Delfine im Tiergarten Nürnberg | Foto: Neon21, Lizenz: CC BY 3.0

Nürnberg: 50 Jahre Delfinhaltung und PETA lügt, dass sich die Balken biegen

Exklusiv für zoos.media – 10.09.2021. Autor: Philipp J. Koiß

Während man im Tiergarten Nürnberg das Jubiläum der Delfinhaltung begeht, versucht PETA in diese Richtung Giftpfeile zu schießen. Dieser Artikel schaut, was die radikale Tierrechtsorganisation so im Köcher hat.

Nürnberg: 50 Jahre Delfinhaltung und PETA lügt, dass sich die Balken biegen

Im Tiergarten Nürnberg werden 50 Jahre Delfinhaltung gefeiert und somit ein halbes Jahrhundert insgesamt großer Erfolge bei der Haltung von Großen Tümmlern. PETA nimmt das zum Anlass kein Feuerwerk der guten Laune abzufeuern, was sie tun würden, wenn es ihnen wirklich um das Wohl und die Erhaltung der Tiere ginge, sondern stattdessen feuert PETA erneut ein Feuerwerk der Lügen ab.

Es beginnt schon in der Überschrift, die da lautet: “Tiergarten Nürnberg: 50 Jahre Tierquälerei im Delfinarium”. Die erste, sehr offensichtliche Lüge ist der Begriff Tierquälerei, denn in 50 Jahren Delfinhaltung wurde bekanntlich zu keinem Zeitpunkt diese Straftat nachgewiesen. PETA behauptet das zwar immer wieder, aber diese Behauptungen waren und sind immer falsch. Zum zweiten gibt es im Tiergarten Nürnberg nicht ein Delfinarium, sondern ein gut durchdachtes System aus Indoor-Delfinarien und der Delfinlagune.

Erneute Bild-Manipulation

Zahlreiche Besucher genießen die edukative Präsentation der Großen Tümmler im Tiergarten Nürnberg. | Foto: Jed, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Direkt unter der Unterschrift prangt ein Foto, das von der Tierrechtsindustrie häufig benutzt wird, aber nichts mit der Haltung der Tiere im Tiergarten Nürnberg zu tun hat, denn weder wurden jemals in Nürnberg Belugas, die auf dem Bild zu sehen sind, gehalten, noch mit Großen Tümmlern zusammen, noch in einer solchen Installation. Also haben wir schon eine Hand voller kompletter Fehldarstellungen und wir sind noch nicht mal im Fließtext.

Gehen wir also nun in den Fließtext: “Im Mai 1912 öffnete der Tiergarten Nürnberg seine Tore.” Richtiger wäre, dass es seit 1912 eine Institution in Nürnberg mit diesem Namen gibt, denn der Tiergarten wurden 1939 erst an den heutigen Standort Schmausenbuck verlegt. Davor gab es einen Tiergarten am Dutzendteich, der 1912 eröffnet wurde. Die Tradition von Tiergärten reicht in Nürnberg allerdings bis ins Mittelalter zurück.

“Im Sommer 2021 feiert der Zoo das 50-jährige Jubiläum seines Delfinariums”, heißt es weiter, obgleich der Tiergarten das Jubiläum seiner Delfinhaltung feiert, denn im Tiergarten gab und gibt es eben das Delfinarium I, das Delfinarium II und die Delfinlagune. Das ist hinlänglich bekannt, aber wenn man von einem Delfinarium spricht, wie PETA das tut, klingt das viel kleiner und das bereitet dann den nächsten Satz bewusst emotionalisierend vor.

“Während die Zooverantwortlichen feiern, leiden die Delfine und andere Tiere bereits seit einem halben Jahrhundert unter artwidrigen Bedingungen”, behauptet PETA weiter. Dazu muss man sagen, dass kein Delfin dort seit einem halben Jahrhundert lebt und ebenso lebt kein Delfin in Nürnberg unter artwidrigen Bedingungen, was auch dadurch nachgewiesen ist, dass die Haltung sowohl von Behörden also auch von Zoo-Experten regelmäßig kontrolliert wird und diese das Wohlergehen der Tiere bescheinigen.

