Kurzschwanz-Grünkitta (Cissa thalassina) im Zoo Praha | Foto: Václav Šilha, Lizenz: CC BY-SA 4.0

PETA-Aktivistin: „Ich würde gern alles stoppen!“

Exklusiv für zoos.media – 19.06.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Auf einer Demonstration kam es zu einem Meinungsausstausch zwischen Passanten und PETA-Aktivisten. Erneut zeigte sich, dass die Aktivisten der radikalen Tierrechtsorganisationen jede Form der Tierhaltung beenden wollen.

PETA-Aktivistin: „Ich würde gern alles stoppen!“

Während einer der sinn- und erfolglosen Demos von PETA hat sich eine Person aus der Gruppe unserer Follower mal den Spaß gemacht, eine Aktivistin in ein Gespräch zu verwickeln wie die Person uns diese Woche mitteilte. Die Aktivistin demonstrierte am vergangenen Wochenende gegen umfassenden Tier-, Natur- und Artenschutz in modernen Zoos und Aquarien auf Basis längst widerlegter Vorwürfe. Auf die Frage, warum man denn nicht gegen echte Tierschutzverstöße demonstrieren würde – etwa im Bereich fragwürdiger Tiertransporte – lachte die junge Aktivistin erst und erklärte dann: “Ich will alles stoppen, ich würde auch Käfighaltung gerne stoppen und jedes Tier zu mir holen.” Eine andere wirft ein: “Das ist alles Tierquälerei!”

PETA ist gegen jede Form der Tierhaltung

Sumatra-Tiger im Zoo Osnabrück | Foto: Basotxerri, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Das belegt erneut: Es geht hier nicht nur um bestimmte Tiere in Zoos – aktuell sind Delfine, Menschenaffen und Elefanten hier ja besonders im Fokus –, sondern es geht um alle Tiere: vom Sumatra-Tiger im Zoo bis zum Stubentiger zu Hause. Wer also denkt, er könnte sich hier wegducken, irrt. Die Tierrechtsideologie, die PETA in Deutschland am stärksten vertritt, ist gegen jede Form der Haltung.

Die radikale Tierrechtsorganisation versucht das aber immer unter den Tisch fallen zu lassen und gar nicht richtig zu erwähnen. “Wir wollen das Ende jeglicher Tierhaltung”, erklärte Edmund Haferbeck von PETA gegenüber der taz im Jahre 2011. Bis heute steht auf der Webseite von PETA Deutschland e.V., “dass es Tieren besser ginge, wenn das Konzept des „Haustiers“ […] nie erfunden worden wäre”. Somit vertritt die Demonstrantin absolut die Linie der Organisation, in deren Dienst sie sich stellt.

Wirklich offen kommuniziert wird das von PETA nicht. Stattdessen spricht man explizit Tierhalter an, hetzt sie gegen andere Tierhalter auf und versucht mit dieser Taktik eine Haltung nach der anderen zu beenden. So nutzt man Zootierhalter und spielt sie gegen Zirkusse aus, man nutzt Haustierhalter und spielt sie gegen Zootierhalter aus, man nutzt die klassischen Haustierhalter und spielt sie gegen Exotenhalter oder Aquarianer aus und so weiter.

Das Ziel ist es einen Keil zwischen die einzelnen Tierhalter zu treiben, damit sie nicht zusammenarbeiten. PETA weiß ganz genau, dass sie mit ihrer mickrigen Unterstützerzahl aktuell gegen alle Tierhalter nicht ankommen, gegen Teile davon aber schon. Aus diesem Grund müssen alle Tierhalter verstehen, dass letztendlich sie alle gemeint sind, wenn gegen Zirkuselefanten, Zoodelfine und Heimpapageien gehetzt wird. Es steht nicht nur eine Tierhaltung auf der Abschussliste oder ein paar Haltungen bestimmter Arten, sondern jede einzelne.

Tierhaltung ist auf vielen Ebenen wichtig

Der Schwarzfußiltis (Mustela nigripes) wurde auch durch die Arbeit von Zoos gerettet. | Foto: Kimberly Fraser / USFWS Mountain-Prairie, Lizenz: CC BY 2.0

Wenn PETA also mal wieder gegen einen Bauern, Tierlehrer oder Zooverantwortlichen hetzt, sind in Wahrheit alle Tierhalter gemeint. Es geht bei PETA eben nicht um Tierschutz – das sagt die Organisation ja auch selbst. Das Ziel dieser radikalen Tierrechtsorganisation ist die Ausrottung jeder Haltung von Tieren, doch die bedeutet letztendlich das Ausrotten der Arten. Viele Tierarten sind auf unsere Hilfe angewiesen, die nur durch eine Kombination von Maßnahmen im Lebensraum (in situ) und außerhalb des Lebensraumes (ex situ) geleistet werden kann. Moderne zoologische Einrichtungen sind nämlich Zentren der Forschung, Edukation und des Artenschutzes – ohne sie sind viele Arten nicht zu retten und Zoos haben ja auch schon viele Arten gerettet.

