Wilder Truthahn im Flug am Horseshoe Lake | Foto: Andy Reago & Chrissy McClarren, Lizenz: CC BY 2.0

Wie PETA zu Weihnachten Äpfel mit Birnen vergleicht

Exklusiv für zoos.media – 22.12.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Artikel setzt sich kritisch mit der gescheiterten PETA-Kampagne zu Weihnachten in Großbritannien ein – blickt aber vor allem auf die Mechanismen dahinter.

 

Wie PETA zu Weihnachten Äpfel mit Birnen vergleicht

PETA weint gerade mal wieder marketingträchtig Krokodilstränen: Eine Werbung von ihnen kommt nicht auf die Londoner Busse – wohlbegründet, denn diese ist den Verantwortlichen der Verkehrsbetriebe zu krass. Darüber hinaus ist sie makaber und geht am Thema vorbei.

Vegan-Propaganda und Spendengeldverschwendung

Heiligabend in Polen im Jahr 2011 – mit Truthahn | Foto: MOs810, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die radikale Tierrechtsorganisation lehnt ideologisch jeden Fleischkonsum ab und möchte andere entsprechend „missionieren“. Ungeachtet dessen, ob sie tiergerecht ist oder nicht, soll jede Haltung von Tieren beendet werden.

PETA aber sieht in dieser persönlichen Entscheidung jedes Einzelnen eine Marketingoption. Man nimmt etwas, das aussieht, wie eine schlechte Plastikreplik eines Hundekopfes, drapiert Beilagen drumherum und fertig ist ein Foto, das mit einem Spruch versehen ist, der sich anschickt Truthähne mit Hunden zu vergleichen. Getreu dem Motto: Man würde ja auch keinen Hund zu Weihnachten schlachten, warum also einen Truthahn? Denn die würden ja genauso leiden und Gefühle haben wie jeder Hund.

Was PETA übersieht, ist, dass wohl niemand einen Truthahnkopf zu Weihnachten als Hauptgang serviert. Zumeist gibt es das Geflügel nämlich ohne Kopf – allein aus Rücksicht auf die zart besaiteten Gemüter am Tisch. Zudem leben Hunde in Großbritannien als Haustiere, Truthähne meistens nicht und wenn doch, dann werden sie nicht zum Weihnachtsbraten.

Selbst wer also der veganen Ernährung, die PETA damit nach eigenen Angaben mit dieser Werbung propagieren will, durchaus positiv oder auch neutral gegenübersteht, merkt wie sehr der Vergleich doch hinkt. Mit so einem fast schon lächerlich anmutenden Vergleich wird niemand überzeugt – nichtsdestotrotz werden in großem Stil  Spendengelder mit solchen Kampagnen, die dann dermaßen in die Hose gehen, verschleudert.

Populistische Vergleiche als Mittel der Propaganda

PETA nutzt häufig solche Vergleiche, die bei näherer und faktenbasierter Betrachtung fast schon dümmlich und naiv erscheinen. Ein sehr gutes Beispiel kennen wir da aus der Anti-Zoo-Propaganda der radikalen Tierrechtsorganisation: Man geht völlig selbstverständlich davon aus, dass Tiere in Menschenobhut einen Aktionsraum benötigen wie in der Wildbahn, obgleich die Faktoren, die eine Ausdehnung dieses Aktionsraums in der Natur erzwingen, in Menschenobhut wegfallen. Auch hier werden, wie bei der oben erwähnten Weihnachtskampagne, also die sprichwörtlichen Äpfel und Birnen verglichen, um, extra für PETA, ein veganes Sprichwort zu bemühen.

Der Kölner Elefantenpark von oben (2004) | Foto: Flight over Cologne, Lizenz: CC BY-SA 2.0

PETA behauptet so zum Beispiel in unsachlichen Kampagnen gegen die Zootierhaltung, dass Elefanten „bis zu 80 Kilometer pro Tag“ wandern würden. Bei diesem Beispiel haben wir eine Vielzahl von Populismusstrategien die greifen. Tatsächlich ist wissenschaftlichen Studien zufolge die durchschnittlich zurückgelegte Strecke bei Asiatischen Elefanten pro Tag 3,2 Kilometer und bei Afrikanischen Elefanten rund 12 Kilometer. Eine Studie des WWF wies dann sogar nach, dass Elefanten, wenn sämtliche Nahrungsquellen vorhanden sind, nur noch einen halben Kilometer pro Tag zurücklegen. PETA vergleicht also einen von den Notwendigkeiten in der Wildbahn quasi zu einem Marathon getriebenen Elefanten mit einem Elefanten, den es an Menschenobhut eben genau an dieser Not und diesem Zwang beziehungsweise dem in Wirklichkeit oftmals grausamen Überlebenskampf fehlt.