“Im Sommer 2011 wurde die sogenannte Delfinlagune eröffnet, um das Delfinarium zu erweitern.” Auch das ist falsch, denn es gab, wie erklärt, zwei Delfinarien und dann kam die Delfinlagune zudem dazu. Weiter behauptet PETA: “Doch seit der Eröffnung liefern die neuen Betonbecken Grund für Streit, denn die Becken sind undicht und Reparaturen zeit- und kostenintensiv – für die Tiere bedeutet das zusätzlichen Stress.” Das stimmt so nicht. Im Laufe der Zeit wurde ein baulicher Konstruktionsfehler deutlich, dieser wird nun ausgebessert. Das ist zwar zeit- und kostenintensiv, aber den Tieren geht es dadurch nicht schlechter, es ist nur aufwendig für die Verantwortlichen und leider auch teuer für die Stadt.

“Bereits seit einem halben Jahrhundert leiden Delfine und Co. im Delfinarium des Nürnberger Zoos”, so behauptet PETA dann nochmals, aber diese Lüge wird eben auch durch Wiederholung nicht wahrer.

Ein halbes Jahrhundert Tierquälerei?

Delfin und Seelöwe im Tiergarten Nürnberg | Foto: Mammalwatcher, Lizenz: CC0 1.0

Dann schießt PETA einen kolossalen Bock: “Seit rund einem halben Jahrhundert werden Delfine, Seelöwen und Manatis im Delfinarium Nürnberg gehalten. [sic!] “Es ist eigentlich nicht so schwer, denn der Namen gibt einen Hinweis darauf, dass die Manatis im Manatihaus leben und nicht in der Delfinlagune. Delfine hingegen gibt es im Manatihaus nicht, weil für die gibt es ja die Delfinlagune – auch hier gibt der Name einen Hinweis.

An diesen beiden nächsten Sätzen merkt man dann wie bemüht PETA immer wieder ist, die Lügen durch Wiederholdung zu manifestieren: “Die Delfinlagune wurde erst 2011 eröffnet – ist seitdem allerdings eine Dauerbaustelle. Schäden an den Becken erfordern jahrelange Reparaturen, die den ohnehin in Gefangenschaft leidenden Tieren zusätzlich zusetzen.” Auch das ist am Ende falsch, weil ein völlig abstruses Bild kreiert wird. Die Lagune wurde vor 10 Jahren fertig gestellt und ja, nach 10 Jahren darf man diese auch mal ausbessern, ohne, dass man dies als Dauerbaustelle bezeichnen müsste. Also, der gleiche Quatsch von eben – nur in andere Worte gekleidet, aber eben auch immer noch falsch.

“Bereits während des Baus der Delfinlagune kam es immer wieder zu Pannen– bereits beim Bau traten erhebliche Komplikationen auf und Salzwasser wurde in ein benachbartes Waldgebiet abgepumpt.” Wenn man sowas liest, muss man sich fragen, in welcher Welt PETA lebt. Ein Projekt dieser Größenordnung hat Herausforderungen und da läuft eben nicht alles immer wie geplant. Das kann PETA nicht wissen, weil sie keine aufwendigen Tierhaltungen baut, um Artenschutz zu ermöglichen.

Dann schreibt PETA: “In den vergangenen Jahren sind im Delfinarium im Tiergarten Nürnberg bereits über 35 Tiere gestorben.” Zwei spannende Formulierungen in einem Satz, denn die ganze Zeit spricht man von einem halben Jahrhundert – warum an dieser Stelle nicht? Na, klar, denn man will so tun als sei das nur in den letzten paar Jahren passiert und nun ist ein wahrer Schelm, der Böses dabei denkt, weil das eben nicht zutrifft, sondern man schon die ganzen 50 Jahre nehmen muss, um sich so eine desinformierende Zahl zu konstruieren. Die zweite interessante Formulierung bezieht sich auf “gestorben”, denn man zählt hier auch Tot- und Fehlgeburten mit ein und somit Tiere, die nie in der Delfinlagune geschwommen sind. Es bleibt zudem zu erwähnen, dass solche Tot- und Fehlgeburten auch in der Natur vorkommen.

