Schmiererei radikaler Veganer | Quelle: oFace Killah/Flickr CC BY 2.0

PETA-Aktivistin gibt Einblick in ihre Arbeit

Exklusiv für zoos.media – 05.05.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Anja Hägele, eine PETA-Angestellte in Führungsposition, gab dem Spiegel ein Interview und einen Einblick in die Strategie und das Vorgehen der radikalen Tierrechtsorganisation.

PETA-Aktivistin gibt Einblick in ihre Arbeit

Markus Huth schrieb für den Stern ein Portrait der PETA-Aktivistin Anja Hägele, Kampagnen-Chefin für den deutschsprachigen Raum. Sie gibt durchaus interessante und entlarvende Einblicke in ihre Arbeit und die der radikalen Tierrechtsorganisation, die Huth bedauerlicherweise als Tierschutzorganisation verkauft, was durchaus an der Qualität seiner Hintergrundrecherche bestimmte Zweifel aufkommen lässt.

Gehalt und Mitarbeiter bei PETA

Die größte Position der Ausgaben im ideelen Bereich der Tierrechtsorganisation PETA sind die Personalkosten. Wer PETA also spendet, muss bedenken, dass gut 40% an Leute wie Hägele und ihre Mitarbeiter gehen. Das Einstiegsgehalt liegt bei 30.000€ im Jahr bei 40 Wochenstunden. Für Führunsgkräfte kann es nochmal höher ausfallen: “Hägele verdient als Führungskraft inzwischen 40.000 Euro, hat 27 Urlaubstage und eine flexible Arbeitszeit auf Vertrauensbasis”, weiß Huth zu berichten. Damit gehört Hägele nicht zu dem Top-Verdienern bei PETA, denn wenn man über den großen Teich schaut, kann man sechsstellige Jahresgehälter von PETA-Funktionären erkennen.

Wie viel Geld bekommt man in Tierrechtsorganisationen?

Zum Vergleich: Das Einstiegsgehalt von Krankenschwestern liegt bei rund 28.000€ im Jahr. Als Krankenschwester und Krankenpfleger liegt das durchschnittliche Gehalt deutschlandweit bei 2.847 € brutto im Monat und somit bei einem Jahresgehalt von etwa 34.164 €. Menschen, die täglich das Überleben vieler Menschen ermöglichen und sichern, verdienen also weniger als Menschen, die ganz klar erklären, dass ein Recht auf Leben für Tiere, zu denen sie auch Menschen zählen, nichts wäre, wofür sie sich einsetzen.

PETAs 3-Stufen-Plan

Ein Grüner Kugelfisch (Tetraodon nigroviridis) | Foto: Starseed, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Die Teamleiterin geht auch transparent mit der Strategie um, die auf Einschüchterung der Opfer setzt.

  1. Schriftliche Aufforderung: In einem Brief oder einer Mail geht PETAs Opfer in spe erstmal ein pseudo-kooperatives Schriftstück zu, das eine Aufforderung zur Änderung mit “Alternativen” enthielte.
  2. Pressemitteilung: Bei von PETA als unzureichend empfundener Reaktion, kommt eine Pressemitteilung, die PETA natürlich mit dem Geld der Spender tüchtig puscht. Da fließt dann viel Geld, um sich künstlich aufblasen zu können und Verbreitung zu generieren.
  3. Pranger: Wenn das auch noch keine erwünschte Wirkung erzielt hat, beginnt der Kern der Schmierenkampagne – natürlich aufgeblasen auch wieder mit dem Geld der Spender.

Diese Kugelfisch-Taktik ist weniger putzig als echte Kugelfische, aber zeigt doch eines: PETA setzt darauf sich aufzublasen. Der Verein, der eine einstellige Mitgliederzahl hat, investiert also nicht nur gute 40% in sein Personal (der Artikel spricht von “80 festangestellten Mitarbeitern”, PETA auf der eigenen Webseite von “62 fest angestellte[n] Mitarbeiter[n]”), sondern auch nochmal ähnlich so viel in die Öffentlichkeitsarbeit, die dazu dient, eben diese Taktik zu finanzieren. Die Frage, die sich für die Opfer dieser Maschinerie stellt, ist, ob man sich davon beeindrucken lässt.

