Auge eines Elefanten in Elephant Odyssey | Foto: Psych USD, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Warum PETAs 6 wichtigste Gründe, warum Elefanten nicht in Zoos gehören, keine echten Gründe sind

Exklusiv für zoos.media – 02.05.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

PETA ist gegen Elefanten im Zoo und verbreitet zu diesem Thema sehr viele Fehlinformationen. Dieser Artikel widerlegt diese und zeigt den aktuellen Forschungsstand auf.

Warum PETAs 6 wichtigste Gründe, warum Elefanten nicht in Zoos gehören, keine echten Gründe sind

PETA versucht sich mal wieder an Populismus gegen Elefantenhaltung in Zoos. Das Ergebnis ist eine peinliche Populismus-Parade.

Werden Elefanten seelisch oder körperlich krank?

Elefanten im Erlebnis-Zoo Hannover (2010) | Foto: Ukko.de, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Es gibt keinen Fall, indem dies für moderne(!) Elefantenhaltung belegt wäre. Leider gibt es immer noch Elefantenhaltungen, die nicht modern sind – wie etwa das PAWS-Sanctuary oder andere von Tierrechtlern betriebene und unterstützte Einrichtungen mit ähnlicher Ausrichtung. Diese haben aber mit moderner Zootierhaltung nichts zu tun und folgen auch nicht den gleichen Grundlagen. Moderne Zoos und Aquarien erfüllen alle wissenschaftlich gesetzten Standards, die das Wohlbefinden von Tieren garantieren – für jedes Tier in ihrer Obhut.

Stereotypien bringen die Tiere aus nicht modernen Haltungen in die modernen Zoos. Völlig abtrainieren lässt sich das meist nicht, wenn es sich zu sehr manifestiert hat. Moderne Zoos zeigen diese Tiere aber trotzdem und integrieren sie in die Familiengruppen, um ihnen ein artgemäßes Leben zu ermöglichen. Die European Elephant Group gibt als Grund für solche Stereotypien an, dass sie vorwiegend bei sozial isolierten Tieren entsteht. In modernen Zoos finden wir genau dies eben nicht, sehr wohl aber Tiere, die eben vor ihrer Unterbringung im Zoo in einem nicht elefantengerechten Sozialumfeld gehalten wurden. Genau das erklären auch Kurt & Garai (2001) in ihrer Veröffentlichung auf die sich PETA zwar bezieht, aber irgendwie die Zusammenhänge nicht verstanden hat oder absichtlich falsch darstellt.

“Zum Teil geht es den Elefanten psychisch so schlecht, dass man sie mit Psychopharmaka ruhigstellt, wie z.B. den Elefantenbullen Shaka Im Duisburger Zoo”, behauptet PETA in Bezugnahme auf einen Stern-Bericht. Shaka ist inzwischen nicht mehr im Zoo Duisburg und wurde auch nicht aufgrund psychischer Probleme mit Psychopharmaka ruhig gestellt. Innerhalb der fraglichen zwei Jahre bekam Shaka viermal ein Sedativum. Das konnte man also an einer Hand abzählen, hat der Stern seinerzeit aber tüchtig aufgebauscht – das war kein seriöser Journalismus. Dass dies aber auch öffentlich dann später deutlich relativiert wurde, durch einer Veröffentlichung der Rheinischen Post, verschweigt PETA natürlich.

Selbstverständlich wird auch wieder über die Aktionsräume von Elefanten gelogen. Wir haben die wissenschaftlichen Daten in einem gesonderten Artikel behandelt.

Wie weit wandern eigentlich Elefanten pro Tag wirklich?

Der Kölner Elefantenpark | Foto: zoos.media

Aus den wissenschaftlichen Daten und Erkenntnissen ergibt sich, dass es den Tiere in modernen Haltungen, wie etwa dem Zoo Wuppertal oder dem Kölner Zoo, es nicht an Aktionsraum mangelt. Die Tiere, die sich ohnehin nur wenig bewegen, wenn ihnen alles geboten wird, was sie zum Leben brauchen, haben artgemäße Anlagen und erleben tiergerechte Haltung, die übrigens die gesetzlichen Standards in den meisten Fällen deutlich übertrifft.

Dazu sind die Elefantenpfleger meist seit Jahren auf diese Tiere spezialisiert und bieten ihnen allerhand Enrichment an, damit die Tiere physisch und psychisch in gesundem Maße gefördert und gefordert werden. In der Wildbahn müssen Elefanten in einer immer lebensfeindlicher werdenden Umwelt ums nackte Überleben kämpfen. In Menschenobhut hingegen erhalten sie beste Pflege auf Weltklasse-Niveau und genießen das in vollen Zügen.