Großer Tümmler im Marineland Antibes schaut aufgeweckt und interessiert Besucher an. | Foto: avu-edm, Lizenz: CC BY 3.0

“Zahlreiche Tiere werden abgeschoben oder zwischen zoologischen Einrichtungen zu krampfhaften Zuchtzwecken hin- und hergereicht, damit immer neue Tierbabys Besucher:innen anlocken, die die Kassen füllen”, will PETA den Lesern weiß machen. Die Zuchtzwecke sind allerdings in modernen Delfinarien schon längst nicht mehr krampfhaft und müssen es auch nicht sein, weil sich die Delfine gut vermehren. Der Austausch unter den an der von der EAZA koordinierten Erhaltungszucht teilnehmenden Zoos, Aquarien und Delfinarien ersetzt den genetischen Austausch, den Delfine auch in der Natur haben.

Dazu dient die Zucht auch der Forschung, weil genau dieses Thema in der Natur kaum erforschbar ist – zumindest nicht in diesem Detailreichtum. Ebenso dient es den Tieren, die sexuell sehr aktiv sind, denn deshalb muss man ihre Fortpflanzung managen. Verhindern kann man sie nicht, denn das wäre Tierquälerei, also muss man dafür sorgen, dass Inzest vermieden wird, denn dies wird bei Großen Tümmlern in der Natur dann beobachtet, wenn genau dieser wichtige soziale Austausch nicht mehr stattfinden kann, weil der Lebensraum fragmentiert ist.

Unter anderem gegen solche Lebensraumfragmentierung richtet sich übrigens die In-Situ-Artenschutzarbeit des Tiergarten Nürnbergs, die dieser gemeinsam mit der Artenschutz-Organisation Yaqu Pacha durchführt und die neben den ganzen Ex-Situ-Maßnahmen im Tiergarten ein wichtiger Bestandteil moderner Zootierhaltung ist. Davon allerdings verstehen die Tierrechtsideologen von PETA nichts, denn diese Organisation engagiert sich erst gar nicht im wirklichen Delfinschutz . Hingegen wird diese Arbeit international hochgeschätzt.

“Der Tiergarten Nürnberg bietet Delfinshows an, bei denen die Tiere zu unnatürlichen Tricks gezwungen werden”, lügt PETA weiter. Warum das eine Lüge ist, weiß PETA wahrscheinlich auch selbst, denn diese Idee des Zwangs funktioniert bei Delfinen nicht und hat es auch nie. Denn schon zu Beginn der Delfinhaltung in Deutschland wurde klar, dass die Tiere nicht trainierbar sind, wenn sie hungrig sind – das beschrieb vor Jahren bereits der erste Delfintrainer Deutschlands bei uns im Interview. Zudem sind die gezeigten Verhaltensweisen nicht unnatürlich, sondern basieren gerade auf dem natürlichen Verhalten der Tiere.

Mit den folgenden Worten probiert PETA wieder eine alte Lüge aufleben zu lassen: “Damit die intelligenten Meeressäuger die triste Gefangenschaft überhaupt ertragen, werden sie in Zoos und Delfinarien oft mit Psychopharmaka ruhiggestellt.” Die Psychopharmaka-Vorwürfe gegen Tiergarten Nürnberg wurden bereits am 23. August 2012 behördlich untersucht und bewertet: “Aus arzneimittelrechtlicher Sicht kann in Bezug auf die Behandlung der Delfine mit Diazepam-haltigen Arzneimitteln kein Verstoß festgestellt werden.” Trotzdem gab es dann 2014 einen Artikel der Welt, der Gegenteiliges zu behaupten versuchte. Zu diesem Artikel gab es dann vom Presserat “gemäß §12 der Beschwerdeordnung einen Hinweis”. Trotzdem hält sich diese Lüge immer noch. Substanz hatte sie nie.