Elefanten im Erlebnis-Zoo Hannover (2010) | Foto: Ukko.de, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Hägele berichtet Huth, dass “die meisten” bei Schritt 2 “einknicken”. Dann ist der Bluff geglückt. Es gibt durchaus Unternehmen, die diese Maschinerie fürchten, weil PETA aus vollen Spendentöpfen schöpfen kann. Freilich denken viele Spender, sie spenden für das Wohlergehen von Tieren oder zumindest für deren Schutz, aber tatsächlich wird im Wesentlichen diese “Kugelfisch-Strategie” finanziert. Beim Aussuchen ihrer Opfer lässt sich die Tierrechtsorganisation von der Realität nicht behindern, denn die angeblichen “Beweise” und die Legitimation dafür, dass dies alles seine Richtigkeit habe, werden notfalls sogar gefaket – wie man im Fall der Elefantenhaltung im Zoo Hannover gesehen hat.

Diese Taktik ist leicht auszuhebeln – nämlich, indem man erklärt, dass das alles nur heiße Luft ist. So ist dann schnell die Luft raus. Die Werkzeuge dafür sind Transparenz und Edukation. Zu dieser Edukation gehört eben auch, über PETA selbst aufzuklären. Es ist also wie beim Kugelfisch – sobald man weiß, dass das Tier in Wirklichkeit nicht so groß, verpufft jede Wirkung der Täuschung.

Mitarbeiter bei den Demos

Peta-Aktion. Quelle: Arturo de Albornoz/flickr CC BY-SA 2.0

Schritt 3 funktioniert durch eine Koordination von Aktion online und der echten Welt: ein Online-Pranger wird gepaart mit einer Demo vor Ort. Diese Demos sind berüchtigt, auch, weil man versucht vorwiegend mit nackter Haut von Frauen Aufsehen zu erregen.

Bei einer Demo erwartet man ja eigentlich, dass sich Menschen einfach so entscheiden, ihre Stimme für etwas zu erheben und dafür jetzt nicht bezahlt werden. Man erwartet, dass ein Vertreter des Veranstalters der Presse zur Verfügung steht, aber nicht, dass PETA-Mitarbeiter die Schar der Demonstranten aufstocken, damit es mehr aussehen.

Tatsächlich berichtet Hägele gegenüber Huth aber genau davon – sie selbst hat es gemacht. Als Praktikantin, also schon in Lohn und Brot bei PETA, lag sie “halbnackt unter einer Plastikfolie in einer übergroßen Fleischschale, mitten auf einer belebten Straße in Jena”. Weiter berichtet Huth: “Nach zwölf Jahren und unzähligen Einsätzen als Fleisch, Pelztier oder halbnackter Blickfang ist Hägele inzwischen Petas Kampagnen-Chefin für den deutschsprachigen Raum.”

Man muss sich also davon verabschieden zu denken, dass man bei einer PETA-Demo ausschließlich auf Menschen trifft, die demonstrieren, weil es ihnen ein Anliegen ist – offensichtlich ist es häufig Teil eines Jobs, für den sie bezahlt werden. Das relativiert so einige Vor-Ort-Aktionen, die meist aber zahlenmäßig ohnehin nicht besonders stark sind.

PETAs “Aktivistennetzwerk”

PETA hat aber auch eine Option, wie man sich größer erscheinen lassen kann, als man ist – das Aktivistennetzwerk. Eine solche Struktur, gerade in Bezug auf das Vermitteln eines falschen Eindrucks, findet man in nahezu allen radikalen Bereichen. Erst zuletzt hat der Journalist Rayk Anders und ein Team dies für Aktivisten aus dem rechten Spektrum aufgedeckt.

Es wäre naiv zu denken, dass solche Organisationsstrukturen nur mit dem stark rechten Spektrum zusammenhängen – es gibt sie in allen radikalen Spektren. Es ist auch keine neue oder besonders anspruchsvolle Strategie. Social-Media-Algorithmen reagieren auf Interaktionen mit Inhalten – völlig egal, ob die positiv oder negativ sidn. Welcher Creator das liefern kann, hat höhere Chancen von Algorithmus protegiert zu werden. Zudem sorgt die Nutzerprofile dafür, dass Inhalte nach dem Bild vorgeschlagen werden, dass die Plattform vom Nutzer hat. Somit bekommen bei einem Shitstorm auch solche Nutzer Inhalte vorgeschlagen, die nicht der Meinung des Ausgangsposts sind, sondern der der Nutzerkommentare.