Erleben die Tiere Gewalt?

Elefantentrainerin vom Perth Zoo erklärt den stumpfen Elefantenhaken. | Foto: Belegscreenshot des Videos https://www.facebook.com/PerthZoo/videos/10154590046471715/

In modernen Haltungen ist die Gewalt schon gefühlte Ewigkeiten verschwunden. Man trainiert auch diese Tiere mit positiver Bestärkung. Der Elefantenhaken dient als Guide oder Target und ist quasi die Übersetzung des  Stoßzahns, den Elefanten haben. Den nutzen Elefantenmütter in der Wildbahn allerdings deutlich rabiater als es jeder Pfleger könnte. Man muss sicherlich aufhören, die Elefanten als “sanfte Riesen” misszuverstehen – das genauso falsch wie lebende Hunde als Kuscheltiere zu verkaufen. Solche Tiere brauchen in der Haltung eine bestimmende Hand, von der aber nie Gewalt ausgehen darf. In modernen Zoos, die Elefanten halten, wird auch nicht mit Gewalt gegen Elefanten gearbeitet, weil die Pfleger die Tiere, um die sie sich kümmern, mit viel Liebe und Respekt behandeln. Letztendlich wäre es schlicht auch ineffektiv Elefanten zu misshandeln.

Es gibt einen Disput einer Amerikanischen Zoo-Organisation, der AZA(, die PETA auch erwähnt), die kritisiert wird, weil sie freien Kontakt in den akkreditierten Zoos unmöglich gemacht hat. Nicht erwähnt von PETA wird aber die ZAA, ebenfalls eine Amerikanische Zoo-Organisation, die das weiterhin erlaubt. Dazu gibt es eine Diskussion, die auch schon mal hitzig werden kann, wie wir berichtet haben:

“Der Zoo Pittsburgh ist Weltklasse und so interessiert es uns nicht, wenn eine einzige, wichtigtuerische Organisation uns kritisiert”

Als einzigen Beleg für die angebliche Gewalt, die Elefanten im Zoo erfahren würden, führt PETA seine Kampagne gegen den Erlebnis-Zoo Hannover an, die nicht nur komplett an den Gerichten gescheitert ist, sondern der auch Manipuluation nachgewiesen wurde.

Werden die Elefanten wild gefangen und Familien auseinandergerissen?

Elefanten im Nationalpark von Addo in Südafrika | Foto: Gorgo, Lizenz: gemeinfrei

Trotz erfolgreicher Nachzuchten in modernen Zoos, versucht PETA das Schreckgespenst Wildfänge aufzubauen. Angeblich müsste man in Europa ja bald wieder auf Wildfänge zurückgreifen, weil die Zuchtprogramme nicht ausreichend wären. Das ist eben ein typisches Schreckgespenst – man bezieht sich dabei auf bereits sehr in die Jahre gekommene Analysen. In diesem Zusammenhang wird unter anderem auf den Verein Elefanten-Schutz Europa e.V. erwähnt, der die Haltung und Zucht der Tiere alles andere als ablehnt oder auf Basis dieser Daten, auf die PETA sich bezieht, ebenso ein Haltungsende der Elefanten fordert. PETA reißt also wieder etwas völlig aus dem Zusammenhang und vermittelt einen falschen Eindruck von denen, auf die sie sich beziehen, aber auch von den tatsächlichen Fakten und wie Experten diese rezipieren.

Natürlich tritt im Rahmen dessen auch die Familie in den Mittelpunkt, die ja auseinander gerissen würde. Das wird natürlich auch über Wildfänge gesagt, aber auch in Zoos passiere das ja im Rahmen der Zucht, da nicht verwandte Elefanten zusammengehalten würden. Man findet es häufig, dass die matrilineal groups stärker protegiert werden als es in der Lebensrealität der Tiere tatsächlich bestimmend ist.
Charif (2005) erklärte bereits in einer Studie, dass non-matrilineal groups in der Wildbahn weniger ungewöhnlich sind als gedacht. Besonders häufig träten sie Sengwa auf. Insgesamt erklärt er: “clan members are not necessarily matrilineally related”.