Delfinarien bedeuten unvorstellbares Tierleid?

Das behauptet zumindest PETA – allerdings eben gegen den Stand seriöser wissenschaftlicher Erkenntnisse: Große Tümmler, die weltweit verbreitetste Delfinart in Zoos und Aquarien, sind gesünderweniger gestresst und leben auch länger als ihre wilden Artgenossen. Während des Trainings schütten sie Glückshormone aus und freuen sich auf die Interaktion mit den Trainern. Allerdings versucht PETA krampfhaft, diese Lügen irgendwie am Leben zu erhalten.

Dies probiert man dann mit unsachlichen Sätzen wie: “Delfinarien sind enge und karge Betonbecken – für hochintelligente und sensible Meeressäuger bedeutet ein Leben in dieser Gefangenschaft ein Dasein voller Leid und Entbehrungen.” Im Tiergarten Nürnberg sind die Becken der Delfinlagune weder kahl noch eng. Zudem sind Große Tümmler ungefähr so intelligent wie Hühner, und ob man das als „hochintelligent“ bezeichnen kann, mag jeder selbst entscheiden, aber aus der Perspektive von ideologisch verklärten PETA-Mitarbeitern mag diese Formulierung nicht abwegig sein.

Die Delfinlagune des Tiergarten Nürnberg: gut besucht bei einer der edukativen Vorstellungen | Foto: Jed, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Ob man Delfine wirklich als sensibel bezeichnen kann, ist eben so eine Sache. Was ihre Hör-Kapazitäten angeht, sind sie natürlich sehr sensibel, aber wenn es um zum Beispiel sexuelle Interaktion geht, ist das weniger der Fall. Denn Delfine scheren sich dabei nicht großartig darum, ob die Partnerin will, zur Not wird vergewaltigt, was für Delfine als Tiere eher unproblematisch erscheint, denn dieses Verhalten wird bei ihnen natürlich nicht großartig sozial sanktioniert, aber was man trotzdem kaum als sensibel bezeichnen würde.

Außerdem hat Zootierhaltung bekanntlich mit Gefangenschaft nichts zu tun – wie wir schon oft erklärt haben, allerdings PETA kann beziehungsweise will dem wohl nicht folgen. Das “Dasein voller Leid und Entbehrungen” gibt es im Tiergarten Nürnberg auch nicht. Die Tiere haben in modernen Zootierhaltungen alles, was sie brauchen: in der Natur wären sie gefangen im ständigen Überlebenskampf, von dem sie in Menschenobhut befreit sind, denn es gibt immer genügend Nahrung, keine Umweltverschmutzung und on top gibt es auch noch eine veterinärmedizinische Versorgung, die besser ist als die medizinische Versorgung von nicht nur allen Delfinen in der Natur, sondern selbst von vielen Menschen.

Bei einem Satz wie dem folgenden kann man letztendlich auch nur müde schmunzeln: “Delfine werden dressiert, für Belohnungen in zirkusähnlichen Shows aufzutreten – zur Unterhaltung  zahlender Besucher:innen, denen das Leid der Tiere in den Einrichtungen meist nicht bewusst ist.” Die Tiere werden nämlich nach dem Prinzip der positiven Verstärkung trainiert und zwar für allerlei Dinge: Medizinisches Monitoring und weitere Maßnahmen, die ihrer Gesundheit dienen, ebenso werden sie für Forschungsprojekte trainiert und das Training dient zudem auch der Beschäftigung. Letztendlich dient alles Training deswegen mehr den Tieren, und nicht den Menschen.

