Euroscheine und -münzen | Foto: Christoph Scholz, Lizenz: CC BY-SA 2.0

PETA gibt über 10 Millionen Euro aus – wofür?

Exklusiv für zoos.media – 02.06.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

PETA Deutschland hat die Zahlen aus dem Wirtschaftsjahr 2019/2020 veröffentlicht. Dieser Artikel beschreibt die Ausgaben dieses Zeitraums und der letzten Jahre.

PETA gibt über 10 Millionen Euro aus – wofür?

Würde man es positiv formulieren wollen, könnte man konstatieren, dass PETA seiner Linie treu bleibt: Weiterhin deutlich unter 10%, nämlich nur etwas mehr als 8%, fließen in das, was PETA karitativen Tierschutz nennt. Dabei hatte doch Harald Ullmann, Mitgründer und 2. Vorsitzender von PETA Deutschland e.V., 2013 in einem Interview betont: “Für karitativen Tierschutz verwenden wir nur einen kleinen Teil, ungefähr zehn Prozent.” Fest steht: In den Zahlen taucht die Position erst seit 2017/2018 auf und machte seit dem noch nie 10% oder sogar mehr aus. Erst waren es rund 2% und und jetzt zwei Wirtschaftsjahre in Folge um die 8%.

Ausgaben von PETA Deutschland im ideellen Bereich (Wirtschaftsjahr 2019/2020)

Man sieht also sehr deutlich: PETA wirtschaftet vor allem für sich selbst, denn über 90% gehen allein für die Öffentlichkeitsarbeit (47%), Personalkosten (38%), Miete und sonstige kleinere Position weg, die auch schon vom Namen her nichts mit Tierschutzarbeit zu tun haben. Allerdings bekommt PETA nach wie vor Sonderrechte auf Basis vom Tierschutz vom Finanzamt zugesprochen. Nicht mal 10% der Ausgaben kommen also Tierschutz zu Gute, aber es gibt 100% Vergünstigungen durch den Staat. So drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass es bei PETA eben gar nicht um Tierschutz geht, denn nichts anderes belegen die Zahlen.

PETA erzielt mit diesem Geschäftsmodell ja auch Gewinn – über 600.000€ in diesem Wirtschaftsjahr allein. Hätte man auf den Gewinn verzichtet und es komplett in den Tierschutz gesteckt, wären 13% der Ausgaben in den Tierschutz geflossen – in Zahlen 1,5 Millionen Euro, was fast doppelt so viel Geld gewesen wäre. PETA entschied sich dagegen, denn Gewinn scheint bei dieser gemeinnützigen Organisation mehr zu wiegen als der Gemeinnutzen.

Allerdings muss man sehr kritisch hinterfragen, was PETA denn unter karitativem Tierschutz versteht. PETA selbst gibt dazu keine Erläuterungen. Was man hingegen beim “Mutterkonzern” PETA USA unter Tierschutz versteht, sieht man jährlich an den erschreckenden Todeszahlen aus dem “Tierheim” der radikalen Tierrechtsorganisation. Statt Tieren eine Chance auf Vermittlung zu geben, tötet man sie bei PETA lieber und nennt das dann ein “Happy End”. Ob der Kompass in Sachen Tierschutz also bei PETA richtig ausgerichtet ist, darf in Zweifel gezogen werden.

Es darf auch im Besonderen vor dem Hintergrund in Zweifel gezogen werden, weil PETA sich eben selbst nicht primär als Tierschutzorganisation versteht: “Ich möchte dich wirklich nicht überfordern, aber wir machen gar keinen Tierschutz … Stille … Raunen in der Menge … Wir arbeiten für Tierrechte. Das ist was anderes“, betonte Hendrik Thiele, damaliger Leiter des Bereichs Kreation & Großprojekte bei PETA Deutschland, der aktuell beim Deutschen Tierschutzbüro und als alternativer Bestatter arbeitet, gegenüber Micky Beisenherz. Aber mit Tierrechtsarbeit bekommt man – völlig zu Recht – aktuell keine Gemeinnützigkeit in Deutschland.

Trends setzen sich fort

So richtig überraschen kann das neue Wirtschaftsjahr aber nicht. Das gilt nicht nur bei der angeblich karitativen Tierschutzarbeit, sondern auch mit Blick auf den Verlauf der Ausgaben in den letzten Jahren.

Die Ausgaben von PETA Deutschland seit 2013

Wie man sieht: die Ausgaben für Personalkosten steigen weiter. Stand heute hat PETA, laut der eigenen Webseite, “über 100 fest angestellte Mitarbeiter”. Die Zahl wachse stetig, wird aber nicht genau angegeben. Interessant ist immer wieder die Position Reisekosten. Die verschwand genau in dem Wirtschaftsjahr als aus dem Nichts die karitative Tierschutzarbeit entstiegt. Da es abwegig ist, dass man bei PETA plötzlich nicht mehr reist, könnte man hier den Verdacht entwickeln, dass man eine kreative Umetikettierung vornahm. Da PETA allerdings so wenig transparent ist, wird dies wohl nicht mehr als Verdacht bleiben. Man muss wohl glauben, dass bei PETA seit dem Wirtschaftsjahr 2017/2018 nicht mehr gereist wird. Anscheinend auch nicht mal zwischen den beiden Büros hin und her, denn neben seinem Hauptquartier in Stuttgart betreibt man ja auch ein Büro in Berlin – mehr dazu hier.