Ein Teil der Außenanlagen für Elefanten im Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

Schauen wir uns nun mal als Beispiel eine Elefantengruppe an – nämlich die vom Zuchtbuchführer im Zoo Wuppertal: Dort leben acht Tiere. Die großen und ausgewachsenen Weibchen heißen Sabie und Sweni und sie leben gemeinsam mit ihrem Nachwuchs Tika, Tochter von Sabie, Uli, Sohn von Sabie, Moyo, Sohn von Sabie, Jogi, Sohn von Sweni, und Tuffi, Tochter von Sabie, und dem Bullen Tusker. Es wandern jeweils die Bullen ab, wenn sie das Alter erreichen, wo sie das auch in der Wildbahn tun würden. Man reißt also nichts auseinander. Das macht man aber auch im Fall der Weibchen nicht: Als 2015 klar geworden war, dass die Zucht so erfolgreich läuft, dass es zu viele Tiere werden würden, wurden Punda und ihre drei Nachkommen gemeinsam in einen anderen Zoo transportiert – man hat sie also nicht auseinander gerissen, sondern die Linie als Ganzes transportiert. Moderne Elefantenhaltung torpediert also die übliche Gruppenstruktur nicht.

Ist die Lebenserwartung von Elefanten in Zoos geringer?

Elefanten im Vordergrund, Giraffe im Hintergrund – fotographiert im Pittsburgh Zoo | Foto: Daderot, Lizenz: CC0 1.0

Wiese & Willis (2004) belegten wissenschaftlich, dass die Tiere in Zoos nicht kürzer leben als ihre wilden Artgenossen.

Für Elefanten existieren ausreichende Lebenstabellen-Daten, um weibliche Asiatische Elefanten in Nordamerika und Europa zu bewerten. Die mediane Lebenserwartung für weibliche Asiatische Elefanten, die das Lebenszeit-Sterblichkeitsrisiko (Lx ¼ 0,50) verwenden, beträgt 35,9 Jahre bzw. 41,9 Jahre für Nordamerika und Europa. Unter Verwendung der Überlebensanalyse beträgt die Lebenserwartung des durchschnittlichen asiatischen Elefanten in Europa 47,6 Jahre und in Nordamerika 44,8 Jahre. Afrikanische Elefanten in Nordamerika haben derzeit eine Lebenserwartung von 33,0 Jahren, aber dieses Alter wird wahrscheinlich zunehmen, je mehr Daten für die älteren Altersgruppen hinzugefügt werden. Obwohl diese Werte nicht direkt mit den Werten für wilden Elefanten vergleichbar sind, liegen sie im selben Bereich und wir glauben, dass sie darauf hindeuten, dass Elefanten in Gefangenschaft eine Langlebigkeit und Lebenserwartung ähnlich wie wilde Elefanten haben.

Wir sehen also: die Daten, die wir haben, geben keinen Hinweis darauf, dass die Tiere in der Obhut von Zoos früher sterben. Natürlich sind aber die Daten aus der Wildbahn mit Vorsicht zu genießen und deshalb weisen die Autoren der Studie darauf auch hin. Wildbeobachtungen sind sehr schwer und Populationen werden kaum über Jahrzehnte betrachtet und analysiert. Im Zoo ist das ganz anders – da hat jeder Elefant eine Lebensgeschichte, die von seiner Geburt oder seiner Ankunft im Zoo völlig lückenlos dokumentiert ist.

Wohlbehütet von Mutter und Herde entdeckt ein Elefantenbaby die weitläufige und naturnahe Außenanlage des Kölner Zoos. | Foto: zoos.media

Wie erweckt nun PETA aber den Anschein, dass das Gegenteil der Fall ist?

Der erste Schritt ist die Desinformation: “Sowohl Afrikanische als auch Asiatische Elefanten können im Freiland 60 bis 70 Jahre alt werden.” Diese unverbindlich formulierte Aussage hat mit der Lebenserwartung der Tiere nichts zu tun. Es besteht die theoretische Möglichkeit, dass in der Wildbahn die Tiere so alt werden können und diese leitet man ab anhand den ältesten Tiere, die man so gefunden hat. Schaut man sich die langlebigsten Tiere im Zoo an, findet man Elefanten im Alter von 70 bis 80 Jahren, aber solche Altersrekordhalter haben ja nichts mit der Lebenserwartung zu tun – es wird ja auch nicht jeder Mensch so alt wie Jopie Hesters.