Delfinvorstellung in der Lagune des Tiergartens in Nürnberg | Foto: Jed, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Der Tiergarten Nürnberg präsentiert dieses Training dann seinen Besuchern und diese Präsentationen sind absolut nicht zirkusähnlich, sondern sie dienen auch der Edukation der Besucher, die tatsächlich eben auch den Eintritt zahlen, um in dieser Präsentation allerlei über die Delfine zu lernen, denn dies ist wesentlicher Bestandteil der Präsentation, die dem Prinzip des Edutainments folgt, das sich in vielen Studien als gewinnbringende Strategie erwiesen hat, um den Besuchern die Tiere näher zu bringen, und sie für ihren Schutz zu sensibilisieren.

Der Teilsatz “denen das Leid der Tiere in den Einrichtungen meist nicht bewusst ist” stimmt aber immerhin, denn wo kein Leid ist, kann einem auch keines bewusst sein. Vielmehr ist die Idee, dass die Tiere dort leiden würden, eine Verschwörungstheorie, für die es keine seriösen Beweise gibt. Die Delfine im Tiergarten Nürnberg werden ständig auf dem jeweils aktuellen Stand der Erkenntnisse kontrolliert und das seit einem halben Jahrhundert. Irgendwann hätte es ja mal einen Beweis geben müssen, aber ein “Leid der Tiere” wird immer nur behauptet – nichts weiter.

“Delfinarien und Meereszoos sind rein kommerzielle Einrichtungen, in denen intelligente, soziale und sensible Säugetiere ohne Rücksicht auf ihr natürliches Verhalten und ihre Bedürfnisse ausgebeutet werden”, behauptet PETA mit dem Hinweis auf einen Artikel aus dem Sun Sentinal von 2004, der schon damals falsch war. Moderne Zoologische Einrichtungen haben im Wesentlichen drei Säulen: den Natur- und Artenschutz, sowie die Bildung und Forschung. Unter diesen Aspekten hält man auch im Tiergarten Nürnberg die Delfine.

Auch bei so einem Satz, wie dem Folgenden, kann man nur mit den Augen rollen: “In der Natur legen sie täglich weite Strecken zurück und tauchen mehrere Hundert Meter tief.” Er ist einfach so abstrus. Große Tümmler in modernen Delfinarien gehören zum inshore-Typus. Am besten erforscht und deshalb ganz gut vergleichbar ist die residente Population von Sarasota in Florida. Das genutzte Habitat ist größtenteils unter 4 m tief mit einer Maximum-Tiefe von 10 m in Teilbereichen (Wells et al. 1987). Das Tauchverhalten ist im Wesentlichen von der Nahrungssuche beeinflusst. Meistens findet man die Großen Tümmler der inshore-Form in Wasser mit drei Metern Tiere oder sogar weniger (Wells and Scott, 1999; Hersh et al., 1990; Connor et al., 2000).

Morgan (r) und die beiden anderen Weibchen Kohana und Skyla springen während der edukativen Orca Show im Loro Parque. | Foto: zoos.media

Delfine sind eben auch von ihrer Physis her keine perfekten Tieftaucher. Das gilt übrigens auch, wenn wir auf die größten Delfine, die Orcas, schauen: Der Tauchrekord eines trainierten (!) Orcas liegt bei 260 Metern (Bowers & Henderson, 1972) und in der Wildbahn schaffen sie bis zu 175 Meter (Barrett-Lennard & Heise, 2006). Das aber sind aber eben auch Rekorde. Der Rekord beim Menschen liegt bei 185 Metern (ohne Geräte). Kein Mensch muss so tief tauchen können, um sich wohlzufühlen. Genauso muss ein Orca nicht über 100 Meter tief tauchen können, um sich wohl zu fühlen. Auch das haben wir bereits thematisiert.

