Orcaweibchen Skyla am Unterwasserfenster. | Foto: zoos.media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Loro Parque: Orca-Dame Skyla stirbt plötzlich

Exklusiv für zoos.media – 17.03.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Diese Nachricht hat viele schockiert: Orca-Dame Skyla starb plötzlich und unerwartet im Loro Parque auf Teneriffa. Dieser Artikel erklärt die Hintergründe.

Loro Parque: Orca-Dame Skyla stirbt plötzlich

Im Loro Parque auf Teneriffa starb in der Nacht vom 11. auf den 12. März 2021 die Orca-Dame Skyla. Sie wurde sehr plötzlich aus dem Leben gerissen und das leider an einer Erkrankung, die man nicht verhindern kann: Darmverschlingung. Viele Hundebesitzer kennen das, besonders von älteren Hunden. Von einem Moment auf den anderen verdrehen sich die Gedärme und wenn man dann nicht operativ eingreift, ist es um das Tier leider geschehen

Darmverschlingung – eine schwerwiegende Erkrankung

Hauskatze | Foto: brownpau, Lizenz: CC BY 2.0

Darmverschlingung kennt man auch bei Menschen. Zur Diagnose braucht es ein bildgebendes Verfahren (meist Röntgen und Ultraschall) und der Patient muss chirurgisch versorgt werden, denn unbehandelt führt es meist zum Tode. Die mittlere Todesfallquote beim Menschen liegt bei 20% – das zeigt wie gefährlich es ist. Die Erkrankung tritt besonders bei Säuglingen auf, aber auch bei Erwachsenen auf und dann zählt jede Sekunde.

Sie ist nicht so auf dem Radar vieler Menschen, weil sie recht selten ist und wenn nicht gerade ein Fall im nahen Umfeld oder bei Haustieren (Hunden, Katzen, Meerschweinchen etwa) vorkommt, kommt man damit nie in Berührung. Zudem weiß keiner, warum das passiert. Es gibt also keine Präventionsmaßnahmen oder ähnliches, was man machen kann, um das zu verhindern.

Was man kennt sind Risikofaktoren – da ist einmal das Alter und einmal die Größe des Brustkorbs. Bei Hunden ist das recht gut erforscht: Deutschen Doggen und Bloodhounds haben eine Chance von 30 % im Laufe ihres Lebens eine solche Verdrehung zu bekommen, bei großen Windhundrassen und Collies liegt sie bei 20 % und beim Irischen Wolfshund bei 18 %. Schaut man sich nun ein Orca-Skelett an, sieht man einen riesigen Brustkorb.

Es gibt keine Ursache & keine Behandlung

Ein Trainer küsst Skyla im Orca Ocean (Loro Parque) – man sieht Liebe und Respekt zwischen Mensch und Tier | Foto: zoos.media

Vor dem Hintergrund kann man sich ausmalen, dass auch Orcas ein solches Risiko haben, dass die Magen- oder auch die Darmschlingen mal in Unordnung geraten. Skyla ist auch alles andere als ein Einzelfall. 2015 starb im Marineland Antibes das Orca-Männchen Valentin 19-jährig, also ähnlich alt wie 17-jährige Skyla, an derselben Ursache. 2002 starb der junge Orca Algonquin zweijährig im Marineland Canada mit eben solchem Befund.

Die Erkrankung kommt bei Cetaceen sowohl in der Natur, als auch in Menschenobhut vor, und ist natürlich Gegenstand von Wissenschaft und Forschung. In einer zentralen Studie wurden 18 Fälle erfasst – neun bei gestrandeten Tieren und neun bei Tieren in Menschenobhut. Letztere Todesfälle ereigneten sich völlig aus heiterem Himmel. Es gibt also nichts, woran man das hätte vorher erkennen können.

Das Problem ist, selbst, wenn man dies schnell diagnostizieren würde, was aktuell noch nicht möglich ist, gibt es aktuell noch keine Behandlung für Orcas. Man kann sie nämlich nicht mal eben rücklinks auf einen OP-Tisch legen, aufschneiden, die Sache wieder in Ordnung bringen und wieder zunähen. Denn einen Schwertwal kann man nicht in Vollnarkose legen, um eine solche aufwendige Not-Operation durchzuführen.

Der Krankheit steht man aktuell bei Orcas völlig machtlos gegenüber: man erkennt sie meist erst bei der Obduktion und kann aber vorher nichts machen, um es zu verhindern. Bei anderen Tieren oder Menschen sieht es geringfügig besser aus, aber das verdankt man eben Forschung, die man bei Orcas auch einfach nicht haben kann. Skylas Tod, so schlimm und tragisch er ist, wird diese Forschung allerdings auch weiter voranbringen.

Mit der Haltung hat es nichts zu tun

Wie bereits erwähnt, passieren solche Magenverdrehungen in der Natur genauso wie in Menschenobhut. Es gibt hierfür auch keinen eindeutig bekannten Anlass. Sämtliche Behauptungen, die Skylas Tod in Zusammenhang mit ihrer Haltung setzen, sind falsch, ignorant und entbehren jeder Grundlage. In der Natur hätte sie genauso keinerlei Chance gehabt, diese Erkrankung zu überstehen – sie wäre genauso gestorben.

Das ist die traurige Realität, die zwar keinen Trost spenden kann, aber die zeigt wie unfundiert der Populismus von Tierrechtlern und weiteren Zoogegnern ist. Allerdings hat Skyla Zeit ihres Lebens für den Orcaschutz weit mehr getan als die Personen, die nun ihren Tod missbrauchen wollen, um die Orchahaltung in Verruf zu bringen.

Der Orca Ocean im Loro Parque auf Teneriffa ist ein Zentrum der Forschung, Bildung und des Natur- sowie Populationsschutzes. Schwertwale sind zwar global nicht bedroht, aber einige Populationen stehen kurz vor ihrem Aussterben. Hier hilft die Loro Parque Stiftung aktiv und arbeitet deshalb mit den Tieren im Orca Ocean auf verschiedenen Ebenen zusammen. Skylas Vermächtnis ist ein mit Gold nicht aufzuwiegender Beitrag zum Schutz ihrer wilden Artgenossen und ihres Lebensraumes.

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