Die Besucher schauen sich die edukative Show im Orca Ocean im Loro Parque gerne an. | Foto: zoos.media

Mit diesen Lügen versucht PETA, TUI gegen Zoos aufzubringen

Exklusiv für zoos.media – 05.12.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

PETA versucht aktuell den Reiseveranstalter TUI davon abzubringen, weiter Ausflüge zu modernen Zoos und Aquarien mit Orcas anzubieten. Was steckt dahinter?

Mit diesen Lügen versucht PETA, TUI gegen Zoos aufzubringen

In einer PETA-Aktionswoche, die am Montag startet, will die radikale Tierrechtsorganisation akkreditierte, zertifiziert und moderne zoologische Einrichtungen schlecht machen. Weil diese Zoos und Aquarien aber einen wesentlichen Beitrag zu Artenschutz, der Edukation und der Forschung liefern, können sie sie mit der Wahrheit nicht schlecht machen, also brauchen sie offenbar Lügen. Es sind die alten Kamellen, die noch nie seriöse Anbieter haben überzeugen können, auf die aber schon einige hereingefallen sind. Geholfen hat es ihnen nicht wie etwa der Fall Thomas Cook zeigt:

Enttäuschendes Jahr für Thomas Cook

Leiden Orcas in modernen Zoos?

Die Wissenschaft ist sich einig und das bezeugen über 80 der renommiertesten Wissenschaftler und Forscher auf diesem Gebiet, die betonen wie wichtig tiergerechte Meeressäugerhaltungen gerade heute sind:

Wissenschaft ist für Haltung von Meeressäugern

Das Wohlergehen der Tiere wird in modernen und akkreditierten Zoos und Aquarien ständig überprüft. PETA erzählt schon lange das Märchen, dass die Tiere leiden würden, aber ist schon genauso oft damit gescheitert, es nachzuweisen. Eine Überprüfung der Gegebenheiten vor Ort, die von PETA angestoßen worden war, ergab, dass die Haltung der Orcas im LoroParque „einwandfrei“ wäre wie die unabhängigen Experten erklärten:

SEPRONA: Orcahaltung im Loro Parque “einwandfrei”

Werden die Tiere aus „Profitgier“ eingesperrt?

Die Tiere werden gar nicht eingesperrt. Sechs der Tiere, im Loro Parque zum Beispiel, sind bereits in Menschenobhut geboren und ein Tier wurde vor dem sicheren Tod gerettet – die Tiere können alle nur in professionellen und tieregerechten Haltungen überhaupt überleben. Man nimmt den Tieren also nichts weg, was ja eine der entscheidenden Prämissen einer Gefangenschaftssituation ist. Mehr zu diesem Thema gibt es hier:

Warum Tiere im Zoo nicht in Gefangenschaft leben

Profitgier zu unterstellen ist lächerlich. Mit der Haltung von Orcas hat man keine ansatzweise profitable Gewinnspanne, weil pro Tier pro Jahr ein sechsstelliger Betrag aufgewendet werden muss, wenn man sie tiergerecht halten will. Warum halten moderne Zoos und Aquarien die Tiere trotzdem? Populationen dieser Art stehen vor dem unmittelbaren Aussterben – wie etwa auf in der Straße von Gibraltar.

Walschutz kommt von Walkenntnis und Walkenntnis erlangt man durch Forschung. Dazu sind Haltungen dieser Tiere unerlässlich, da sich viele Forschungsfragen in der Natur nicht klären lassen, die dann aber wichtig sind, um den Schutz der Tiere und ihrer Lebensräume zu optimieren. Das Orca-Schutzprojekt der Loro Parque Stiftung zeigt sehr eindrucksvoll wie man Aktionen ex situ und in situ braucht, um bedrohte Populationen zu schützen.

Schwimmen Orcas wirklich bis zu 220 Kilometer am Tag?

Das ist schlicht nicht wahr. Es gibt 10 verschiedene Formen und Ökotypen von Orcinus orca – alle haben unterschiedliche Bedürfnisse, Lebensweisen und sogar teils deutlich unterschiedliches Aussehen. Residente Schwertwale bleiben an einem Ort und wir haben uns mal differenziert und auf

Basis von wissenschaftlichen Fakten damit beschäftigt wie schnell und viel Delfine, und zu denen gehören ja auch Orcas, pro Stunde und pro Tag schwimmen:

Wie schnell schwimmen Delfine wirklich?