“In Gefangenschaft sterben Delfine immer wieder lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung: 2021 starben Orca Ula und Orca Kayla [sic!] im Loro Parque Teneriffa”, behauptet PETA, obwohl sie genau wissen, dass das so nicht stimmt. Denn natürlich haben die PETA-Aktivisten haben auch die Bundestagsanhörung 2013 verfolgt, in der genau belegt wurde, dass Große Tümmler, wie die im Tiergarten Nürnberg, eben nicht in Menschenobhut insgesamt wirklich verfrüht sterben. Ebenso verhält es sich bei Orcas – was wir auch bereits veröffentlicht haben.

Dann wird es widersinnig und selbstentlarvend: “Delfine gehören in den Ozean, dort können sie weit schwimmen, tief tauchen, gemeinsam jagen und frei über ihre Zeit und Aktivität bestimmen und sich ihre soziale Gruppe selbst aussuchen. Sie können das Meer erkunden und seine Bewohner.” Kein Delfin im Ozean kann das. Die Delfine können nicht einfach weit schwimmen, sondern müssen sich an Nahrungsvorkommen orientieren, sie tauchen nur tief, wenn sie durch mangelhafte Nahrungsverfügbarkeit dazu gezwungen sehen, sie jagen nur gemeinsam, weil sie sonst verhungern würden, und kein wilder Delfin bestimmt frei über Zeit oder Aktivität, weil sein ganzer Tagesablauf von dem Kampf ums Überleben bestimmt ist. Ebenso kann sich kein wilder Delfin sozial etwas aussuchen, die Tiere müssen mit dem auskommen, was eben da ist.

Was sich also bei PETA schön anhört, hat in Wirklichkeit nichts mit dem Leben von wilden Delfinen zu tun, aber das zeigt eben wie naturentfremdet PETA ist. So ein Zerrbild von Delfinleben in der Natur ist auch ein Grund, warum viel zu viele Menschen so sorglos mit der Natur umgehen: “Ach, die Delfinchen können alles machen, was sie wollen, ja dann kann ich ja auch weiter Thunfisch mit Walbeilage essen, macht dann ja nix. Und die Plastiktüte macht den Braten dann auch nicht fett.” Eben deswegen nutzen moderne Zoos und Aquarien die Edukation auch in den Delfinpräsentationen, um diese Wahrnehmung zu ändern – aber PETA arbeitet mit genau solchen lächerlichen Vorstellungen dagegen an.

Peinlicher O-Ton von PETA-Mitarbeiterin

Diese Lügen garniert man dann mit dem O-Ton der Mitarbeiterin Tanja Breining, die behauptet: “50 Jahre Delfingefängnis sind ein Armutszeugnis für die Stadt. Alle Wissenschaftler:innen und alle Besucher:innen wissen, dass Delfine in den Ozean gehören. Sie zu kommerziellen Zwecken ihrer Freiheit und ihres natürlichen Lebens zu berauben, ist ein moralisches Verbrechen.” Ein Armutszeugnis ist vielmehr, dass es diese herbeizitierten Massen an Wissenschaftlern und Besuchern gar nicht gibt, die PETAs Thesen stützen. Vielmehr ist es umgekehrt: über 150 Wissenschaftler setzen sich eben gerade für die tiergerechte Haltung von Meeressäugern in Zoos und Aquarien ein, weil diese Haltungen für die Forschung und somit dem Natur- und Artenschutz von großer Bedeutung sind.

Wissenschaft verstärkt Bekenntnis zur Haltung von Delfinen und anderen Meeressäugern

Was sie also als “moralisches Verbrechen” bezeichnet, sehen renommierte Wissenschaftler aus diesem Bereich überhaupt nicht als solches. Vielleicht sollte Frau Breining lieber bei der Biologie und Osteologie der ostatlantischen Schildfische bleiben. Aufgrund dieser Arbeit hat sie wohl auch ihren Doktortitel erlangt. Mit solchen Aussagen über Delfine hätte sie wohl an einer Universität nicht mal den sprichwörtlichen Blumentopf gewonnen.