So gibt es also zwei Arten von Kommentaren bei einem gesteuerten Shitstorms: die Instrumentalisierten und die Mitläufer. Social-Media-Algorithmen messen in diesem Fall eine höhere Reaktionsquote und protegieren dann den Inhalt, denn viele Reaktionen zahlen sich für die Unternehmen aus. Für die Plattformen ist es irrelevant ob da gerade jemand mit Liebe oder Hass zugeschüttet wird. Man kann so, mit einem gesteuerten Shitstorm, den Eindruck erwecken, dass es gesellschaftlich völlig andere Mehrheiten gibt, als es sie tatsächlich gibt, um so Entscheider in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen. Mangelnde Medienkompetenz sorgt dafür, dass sich tatsächlich Entscheider von solchen Methoden beeindrucken lassen.

Was bei den Rechten “Reconquista Germanica” heißt, nennt PETA “Aktivistennetzwerk”. Es gibt unterschiedliche Intentionen, aber das Prinzip ist letztendlich identisch. Angeblich 30.000 Aktivsten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz soll PETA so mobilisieren können. Über das System und wie es funktioniert, haben wir bereits berichtet.

Wie entstehen PETA-Shitstorms?

Man könnte solche gesteuerten Shitstorms, genauso wie eine Demo mit letztendlich bezahlten Teilnehmern, durchaus “Betrug” nennen. Strafbar sind diese Praktiken aber nicht, obgleich die Öffentlichkeit dadurch hinters Licht geführt wird. Solange wie das der Fall ist, bleibt es wichtig, sich dieser Mechanismen bewusst zu sein. Ganz klar ist: Es gibt ein Recht auf Meinungsfreiheit, aber nicht auf Online-Hate oder Shitstorm-Toleranz.

Die Fälle SeaWorld und Ringling Bros. haben gezeigt, wie sich CEOs von solchen real nicht existenten Mehrheiten zu Entscheidungen hinreißen ließen, die dem Unternehmen sinnlos geschadet haben. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, nicht jeden Shitstorm für relevant zu halten oder ihm, ganz grundlegend, sogar Raum zu bieten. Leider findet man auch in der Presse Journalisten, die die Kommentare bei einem Shitstorm für relevant genug halten, sie nicht nur zu berücksichtigen, sondern sogar als “Meinung” zu zitieren. So werden Trolle und Hater auch noch positiv bestärkt, was presseethisch doch sehr bedenklich ist.

PETA eine “Mogelpackung”?

Chihuahua Maya – von PETA den Besitzern entwendet und getötet | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Schaut man sich also die Mechanismen an und analysiert die Maschinerie, die hinter der dadurch sehr fragwürdig erscheinenden Strategie der radikalen Tierrechtsorganisation PETA steckt, drängt sich der Eindruck auf, dass es sich letztendlich mehr um Schein als Sein handelt und PETA darauf spielt, dass das niemand weiß oder erkennt. Im Grunde ist diese Strategie sehr fragil, sobald die Rezeption durch Edukation geschult wird.

Wer Tierschutz bei PETA sucht, bekommt auch schnell den Eindruck einer Mogelpackung, denn, obwohl PETA sagt: “Wir machen gar keinen Tierschutz“, vermitteln Medien, auch durch die falsche Verwendung des Begriffs, einen Eindruck als handele es sich um eine Tierschutzorganisation. Dies tut leider auch Markus Huth in seinem Artikel.

PETA tötete in seinem Tierheim in den USA über 38.000 Haustiere – darunter auch erschreckend viele gesunde und vermittelbare Tiere. Sogar gerettete Tiere wurden getötet, weil die reichste Tierrechtsorganisation angeblich kein Geld mehr hatte – für populistische Kampagnen ist aber anscheinend immer genügend Geld vorhanden. Spendet man PETA Deutschland e.V. zum Beispiel 5€ gehen rund 4€ in Personalkosten und Öffentlichkeitsarbeit für den Verein mit einer einstelligen Mitgliederzahl. Ingrid Newkirk, PETA-Gründerin und erste Vorsitzende von PETA Deutschland e.V., erklärte: “Wir setzen uns nicht für ein “Recht auf Leben” für Tiere ein“. So könnte auch der Tierrechtler auf die Idee kommen, es handele sich bei PETA um eine Mogelpackung, denn wie kann ein Tierrechtler, der nicht für das grundlegendste Recht der Tiere eintreten will, ein Tierrechtler sein?

Moderne Zoo und Aquarien hingegen setzen sich für das (Über-)Leben von Tieren, Arten und ihren Lebensräumen ein. Viele Arten konnten bereits erfolgreich gerettet werden, während keine Art ihr Überleben der radikalen Tierrechtsorganisation PETA verdankt.

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