Schimpanse im Zoo Krefeld (2018) | Foto: zoos.media

PETA: Wenig kreativ bei Demo vor Zoo Krefeld

Exklusiv für zoos.media – 07.01.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Nun versucht auch PETA aus einer Desinformationskampagne der Tierrechtsindustrie über die Schimpansen Bally und Limbo, die im Zoo Krefeld leben, eigenes Kapital zu schlagen.

PETA: Wenig kreativ bei Demo vor Zoo Krefeld

Nachdem die Mahnwache des Great Ape Project mit rund 80 Teilnehmern, laut Polizei, trotz Z-Promi-Auflauf, am 2. Januar alles andere als ein Erfolg war, versucht sich nun auch PETA an einer ähnlichen Veranstaltung. Das alles wirkt einfallslos abgekupfert und man übernimmt sogar fast wortgleich die Formulierung. Auch von der Vertreterin der radikalen Tierrechtorganisation hört man die Äußerung mit dem angeblichen “Betonbunker”, die schon bei Mark Benecke einfach nur falsch war.

Der einzige neue Spin in der Demo ist das typische Verkleidungsspiel von PETA. Man will “Trauerschleifen, Sträflingskostüme und Affenmasken” tragen. Wer aus einer angeblichen Gedenkveranstaltung eine solche Kostümparty macht, zeigt nur allzu deutlich, dass auch bei dieser Veranstaltung die angebliche Trauer nur vorgeschoben ist.

Kein Konzept

Und natürlich – wie könnte es auch anders sein – hat PETA überhaupt kein Konzept zur Lösung des aufgebrachten, angeblichen Problems. Den Bau für die neue Schimpansen-Anlage will man stoppen und die Tiere sollen an eine “Auffangstation” gegeben werden. Also man will eine Verbesserung für die Tiere in Krefeld aktiv verhindern und die Tiere in eine bemerkenswert schlechte Haltung geben. Immerhin hätte PETA dann wohl endlich die Bunker-Atmosphäre, die sie sich in Krefeld noch herbeilügen müssen, wie ein jüngst veröffentlichtes Video aus dieser Station verdeutlicht.

Es ist also wie immer bei PETA: die angeblich einfache Lösung ist einfach keine. Das ist typisch für den Populismus, den PETA verbreitet. Die Organisation geht sehr unterkomplex an einen Sachverhalt, analysiert ihn recht infantil und präsentiert scheinbar einfache Lösungen, die aber nicht durchdacht sind. Dieses Vorgehen sehen wir bei allen Attacken radikaler Tierrechtler auf Zoologische Gärten immer wieder und das hat eine sehr klare Zielgruppe: nämlich wohlmeinende, fehlinformierte und verklärte Menschen, die sich nicht wirklich für Tierwelt und Natur sowie den Tierschutz interessieren, aber gern so tun als ob, und die sich wahrscheinlich selbst als tierlieb empfinden, ohne dies wirklich zu sein.

Ethik-Geschwafel

Schimpansenbaby Happy freute sich über allerlei Geburtstagsüberraschungen. | Foto: zoos.media

PETA profitiert auch davon, dass sich so eine Art rabulistische Ethik etabliert hat: “Der Baustopp und die Abgabe der Schimpansen sind die einzige ethisch vertretbare Lösung”, behauptet Streetteam-Leiterin Stefanie Scholz. Man tackert also das Attribut “ethisch” an eine Meinung und schon ist es automatisch richtig. Das wird aber weder der Ethik, noch irgendetwas anderem gerecht. Es ist vielmehr eine para-religiöse, ideologisch geprägte Vorstellung.

Genau das ist Ethik aber nicht. Deontologischen Ethiktypen etwa schauen auf die Handlungen selbst, die in sich moralisch gut oder schlecht sein können. In konsequentialistischen Ethiktypen schaut man auf die Folgen einer Handlung. In tugendethischen Typen wiederum stehen die Handelnden selbst im Mittelpunkt. Es gibt aber auch noch viele weitere Typen. Warum? Weil Ethik, die Wissenschaft ist, die auf Systeme blickt, die sich mit Moral beschäftigen – sie ist eben gerade nicht eine dogmatische Religion, die sagt, was absolut richtig und falsch ist. Übrigens sei auch an dieser Stelle zur Betrachtung und Bewertung ethisch-philosophischer Fakten im Zusammenhang mit der “Freiheitsforderung” verklärter Tierrechtsaktivisten für Schimpansen (und andere Tiere) in menschlicher Obhut das im Dezember 2021 erschienene Buch „Jetzt rede ich. Ich, Robby, der Ausnahmeschimpanse“ empfohlen, das wir bereits auf zoos.media vorgestellt haben.