Sinnlose Forderungen

“Wir von PETA Deutschland fordern zum 50-jährigen Bestehen des Delfinariums im Nürnberger Zoo, die Delfinhaltung zu beenden”, subsummiert PETA den eigenen Beitrag. Es ist allerdings immer noch nicht nur ein Delfinarium. Zudem würde diese Beendigung auch bedeuten, dass der umfassende Schutz von Delfinen im Tiergarten Nürnberg enden würde. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) erklärt in ihrem One Plan Approach zum umfassenden Schutz von Arten und Lebensräumen, dass eine Kombination von Maßnahmen ex situ und in situ dazu notwendig ist.

Delfine im Tiergarten Nürnberg | Foto: Neon21, Lizenz: CC BY 3.0

Aber jetzt wird es lustig: “Anfang September 2021 haben wir uns daher an den Zoodirektor Dr. Encke und den Oberbürgermeister König gewandt und 50.000 Euro Zuschuss für den Kauf eines Roboterdelfins angeboten, wenn die dort gehaltenen Tümmler in betreute Meeresbuchten überführt werden.” Diese Roboterdelfin-Idee ist himmelschreiend lächerlich. Die zig Millionen teuren Roboter können nicht mal ordentlich springen, weil sie zu schwer sind. Die dümpeln nur mit ungelenken Bewegungen durchs Wasser und sehen auch nur für Menschen, die sich mit Delfinen nicht auskennen, vielleicht etwas lebensecht aus. Mit ihnen kann man keine Forschung betreiben und Forschung ist bekanntlich die Grundlage für Delfinschutz in der Natur.

Diese “Meeresbuchten” sind in Wahrheit Netzkäfige, die es aber im Ursprungsland der Nürnberger Großtümmler gar nicht gibt. Sie liefern unter dem Strich keine Vorteile für die Tiere, was auch wohl mit einem Grunde ist, weshalb sie dort nicht existieren – also nicht in einer Form, die PETA genehm ist. Denn die Delfinarien, die Netzkäfige nutzen, werden ja auch von PETA bekämpft. Sie kooperieren übrigens gerne mit den klassischen Delfinarien – warum ist klar: die Netzkäfige sind für die Tiere im Falle von Unwettern oder ähnlichen Naturkatastrophen schlicht nicht sicher, weshalb sie dann regelmäßig in klassische Delfinarien gebracht werden müssen. Ein wirklicher Bonus für die Tiere wurde aber in diesen Netzkäfig-Installationen nicht gefunden.

Was PETA möchte, hier aber nicht offen kommuniziert, ist, sich Tiere besitzmäßig zu sichern, um sie in Projekte der Tierrechtsindustrie zu überführen. Dort gibt es dann eine reproduktionsverhindernde Qualhaltung ohne hinreichende Beschäftigung für die Tiere, wenn man den Plänen glauben darf, denn mehr als Pläne gibt es davon nicht. Das WDC hat mal ähnliches versucht: man wollte Tiere aus einem Freizeitpark in eine Netzkäfig-Installation bringen, die man noch bauen wollte. Die Delfine wurden dann im Tiergarten Nürnberg zwischengeparkt und nie abgeholt, stattdessen wurden sie zu ihrem Wohl in die Erhaltungszuchtpopulation der EAZA aufgenommen.

Inzwischen hat das WDC ein Netzkäfig-Projekt, das aber im Vergleich zum Tiergarten Nürnberg ziemlich schlecht dasteht:

Anti-Delfinarien-Kampagne: WDC unglaubwürdig

Direkt danach gibt es dann eine kuriose Forderung: “Besuchen Sie keine Zoos und Tierparks, in denen Tiere zu Unterhaltungszwecken ausgebeutet werden.” Dieser Aufforderung entspricht schon jeder, der den Tiergarten Nürnberg besucht. PETA versucht es zwar mit Lügen anders darzustellen, scheitert aber einfach an der Realität. Fest steht: im Tiergarten wird kein Tier für Unterhaltungszwecke ausgebeutet.