Man sieht daran gut, dass man den Bewegungsbedarf der Tiere in Menschenobhut sehr gut abbilden kann und man sieht am Zustand der Tiere, dass sie auch nicht am Bewegungsmangel leiden, denn man muss bedenken: Warum müssen Orcas in der Natur viele Kilometer schwimmen? Weil sie sonst in völlig überfischten Meeren elendig verhungern würden. Viele Kilometer legen die Tiere in der Natur also unter Zwang zurück, um überhaupt überleben zu können.

Werden die Orcas mit Psychopharmaka „vollgepumpt“?

Die Tiere würden in Gefangenschaft psychotisch und aggressiv, behauptet PETA – natürlich wieder mal ohne jeden Beleg. Deshalb müssten sie oft mit Psychopharmaka ruhig gestellt werden, um händelbar zu sein. Professionelle Veterinärmediziner können hier nur müde lächeln, denn das funktionier nicht nur nicht, sondern es geschieht auch nicht.

Man merkt an solchen Vorwürfen wie wenig Ahnung PETA von Orcahaltung hat, was kein Wunder ist, weil sie ja nicht mal entsprechend seriöse Experten, die tatsächlich auch Anerkennung genießen und nicht nur so tun, in ihren Reihen haben. PETA-Angestellte in Führungspositionen, wie Tanja Breining etwa, bekommen anscheinend zwar teilweise mehr Geld als professionelle Veterinärmediziner, aber das macht sie eben noch nicht zu Experten.

Wir sprachen mit dem Cheftiermediziner des Loro Parque, der einige Jahrzehnte Erfahrung in verschiedenen Zoos hat und seit etlichen Jahren auch die Schwertwale im Loro Parque betreut. Er stellt das sehr deutlich und völlig unmissverständlich klar:

Werden die Familienbande von Orcas in Menschenobhut gestört?

Orca mit Kalb im Loro Parque | Quelle: Loro Parque

PETA behauptet, Orcas würden in großen Familienverbänden umherziehen, aber in Menschenobhut würden die Babys von ihren Müttern getrennt und so entstünden unnatürliche Gruppen. Das ist nicht der Fall. Im Loro Parque zum Beispiel lebt eine Familiengruppe Orcas. Die Matriarchin Kohana hatte bereits Nachwuchs – ihr Sohn Adán lebt nach wie vor in derselben Gruppe. Ganz frisch hat Morgan ein Baby geboren, das auch nach wie vor im Loro Parque lebt. Nicht ein Orca, das im Loro Parque geboren wurde, hat ihn bisher verlassen.

In SeaWorld sieht das etwas anders aus. Aber auch hier muss man sehen, dass Transporte passiert sind, wenn bereits ein neues Kalb da war oder die Tiere bereits selbstständig waren. Natürlich wandern auch in Natur Tiere unter den Gruppen hin und her, weil es sonst zu Inzucht käme. Zwar tritt ein gewisses Maß von Inzucht auch in der Natur auf, aber das liegt unter anderem auch an der Fragmentierung des Lebensraumes und der Isolation von Population und Gruppen.

Professionelle Zuchtprogramme versuchen solche „Unfälle“ zu vermeiden. Inzuchtvermeidung bedeutet aus dem vorhandenen Genpool das Beste herauszuholen, was den Bedarf an Wildfängen verringert. Bereits aktuell wäre man aber auf solche Wildfänge für Orcas nicht angewiesen, wenn man unter den zertifizierten zoologischen Einrichtungen kooperiert.

Was PETA verschweigt, wenn sie davon sprechen, dass das Orcababy von Morgan von seiner Mutter getrennt werden musste, sind wichtige Informationen. Morgan gab nämlich zu wenig Milch, was bei erstgebärenden Cetaceen nicht ungewöhnlich ist, weshalb die Trainer die Mutter unterstützen. Kontakt haben die beiden aber nie verloren. Sie nehmen sich gegenseitig auf unterschiedliche Weisen wahr und ihre Beziehung leidet unter diesen lebensnotwendigen Hilfestellungen nicht. In der Natur wäre das Baby längst verstorben.

