Europäischer Wolf im Tierpark Nordhorn | Foto: Famduling (Heribert Duling), Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Mehrheit der Deutschen sieht Rückkehr der Wölfe positiv

Erschienen auf senckenberg.de am 16.04.2019. | Von: Dr. Ugo Arbieu

Eine Studie zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland positiv sieht und erklärt, dass faktenbasiert kommuniziert werden muss.

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Anmerkung: Die Wiederansiedlung großer Raubtiere in einer Gegend, von wo die Tiere vertrieben worden sind, ist immer eine schwierige Sache – das ist im Ausland so, aber auch im Inland. Zu gerne aber verlangt man von Ländern, die weit entfernt sind, dass ihre Raubtiere überleben und entsprechend geschützt werden sollen. Im eigenen Land ist man dann aber doch nicht so vorbehaltlos und schreckt auch vor unsinnigen Ängsten nicht zurück. In Deutschland muss man verstehen, dass Naturschutz nicht unbedingt das Wohlfühlthema ist, zu dem es gerne gemacht wird. Arten zu erhalten bedeutet auch, dass sie Lebensraum brauchen und bei Wölfen wächst der nicht auf Bäumen.

Was beim Wolfsthema zu oft vergessen wird, ist das Verständnis füreinander. Die Rückkehr des Wolfes gibt es nicht zum Nulltarif, sondern sie kostet. Die Frage wird also sein, wer die Zeche zahlt. Aktuell tut das der Staat: wer einen Wolfsriss nachweisen kann, bekommt dafür Geld, wenn er Herdenschutzmaßnahmen zuvor getroffen hatte. Das ist so in Groben die allgemeine Regelung, die aber regionale Unterschiede und Besonderheiten kennt. Dazu gibt es auch Präventionszahlungen, die man beantragen kann, und ähnliches. Kritikern ist das zu wenig. Der Tod wertvoller Tiere könne durch diese Zahlungen nicht aufgefangen werden, wenn etwa gut laufende Zucht nach dem Tod von Tieren unmöglich wird oder ins Stocken gerät.

Die Diskussion darüber wird den Wolf auch in Zukunft begleiten – ebenso wie die Frage der Bejagung. Was vielen Naturschutzverbänden nicht gelingt ist zu kommunizieren, warum es eigentlich gut ist, dass der Wolf zurückkehrt. Das ist meist sehr platt kommuniziert nach dem Motto, weil er einfach dazu gehöre. Das ist langfristig aber zu wenig und so etwas kann dann auch sehr leicht umschlagen, wenn nicht ständige betont und erklärt wird, warum das Tier wichtig ist. Große Beutegreifer ermöglichen nämlich Evolution langfristig und kurzfristig eine gute Entwicklung als “Gesundheitspolizei des Waldes”. Das Jäger-Beute-Verhältnis ist essentiell für ein biologisches Gleichgewicht und die Entwicklung von Arten: Ohne Beutegreifer keine Selektion, ohne Selektion keine Evolution.

Wenn wir also langfristig wollen, dass sich unsere Wälder gesund entwickeln, brauchen wir den Wolf. Es ist also nicht einfach nur schön, dass er da ist, sondern er ist wichtig für das Ökosystem und seine Entwicklung. Wenn man den Menschen das begreiflich macht, haben es einmal die Wolfgegner schwerer, aber verankert man auch grundlegendes und spezielles biologisches Wissen in den Köpfen der Bevölkerung. Sobald man sich aber zu sehr in eine Diskussion um Zahlungen und Ideologie verzettelt, gerät das aus dem Fokus und das birgt die Gefahr, dass so eine Stimmung, wie die Studie sie zeigt, auch ganz schnell umschlagen kann. Hieran arbeiten aktuell viele Zoos, indem sie nachhaltig über Wölfe informieren und genau die Bildungsstätten sind, die es braucht, um hier wichtige Edukationsarbeit zu leisten.

Dazu hier auch ein Video:

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