Ähnliches erleben wir bevorzugt bei anderen charismatischen Zootieren, besonders bei Delfinen, Eisbären und Haien. Solche Vergleiche sind sinnlos und bedeuten eine völlig verschrobene Sicht auf die Dinge zu evozieren, die völlig unwissenschaftlich, unsachlich und realitätsfremd ist. Da werden antrainierte Tauchrekorde als Referenz genommen, wie tief Tiere angeblich in der Wildbahn tauchen würden, obwohl die so völlig unwissenschaftlich entwickelten Zahlen fern jeder Lebensrealität der Tiere sind.

Solche populistischen Vergleiche bringen uns in der Sache nie weiter, sondern fördern eine – sowohl für den Tierschutz als insbesondere für den Natur- und Artenschutz fatale – Entfremdung von der Natur. Der guten Sache, für die sich PETA angeblich einsetzen will, erweist man damit einen Bärendienst! Einzig einen Vorteil hat PETA: Aufmerksamkeit. Denn Aufmerksamkeit generiert Spenden von leichtgläubigen Tierfreunden, und diese Spenden fließen dann, wie offenbar leider immer noch nicht weitläufig genug bekannt ist, hauptsächlich in Gehälter und weitere  ähnlich unsachliche und propagandistische Öffentlichkeitsarbeit. Ganz offensichtlich geht es PETA nicht wirklich um Tierschutz, wie die Verwendung der eingehenden Spenden nur allzu deutlich macht.

Heuchelei von PETA

Das Töten von Tiere anzuprangern, wirkt bei PETA ohnehin sehr heuchlerisch. Wer hat denn bereits zehntausende, teils gesunde und vermittelbare, Tiere in seinem Tierheim in den USA getötet? – PETA. Wer hat selbst angeblich „gerettete“ bzw. „befreite“ Tiere umgebracht? –  PETA. Ob man den radikalen Tierhaltungsgegnern von PETA jetzt zu Gute halten soll, dass sie diese Tiere dann nicht gegessen, sondern wie Müll weggeschmissen haben, ist mehr als fraglich.

Diesem Hund wurde von PETA die Chance auf ein neues Zuhause genommen. Zehntausenden Haustieren ging es ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Wir setzen uns nicht für ein „Recht auf Leben“ für Tiere ein“, schrieb die Gründerin von PETA, Ingrid Newkirk, die auch von PETA Deutschland e.V. die erste Vorsitzende ist, einem Kritiker der Praktik, Geld lieber in Marketingkampagnen zu investieren, statt in die – natürlich aufwendige – Versorgung der Tiere.

PETA tötet somit in den USA skandalöserweise Tiere ohne den in Deutschland tierschutzrechtlich aus gutem Grund vorgeschriebenen „vernünftigen Grund“!  Da ist es schon sehr inkonsequent sich darüber aufzuregen, wenn andere Menschen Tiere für den menschlichen Verzehr töten! (Das an der in der Tat leider nur allzu oft tierschutzwidrigen Praxis der Massentierhaltung zur Erzeugung billiger Fleischprodukte Kritik durchaus angebracht ist, steht auf einem anderen Blatt! Darüber klären moderne Zoos allerding auch auf – wie etwa der Zoo Köln.)
Aber Ingrid Newkirk hat ja auch den unsterblichen Satz geprägt: „We are complete press sluts.“ Dann wird die Handlungsweise von PETA wieder verständlich. Es gilt, um jeden Preis Aufmerksamkeit zu erzielen, aber als Tierrechtsorganisation den Tieren das Grundrecht auf Leben zugestehen, das kriegt man bei PETA (und ähnlichen radikalen Organisationen) trotz (oder gerade wegen?) der Millioneneinnahmen aus Spendenkampagnen wohl nicht hin!

Wie sehr viel glaubwürdiger sind dagegen die von PETA so unsachlich und verlogen attackierten modernen Zoos! Denn diese sind ein wichtiger „Notausgang zur Natur“, der als eine Art „Brücke zwischen Mensch und Tier“ in tiergerechter Haltung die größtenteils verstädterte und naturentfremdete Bevölkerung wieder mit Tierwelt und Natur zusammenführt. Dadurch wird nach dem Motto des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ) „Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen“ ein dringend erforderliches Bewusstsein für den Natur- und Tierschutz geschaffen.
Darüberhinaus fließen, trotz der sehr aufwendigen Tierhaltung im modernen Zoo, vielfach bemerkenswerte Geldbeträge und auch Sachmittel aus den Zoologischen Gärten in Natur-, Arten- und Tierschutzprojekte weltweit! – So sieht wahre Glaubwürdigkeit aus!

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