Ist die Lebenserwartung der Tiere in Menschenobhut wirklich geringer?

Nein. Wenn PETA behauptet, dass die Tiere Jahrzehnte vor dem Erreichen ihrer natürlichen Lebenserwartung sterben würden, ist das eine Lüge. 2015 wurden von Experten die medianen und durchschnittlichen Lebenserwartungen von Schwertwalen, die in Menschenobhut geboren wurden und die von Wildpopulationen ermittelt. Die Werte waren für die in Menschenobhut geborenen Tiere am höchsten.

Nur eine Wildpopulation erzielte überhaupt Daten, die an die Lebenserwartung der Tiere in Menschenobhut heranreichte. Betrachtet man aber etwa die Southern Residents, so haben sie eine mediane Lebenserwartung von 20,1 Jahren und eine durchschnittliche Lebenserwartung von 29 Jahren. Die in der zum Studienzeitraum in SeaWorld geborenen Tiere hatten eine mediane Lebenserwartung von 33,1 Jahren und eine durchschnittliche Lebenserwartung von 47,7 Jahren.

Zur Lebenserwartung von Orcas

Ist Thomas Cook ein gutes Vorbild?

PETA möchte, dass TUI „dem Vorbild von Thomas Cook folgt“ und akkreditierte sowie moderne zoologische Anlagen nicht mehr im Angebot behält. Nun mal abgesehen davon, dass das, wie bereits oben erwähnt, allein schon wirtschaftlich keine gute Idee ist, muss man sich mal klar machen, was dieses „Vorbild“ getan hat: In Europa wurde Tierschutz geheuchelt, während man in China kein Problem mit dem tierschutzwidrigen Walfang in Taiji hatte. Wir haben ausführlich über diese ekelerregende Doppelzüngigkeit berichtet:

PETA, Thomas Cook und der Walfang in Taiji

Dass PETA, TUI hier vorschlägt, diesem „Vorbild“ zu folgen, disqualifiziert PETA komplett und zeigt, dass es der Organisation nicht um das Wohlergehen von Delfinen und anderen Walen geht.

Ist PETA ein guter Berater?

Diesem Hund wurde von PETA die Chance auf ein neues Zuhause genommen. Zehntausenden Haustieren ging es ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

PETA sagt selbst: „Wir machen gar keinen Tierschutz“ und ist verantwortlich für den Tod von mehr als 38.000 Tieren. Selbst gesunde und gerettete Tiere wurden bereits von PETA getötet, weil die Organisation dem Prinzip folgt: „Besser tot als gefüttert“. Die Gründerin Ingrid Newkirk stellt klar: „Wir setzen uns nicht für ein „Recht auf Leben“ für Tiere ein“.

Diese Haltung spiegelt sich auch in der Verwendung der Spenden wider. Deutlich über 90% der Ausgaben im ideellen Bereich werden von der Tierrechtsorganisation in erster Linie für sich selbst ausgegeben. Jetzt kann man mal umgedreht fragen, wer wohl an Profit orientiert ist, denn von jedem Eintritt in den Loro Parque gehen zehn Prozent direkt und unverzüglich in die LoroParque Stiftung bei der jede Spende zu 100% in die Natur- und Artenschutzprojekte fließt.

Die radikale Tierrechtsorganisation PETA will jede Form der Tierhaltung beenden und ist ohnehin alles andere als unvoreingenommen. Man sucht sich nun führende Zoos und Aquarien aus und konzentriert sich auf bestimmte Arten, um einen Fuß in die Tür zu bekommen. Das Endziel ist erst erreicht, wenn niemand mehr Tiere hält oder halten darf. Entsprechend werden Reiseveranstalter auch Attraktion nach Attraktion aus ihren Angeboten streichen müssen – auch die seriösen – zumindest, wenn es nach dieser lauten und radikalen Minderheit geht. Wer einmal aufgrund von Lügen, Fehlinformationen und Populismus auf Haltungen verzichtet, hat kein konsistentes Argument, dies nicht bei anderen tun. Deshalb sollte man es gar nicht einreißen lassen.

PETA verbreitet andauernd Lügen über Zoos und Aquarien und wir haben sie bereits mehrfach widerlegt. Ein Beispiel dafür, das auch zum vorliegenden Fall passt, ist dieses Video:

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