Einem Puma ganz nah ... | Foto: Art G., Lizenz: CC BY 2.0

Die “Netzfrauen”, der Östliche Nordamerikanische Puma und angebliches Aussterben

Exklusiv für zoos.media – 16.10.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Die “Netzfrauen” berichten als News über ein Aussterben von Pumas, das es nicht gibt – die Tiere sind bereits vor mehr als 70 Jahren ausgestorben.

Die “Netzfrauen”, der Östliche Nordamerikanische Puma und angebliches Aussterben

Wenn eine Art ausstirbt, ist das ein emotionales Thema, das viele Leute berührt. Es wird oft geteilt, ruft viele Reaktionen hervor und sorgt auch für einige Kommentare – kurz: wirtschaftlich gesehen ein sehr guter Content für Social Media. Das passiert ganz getreu dem Motto: bad news are good news. Das hat sich wahrscheinlich auch wohl die Seite “Netzfrauen” gedacht und sich einfach mal ein Aussterbe-Ereignis ausgedacht:

Das ist vollkommener Mumpitz.

Der Östliche Nordamerikanische Puma

Man kann jetzt irgendwie versuchen, der Berichterstattung zu Gute halten, dass es im Deutschen die Bezeichnung hin und wieder gibt und dass der North American cougar und der Easter cougar die gleiche lateinische Bezeichnung Puma concolor couguar teilen, aber man erwartet ja durchaus, dass bei einem solchen Thema in irgendeiner Weise journalistische Sorgfalt betrieben wird. In der Berichterstattung sieht es so aus, als wäre ein Puma ganz aktuell ausgestorben und das ist einfach nicht wahr.

Um Verwirrung zu vermeiden, möchte ich mit den Übersetzungen der in den USA verwendeten Begriffen agieren. Anfang dieses Jahres erging der Vorschlag, den Östlichen Puma von der List der bedrohten Arten zu nehmen. Warum?

The U.S. Fish and Wildlife Service is removing the extinct eastern cougar subspecies (Felis concolor couguar) from the Federal List of Threatened and Endangered Wildlife, correcting a lingering anomaly that listed the species despite it likely having gone extinct many decades before the Endangered Species Act (ESA) was even enacted. Data from researchers, 21 states and Canadian provinces across the subspecies’ former eastern North American range indicate the eastern cougar likely disappeared forever at least 70 years ago.

“Der US-amerikanische Fish and Wildlife Service entfernt die ausgestorbene östliche Puma-Unterart (Felis concolor couguar) aus der Federal List of Threatened and Endangered Wildlife und behebt eine anhaltende Anomalie, im Rahmen deren die Art aufgelistet hat, obwohl sie wahrscheinlich Jahrzehnte bevor der Endangered Species Act (ESA) in Kraft trat, ausgestorben war: Daten von Forschern aus 21 Bundesstaaten und kanadischen Provinzen über die frühere nordamerikanische Verbreitung der Unterart weisen darauf hin, dass der Östliche Puma wahrscheinlich vor mindestens 70 Jahren für immer verschwunden ist.”

Im Februar bereits wurde diese Unterart gestrichen, weil sie seit über 70 nicht mehr existiert. Die Welt trauert also nicht, sondern es wurde ein Fehler korrigiert, der sich nach jahrelanger Forschung als solcher herausstellte. Solche ausgedachten Aussterbe-Ereignisse sind journalistisch hochgradig unseriös. Der Nordamerianische wird übrigens als LC gelistet und ist somit nicht vom Aussterben bedroht.

Wer sind denn diese “Netzfrauen”?

“Das Phänomen Netzfrauen – Warum “Hetzfrauen” der vielleicht passendere Name wäre”, titelte die Welt schon 2016. Dieser Titel gibt einen guten Eindruck von der Seriosität dieser Seite. Das Problem: Diese schon längst publizierten Erkenntnisse sind nicht sehr bekannt und immer wieder fallen Leute auf die Netzfrauen herein. Wirklich lesenswert ist nämlich die Conclusio des Welt-Artikels:

“Es handelt sich bei den Netzfrauen nur um Clickbait übelster Sorte. Mittels nicht durch Recherche abgedeckter und einfach nur wild aus dem Netz zusammenkopierter Behauptungen werden Schreckensszenarien an die Wand gemalt. Oft werden fremdsprachige Texte zweifelhaften Inhalts ohne Quellenangaben übersetzt. Differenzierung findet nicht statt, die Welt wird klar in gut und böse unterteilt. Wer an dieser Einteilung zweifelt oder Belege für die teils hanebüchenen Behauptungen aufstellt, wird beschimpft oder gleich geblockt.

Die Netzfrauen helfen eben nicht dabei, die Welt besser zu machen. Sie spalten, sie desinformieren und tragen zur Vergiftung des Klimas und Verhärtung von Fronten ein. Die Netzfrauen haben das zweifelhafte Kunststück geschafft, Lügenpresse und Hasskommentatoren in einem zu sein.”

Vor solchen Clickbait-Seiten, denn genau dadurch generiert diese Seite ihre Einnahmen, kann man nur warnen und das wird auch von sehr vielen Seiten her getan. Wer einen Eindruck von der fragwürdigen Arbeit der Netzfrauen bekommen will, muss sich bloß mal mit dem #puschelgate beschäftigen, dass einige Schlagzeilen produzierte. Hier ein in das Thema einführender Artikel:

Netzfrauen versus Tchibo: Echtfell oder echt kein Fell?

Wer hilft den Pumas tatsächlich?

Moderne Zoos und Aquarien, wie in Deutschland die Wilhelma zum Beispiel, helfen Pumas und sorgend dafür, dass sie eine Zukunft haben. International berührte zum Beispiel das Schicksal von Uno, einem Florida-Panther, viele Menschen. In der Wildbahn nicht überlebensfähig wurde er zum wichtigen Botschafter für seine vom Aussterben bedrohte Population des Nordamerikanischen Pumas und fand im Naples Zoo ein neues Zu Hause. Der Zoo bringt sich aber nicht erst seit dem in den Schutz der Tiere intensiv ein. Hier findet man ein Video, das von der komplexen Gemengelage in Florida einen guten ersten Eindruck liefert:

Ausgedachte Aussterbe-Ereignisse helfen diesen Tiere nicht, wohl aber eben die Arbeit von Experten unter anderem in modernen zoologischen Einrichtungen, aber natürlich auch im Lebensraum des Tiere, sowie in der Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung.

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