Tierhaltung ist aber auch in der medizinischen Forschung wichtig, weil gewisse Tierversuche nicht ersetzt werden können. Man kann Tierversuche sicher auf ein Minimum reduzieren, aber es gibt kein Verfahren aktuell, was sie völlig ersetzen könnte. Natürlich behauptet PETA das Gegenteil, aber das ist – wie vieles in ihrer Propaganda – eine dreiste Lüge. Wenn die Menschheit irgendwann in die Gelegenheit kommen will, furchtbare Krankheiten wie AIDS zu heilen, braucht es die Forschung an dafür gezüchteten Tieren. Die PETA-Präsidentin Ingrid Newkirk, die der Organisation auch in Deutschland vorsteht, hat erklärt: “Selbst wenn Forschung an Tieren zu einer Heilung von AIDS führen würde, wären wir dagegen.” Natürlich sind Tierversuche nicht nur für die Humanmedizin wichtig, sondern auch für die Veterinärmedizin.

Assistenztiere können das Leben von Menschen mit schweren Erkrankungen erträglicher machen. Das bekannteste Beispiel ist sicher der Blindenhund, aber auch Diabetikerwarnhunde können zum Beispiel Leben retten. Zudem helfen Hunde, die sicher die bekanntesten Tiere in diesem Bereich sind, was aber nicht bedeutet, dass es keine anderen geben würde, bei der Rettung von Menschen (Lawinenhunde) und der Aufklärung von Verbrechen (Sprengstoffhunde).

Die Tierhaltung hat weitere Vorteile: ein sehr bekannter ist der der Ernährung, aber wenn man sich zur Maßgabe macht, Tiere möglichst umfassend zu nutzen, können die Tiere auch weitere Stoffe liefern. Leder und Wolle zum Beispiel, die für die Umwelt viel verträglicher sind, als die Ersatzstoffe aus Plastik, denn Kunstleder ist eben ein sehr freundliches Wort für Plastik. Dabei geht es gar nicht darum, die Tiere in Fabriken zu verwerten, sondern sie respektvoll zu behandeln und zu nutzen, wenn die Zeit gekommen ist.

Auch die Haustierhaltung – also eine Haltung von Tieren ohne eine Absicht von direktem Nutzen – wird in einer naturentfremdeten Gesellschaft immer wichtiger. Kinder, die eine Verantwortung für beispielsweise ein Aquarium zum Teil übernehmen (natürlich müssen die Eltern das überwachen), lernen viel über die Zusammenhänge im Lebensraum Wasser und wissen so genau wie anfällig dieser Lebensraum ist. So ist die Saat gesät, um sie für den Schutz solcher Lebensräume zu motivieren.

Alles stoppen ist der falsche Ansatz

Loro Parque: Orca Keto zeigt seinem Trainer seinen Bauch – ein Vertrauensbeweis. | Foto: zoos.media

Es gibt keine Tierart, die man theoretisch nicht halten kann. Limitiert wird das meiste durch finanzielle Mittel, die es braucht, um Tiere tierschutzgerecht zu halten, weshalb das Garten-Walarium den Gartenteich wohl nie ersetzen können wird. Die Einrichtungen und Personen, die aber nachweisen, dass sie ein Tier oder mehrere Tiere gut halten können, sollen das auch weiterhin tun dürfen. In der sechsten großen Aussterbewelle der Arten wird jede helfende Hand gebraucht.

Verbotspolitik ist der falsche Ansatz. Man muss die Tiere tiergerecht halten. Eine Haltung muss dem Tier gerecht werden und nicht jedem Menschen gefallen. Jeder hat das Recht, Tierhaltung im Zirkus, im Zoo, in der Forschung, zu Hause oder sonst wo nicht gut zu finden, aber solange es dem Tier oder den Tieren darin nachweislich gut geht, ist nichts gegen diese Haltung einzuwenden. Ob es einem Tier in einer Haltung gut geht, lässt sich an verschiedenen Parametern feststellen und quantifizieren. Diese objektiv festellbaren Werte müssen die Maßgabe sein, an denen eine Haltung gemessen wird, nicht die persönlichen Befindlichkeiten von Menschen. So etwas ist eine komplexe Angelegenheit und kennt keine leichten Lösungen, deshalb braucht es auch Experten, die so etwas beurteilen.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs mit der Aktivistin, die den Aufhänger des Artikels geliefert hat, kam heraus, dass sie selbst Kaninchen hält. Letztendlich hat sie also gegen sich selbst demonstriert. PETA ist gegen ihre Haltung der Kaninchen, will deren medizinische Versorgung unmöglich machen und deren Fortpflanzung verhindern. Als sie die Pappe gegen Zoos in den Himmel riss, schwang sie in Wahrheit also das Beil über den Köpfen ihrer geliebten Tiere.

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