleich diese Verordnung uns nicht wirklich trifft, können und wollen wir die Art und Weise, wie sie zustande kam, nicht einfach so hinnehmen.” Das Ministerium habe zudem keinen Kontakt zum Circus aufgenommen, um sich die Haltung anzuschauen oder die Experten vor Ort zu befragen. Außerdem sei die Verordnung “leider überhaupt nicht wissenschaftlich fundiert.” Der Zeitpunkt zu dem diese neue Regelung kommen soll, sei “moralisch nicht vertretbar.” Man wünsche sich nun, das Ministerium würde “sich mit den wahren Fachleuten beraten und nicht den Tierrechtsorganisationen blind vertrauen”.

Dieser Shutdown für gewisse Tierarten, der auch dauerhaft gelten soll, trifft die circensischen Tierhalter zu einer Zeit, in der sie wirtschaftlich so schwach aufgestellt sind wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Klöckner sucht sich hier eine Gruppe von Tierhaltern aus, die somit einen leichten Gegner darstellt, weil viele Unternehmen am Boden liegen. Wenige behaupten sich so gut wie der Circus Krone.

Alexander Lacey findet deutliche Worte

Alexander Lacey, der Bruder des Direktors von Circus Krone und dem angeschlossenen Zoo, Martin Lacey Jr., der das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau leitet, veröffentlichte ein Statement zur neuen Verordnung auf der Seite des Lacey Fonds, einer Tier- & Artenschutzorganisation, die von der Familie Lacey ins Leben gerufen wurde. Alexander Lacey zeigte sich zutiefst beunruhigt, “dass bei all dem Chaos und der Ungewissheit im Zusammenhang mit dem Corona-Virus die vielen unorganisierten Regierungsbeamten in allen Ländern Europas Zeit und Mittel finden, um Verordnungen und Gesetze zu einem bereits niedergeschlagenen Zirkusgeschäft vorzuschlagen.”

Er sieht hinter der Verordnung ein politisches Vorgehen und keines im Sinne des Tierschutzes: “Für diejenigen von uns, die mit Tieren zu tun haben, ist es offensichtlich, dass die Politiker Tierrechtsorganisationen unterstützen, in der Hoffnung, Wähler zu gewinnen.” Zudem legt er die offensichtlichen, methodischen Schwächen der Verordnung offen: “Die Tatsachen und Beweise, die von der Zirkusindustrie und anderen unparteiischen Fachleuten vorgebracht wurden, sind völlig ignoriert worden, und die Meinung ist jetzt die neue Norm für die Formulierung von Gesetzen. Aus den “Argumenten” der Politiker ist unverhohlen ersichtlich, dass sie lediglich aus einer Liste von Meinungen (ich werde sie nicht als Fakten bezeichnen) ablesen, die ihnen von diesen Tierrechtsextremisten übergeben wurden.”

Es seien traurige Zeiten für seinen Beruf “und die Zirkusindustrie insgesamt, aber der Beginn noch traurigerer Zeiten für jeden, der mit Tieren arbeitet oder sie als Haustiere hält, und ja, das schließt Katzen und Hunde ein!” Damit macht er darauf aufmerksam, dass die Tierrechtsindustrie eben jede Form von Tierhaltung abschaffen will, wie einer der größten Player im Bereich der Tierrechtsindustrie, die Organisation PETA, auch unverhohlen zugegeben hat.

Es geht bei Weitem nicht nur um bestimmte Wildtiere und Zirkusse

Ministerin Klöckner hat bereits angedeutet, dass sie auch die Großkatzen in fahrenden Zirkusbetrieben verbieten will, was dann auch den Circus Krone massiv ins Herz treffen würde. Die Verordnung wird also mit dem Plan erlassen, sie baldmöglichst zu erweitern. Allerdings finden sich in der Begründung der Verordnung auch zahlreiche desinformative und falsche Darstellungen der wissenschaftlichen Faktenlage, die man auch gegen Zoos und Privathalter ins Feld führen könnte.

Was dabei rauskommt, wenn sich das BMEL von Tierrechtlern beraten lässt

Auch der Circus Krone hat einen Zoo, der mit ihm reist, und zudem auch eine stationäre Haltung in Wessling und im Krone-Bau, die zoologischen Grundprinzipien folgt, indem sie Artenschutz, Edukation und Forschung ermöglicht und aktiv kombiniert. Somit beweist das Unternehmen auch Weitsicht, dieses Vorgehen schon jetzt zu kritisieren, denn so wie es die circensische Haltung betrifft, wird es auch wohl bald die zoologischen Haltungen betreffen – wie es auch viele andere zoologische und private Haltungen in Deutschland betreffen wird, wenn man dieses Vorgehen einfach so hinnimmt.

Es geht der Tierrechtsindustrie am Ende nicht darum, die Zirkusse zu verbieten, sondern jede Form der Tierhaltung – vom Elefanten im Zirkus, über das Flusspferd auch im Zoo und schließlich bis hin zum Stubentiger oder Familienhund. Schon jetzt meldeten Tierrechtler, wie Klöckner selbst, Erweiterungswillen an. Wenn die Tierhalter nun keine gemeinsame Linie finden, solchen unwissenschaftlichen, undifferenzierten und indiskutablen Vorgehensweisen Einhalt zu gebieten, stehen schon sehr bald weit mehr Arten und Institutionen auf der Abschussliste des Ministeriums.

Diesen Beitrag teilen