Der zweite Schritt ist das Nennen falscher und damit nicht vergleichbarer Zahlen – man vergleicht hier Äpfel mit Birnen. Man bezieht sich in dem Zusammenhang auf zwei Studien unter Vorsitz von Ros Clubb & Georgia Mason, die bereits 2002 durch eine “Gefälligkeitsgutachten” für Tierrechtskreise aufgefallen sind. Die dritte Studie, auf die man sich bezieht, ist eben jene oben zitierte, die so gar nicht belegt, was PETA zu belegen versucht.

PETAs Forderung entlarvt ganze Scheinheiligkeit

Giraffen und Elefanten im Zoo von Pittsburgh | Foto: Daderot, Lizenz: CC0 1.0

“PETA fordert ein Nachzucht- und Importverbot für Elefanten in Zoos, damit die Haltungen mittelfristig auslaufen. Bitte besuchen Sie keine Zoos, und klären Sie Freunde und Familie über das Elefantenleid auf.” – PETA Deutschland e.V.

Man könnte an dieser Stelle lachen, weil es so lächerlich ist, aber muss ernst bleiben, weil es hier um das Wohl der Elefanten geht. Vor ein paar Absätzen hatte sich PETA im Prinzip darüber aufgeregt, dass nicht ausschließlich matrilineal groups gehalten würden, sondern auch unverwandte Tiere zusammen wären. Was passiert bei einem Zucht- und Importverbot? Die matrilineal groups sterben aus, die Tiere desozialisieren und werden dann immer mehr in den Zoos zusammengefasst. Die Folge: Immer mehr unverwandte Elefantenkühe stehen zusammen. Somit will PETA dadurch eine nicht vertretbare Elefantenhaltung herbeiführen, die sie sich aktuell noch herbeifantasieren müssen. So ein Vorgehen könnte man durchaus als niederträchtig bezeichnen. Zudem wird ein Elefantenleid unterstellt, an dessen Nachweis PETA kolossal gescheitert ist.

Von PETA getötete Hunde wurden in einem Mülleimer in Plastiktüten gefunden. Dieser Hund ist eines von zehntausenden Opfer von PETA. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Wenn wir bei Elefanten über natürliche Gruppenstrukturen reden und diese in Zoos haben wollen, ist Zucht unabdingbar. Man kann sie nicht beenden ohne das Wohlergehen der Tiere massiv zu beeinträchtigen. Es geht PETA also gar nicht um Tierschutz oder gar um Tierwohl. Es geht nur darum eine Ideologie durchzusetzen, die jede Form der Tierhaltung ablehnt und beenden will – das ist ja auch eines der Ziele der radikalen Tierrechtsorganisation PETA. Jede Haltung soll beendet werden: vom Elefant im Zoo bis zum Familienhund. Wie es den Tieren dabei (er)geht ist PETA anscheinend völlig egal.

PETA tötete in seinem Tierheim in den USA über 38.000 Haustiere – darunter auch erschreckend viele gesunde und vermittelbare Tiere. Sogar gerettete Tiere wurden getötet, weil die reichste Tierrechtsorganisation angeblich kein Geld mehr hatte – für populistische Kampagnen ist aber anscheinend immer genügend Geld vorhanden. Spendet man PETA Deutschland e.V. zum Beispiel 5€ gehen rund 4€ in Personalkosten und Öffentlichkeitsarbeit für den Verein mit einer einstelligen Mitgliederzahl. Ingrid Newkirk, PETA-Gründerin und erste Vorsitzende von PETA Deutschland e.V., erklärte: “Wir setzen uns nicht für ein “Recht auf Leben” für Tiere ein“. Ebenso stellt man bei PETA auch ganz klar fest: “Wir machen gar keinen Tierschutz“.

Moderne Zoos und Aquarien setzten sich derweil für das (Über-)Leben der Tiere und ihrer Arten ein und konnten schon viele Arten vor dem Aussterben bewahren. Diese Tier-, Arten- und Naturschutzarbeit will PETA torpedieren ohne selbst solche Arbeit zu betreiben oder gar vergleichbare Erfolge vorzuweisen haben: keine einzige Art verdankt PETA ihr Überleben.
Moderne Zoos kämpfen aktuell auch für das Überleben von Elefanten weltweit und durch die Ausrichtung der Haltung dieser Tiere auf Forschung, Edukation und Artenschutz konnten schon viele Schritte in die Richtung gegangen werden, die Elefanten eine Zukunft sichert. Diesen Weg muss man nun weiter in die richtige Richtung beschreiten, denn Artenschutz ist kein Sprint, sondern ein Marathon.

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