Auch der Satz ist komisch: “Delfine gehören nicht in kleine Betonbecken von Zoos und Delfinarien, sondern verdienen ein glückliches und möglichst selbstbestimmtes Leben.” Er trifft nämlich wieder nicht auf den Tiergarten Nürnberg zu. Das Beckensystem ist nicht klein, und zudem ist das Leben der Tiere glücklich und möglichst selbstbestimmt. In der Natur wäre es komplett fremdbestimmt, weil sie da durch die Nahrungsverfügbarkeit in ihren “Freiheiten” sehr stark eingeschränkt werden, denn es gibt im Meer nicht alle paar hundert Meter einen Laden, wo sie mal eben schnell reinspringen können, um einen Fisch zu fressen. Das Meer ist kein Paradies und war es auch nie. Natur bedeutet Überlebenskampf und das jeden Tag ohne Pause.

“Fordern Sie daher die Zoos in Nürnberg und Duisburg auf, die bei ihnen gefangenen Delfine in betreute Meeresbuchten umzusiedeln”, schließt PETA den Artikel und verweist auf eine Petition, die letztendlich nur der Adressensammlung dient – wir haben darüber bereits vor längerer Zeit aufgeklärt.

PETA will von eigenem Versagen ablenken

Letztendlich will PETA mit solchen Veröffentlichungen von eigenem Versagen und der eigenen Untätigkeit ablenken, denn weder sind die PETA-Funktionäre im Delfinschutz aktiv, noch ansatzweise so erfolgreich wie der Tiergarten Nürnberg darin ist, Delfinpopulationen zu schützen. Zudem wollen sie mit den ständigen Leid-Märchen davon ablenken, dass es in einem halben Jahrhundert offenbar kein einziger Tierrechtler geschafft hat, dieses Leid nachzuweisen.

Ebenso gelten alle diese heillosen Anschuldigungen dazu, von den Erfolgen des Tiergarten Nürnbergs abzulenken, über die wir schon berichtet haben, aber die auch jenseits von zoos.media regen Zuspruch aus Fachwelt und Öffentlichkeit bekommen haben. PETA leistet nichts in die Richtung: Es wird Leid herbeifantasiert, von Roboterdelfinen geschwärmt, die die verheerende Entfremdung der Menschen von der Natur nur noch verstärken würde, und es werden Daten von leichtgläubigen Tierfreunden gesammelt, aber in Richtung Delfinschutz bewegt PETA rein gar nichts.

Aber nicht nur von ihrem unseriösen Geschäftsgebaren will PETA ablenken, sondern auch von den über 40.000 Tieren, die PETA bereits getötet hat. Mehr dazu in diesem Video:

Zugleich möchte PETA davon ablenken, dass die Ideologie, mit der sie gegen den Tiergarten Nürnberg hetzen, umfassenden Artenschutz unmöglich machen würde, wie wir bereits oben skizziert haben, aber das kann man auch anhand anderer Arten zeigen:

PETA will, dass Nashörner aussterben

Daher sollte man sich zu diesem großartigen Jubiläum des Tiergarten Nürnbergs von solchen Organisationen nicht ablenken lassen: PETA blickt zurück auf eine Geschichte der Lüge, des Hasses und des Todes. In solchen Hate-Posts bekommen die radikalen Tierrechtsaktivisten zudem nicht mal einen völlig inhaltlich wirklich richtigen und sinnvollen Satz hin. Im Tiergarten Nürnberg kann man hingegen bei 50 Jahren Delfinhaltung auf viele große Erfolge zurückblicken: von der erfolgreichen Reproduktion der Delfine, über bedeutende Forschungsarbeiten bis hin zu Erfolgen im Bereich des Arten- und Populationsschutzes, die deshalb zustande kamen, eben weil dort seit einem halben Jahrhundert Delfine so erfolgreich gehalten werden.

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