Die Öffentlichkeitsarbeit, eine Position, die man mit den Begriffen Informationen und Spendergewinnung verwässert, bezeichnet das Bemühen einer Organisationen, der Öffentlichkeit eine vorteilhafte beziehungsweise positive Darstellung von sich selbst zu geben. Es ist spannend, dass dies seit Jahren PETAs Hauptbetätigung ist. Man verwendet so auch in diesem Jahr rund 85% der Ausgaben darauf diese Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und das Personal dafür zu bezahlen. Somit kann man sagen: PETA ist hauptsächlich eben damit beschäftigt sich selbst gut dastehen zu lassen. Jetzt kann man sich fragen, warum das wichtig ist: PETA verkauft eine Marke und zwar in zahlreichen Deals mit der Industrie – auch der Fleischindustrie.

Die “Scheinheiligen” von PETA

Interessant ist, dass die Einkünfte aus diesen Deals nicht  transparent von PETA aufgeführt werden. Wie viele Spenden kommen hier tatsächlich von Privatleuten und wie viele Spenden sind einfach nur Ergebnisse dieser Deals? Auch das bleibt im Unklaren. Klar hören sich über 10 Millionen Euro Einnahmen aus Spenden und Erbschaften erstmal viel an, aber es macht eben auch für die Akzeptanz einer solchen Organisation in der Bevölkerung einen Unterschied, ob die 9,9 Millionen Spenden denn durch Deals entstehen oder durch Tierfreunde, die im irrigen Glauben spenden, dass ihre Spenden zu einem Großteil für Tierschutz verwendet werden.

PETA selbst lehnt die Bezeichnung Deal ab und spricht von Dialogen. Mit über 1.200 Unternehmen ist PETA in solchen Dialogen. Denen verkauft man quasi unter andere das Logo “PetaApproved Vegan” und was das koste, hänge vom Umsatz ab. Wenn jedes dieser Unternehmen etwas mehr als 8.000€ “spenden” würde, hätte man den Spendenbetrag schon zusammen. Das wäre aber halt was anderes als eine Privatspende. PETA muss darüber allerdings keine Auskunft geben und tut dies auch nicht wie die gesamte Jahresabschlussrechnung der Wirtschaftsjahre immer nur die minimalste Transparenz bietet. Aber schon die legt offen: vom Spendengeld kommt schrecklich wenig bei den Tieren an.

Wie lange macht das der Gesetzgeber noch mit?

Schaut man sich die Abrechnung von PETA so an, ist das zwar alles irgendwie legal, aber eigentlich ist es gesetzlich legalisierter Etikettenschwindel. Betrachtet man, wie PETA für sich und eine Spende wirbt, steht das Tier im Mittelpunkt. Schaut man auf die Ausgaben, stehen Öffentlichkeitsarbeit und Personal im Mittelpunkt. Die vorgetäuschten Prioritäten und die tatsächlichen liegen also meilenweit auseinander. Promis wie Ralf Möller, Sky Dumont und wer sich noch alles für diese Organisation hingegeben hat, verschreibt sich irgendeinem Zweck, der angeblich mit dem Wohlergehen von Tieren verknüpft ist. Tatsächlich aber sammeln sie in erster Linien Geld, damit eine Tierrechtsorganisation davon Öffentlichkeitsarbeit betreiben kann, die so ihnen nützt, und das dazugehörige Personal bezahlen kann. Keiner ruft aber für Spenden für die Mitarbeiter von PETA auf, was zweifelsohne ehrlicher wäre.

Die Frage ist, und die ist im Bundestagswahljahr besonders von Bedeutung, wer denn dagegen etwas tun will und das auch tatsächlich umsetzen möchte. Hier wird Steuergeld verprasst, wohlwollenden Tierfreuden das Geld aus den Taschen geleiert, fragwürdige Deals abgeschlossen und kaum etwas in den Tierschutz gegeben – das soll dann gemeinnützig sein? Welches Licht wirft das auf die vielen leidenschaftlichen, seriösen Ehrenamtler in tatsächlich gemeinnützig arbeitenden Organisationen und Vereinen, die so auf einer Stufe mit solchen unseriösen Praktiken stehen? Zudem ist zu bedenken: PETA arbeitet ja auf Basis dieser Gleichstellung dem Natur- und Artenschutz entgegen, indem sie sämtliche Tierhaltung abschaffen will, was ex-situ-Artenschutzmaßnahmen unmöglich machen würde, was wiederum die Umsetzung des One Plan Approach der Weltnaturschutzunion (IUCN) unmöglich machen würde, was wiederum das Aussterben von Arten bedeuten würde, weil man sie nicht mehr umfassend schützen können würde.

Sehr gut kann man dieses Prinzip an Nashörnern und den Artenschutzbemühungen durch Zoologische Gärten klar machen:

PETA will, dass Nashörner aussterben

Nicht anderes bedeutet nämlich die Tierrechtsideologie, wofür PETA steht. Die Ideologie, die sich PETA zu eigen macht, ist ein Programm für das Aussterben, wenn man auch nur ansatzweise ernst nimmt, was die Organisation so vom Stapel lässt. Haltung rettet eben ganz ohne jeden Zweifel Arten – dafür gibt es zig Beispiele. Man wird sich also über kurz oder lang entscheiden müssen: PETA oder umfassender Natur- und Artenschutz. Der Tierheim-Experte Nathan J. Winograd hat das in einem Satz sehr treffend auf den Punkt gebracht: “Entweder liebst du Tiere oder du liebst PETA, aber du kannst nicht beides lieben, weil sich beides gegenseitig ausschließt.

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