Schimpanse im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Schauen wir nun aber tatsächlich mal auf die Konsequenzen der Handlungen, die PETA für die beiden überlebenden Schimpansen der Krefelder Brandtragödie, Bally und Limbo, vorschlägt, so steht an dessen Ende eine nicht adäquate Haltung der Tiere in einem in der Fachwelt umstrittenen “Sanctuary”, einer Anlage mit dem Charme der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Krefeld bekommen sie, schon in wenigen Monaten, zwar zunächst eine provisorische Außenanlage, die natürlich gemäß den individuellen Bedürfnissen dieser beiden bereits seit vielen Jahren in Krefeld gepflegten Tiere gestaltet und Schimpansen-gerecht strukturiert werden wird, aber dann werden sie im zweiten Schritt in eine neue Familie in einer der modernsten Anlagen Europas integriert werden, die sehr wahrscheinlich schon bis 2023 realisiert werden kann. Da muss man keine Moralkeule schwingen oder von Pseudo-Ethik quatschen: dass der Verbleib der Tiere in Krefeld für Bally und Limbo die beste Lösung ist, ist offensichtlich.

Hinzu kommt, dass im Zoo Krefeld die Tiere von wirklichen Experten umsorgt werden, die weltweit hohe Anerkennung genießen. Der Zoo ist seit Jahrzehnten für seine Pionierarbeit im Bereich moderner Menschenaffenhaltung bekannt. Ein solches Team aus qualifizierten und langjährig erfahrenen ausgebildeten Zootierpflegern, auf Zoo- und Wildtiere spezialisierten Tiermedizinern und engagierten Tiergartenbiologen kann für Menschenaffen natürlich sehr viel besser sorgen als Vertreter der Tierrechtsindustrie, die das auf Hobbyniveau mit zumeist verklärten Freiwilligen betreiben, deren wesentliche Jobqualifikation darin besteht, sich entweder beruflich als ungelernte Quereinsteiger oder ohne Bezahlung in der Tierpflege zu betätigen.

Bally & Limbo sind wichtige Botschafter

Im Gegensatz zu PETA bewegt der Krefelder Zoo also richtig was für Menschenaffen – aber nicht nur im Zoo selbst, sondern weit darüber hinaus. Man ist dort Teil eines wichtigen Artenschutznetzwerkes der modernen Zoologischen Gärten, die umfassenden Natur- und Artenschutz zum Wohl von Menschenaffen erst möglich machen: der One Plan Approach (OPA) der Weltnaturschutzunion (IUCN) basiert auf der Verknüpfung von Maßnahmen ex situ und in situ. Ohne Zoologische Institutionen lässt er sich nicht umsetzen.

Die modernen Zoos des Weltzooverbandes WAZA werden jährlich von mehr als 700 Millionen Menschen besucht, und tragen als Botschaft der Wildtiere wesentlich dazu bei, ihre Besucher für den Schutz der bedrohten Tierwelt zu sensibilisieren. Moderne Zoos haben im Rahmen der international organisierten Erhaltungszuchtprogramme auch für die Menschenaffenarten Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans über Jahrzehnte sichere Reservepopulationen aufgebaut, die zukünftig im Bedarfsfall langsam und mit Bedacht wieder auf ein Leben in der Natur vorbereitet werden können.  – Aktionismus ist hier allerdings fehl am Platz! Denn natürlich muss es zuvor gelingen, den vom Menschen verursachten Raubbau an den natürlichen Lebensräumen der Tiere endlich zu stoppen, um den Tieren in der Natur auch dauerhaft eine Überlebenschance zu bieten.

Und auch zum dringend notwendigen Schutz der natürlichen Lebensräume tragen moderne Zoologische Gärten in der Kooperation mit Natur- und Tierschutzverbänden wesentlich bei. Mit jährlich mehr als 350 Millionen Dollar sind die modernen Zoos schon heute der drittgrößte Sponsor von Natur- und Artenschutzprojekten „in situ“, also in den natürlichen Lebensräumen der Tiere, mit weiterhin steigender Tendenz. PETA allerdings stellt sich leider – nicht nur bei Menschenaffen – immer wieder der Umsetzung von umfassendem Natur- und Artenschutz in den Weg. Die selbsternannten Tierrechtler missbrauchen vielmehr wichtige Botschafter dieser Arbeit, wie Bally und Limbo, um ihre populistischen Phrasen an die Spender in spe zu bringen. Organisationen der Tierrechtsindustrie wie PETA haben nur allzu oft nicht wirklich das Wohlergehen der Tiere zum Ziel. Wirkliche Tierfreunde sollten sich darüber im Klaren sein, dass von einer Spende an PETA von 10€ nicht mal 1€ in den so genannten “karitativen Tierschutz” geht.

Man sieht daran: es geht hier PETA nicht wirklich um die Tiere. Ganz anders sieht das bei sehr vielen Krefeldern aus sowie einer Menge wirklicher Affenfreunde teils weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die haben nämlich nach der Brandkatastrophe dem Zoo gespendet und es so möglich gemacht, dass Bally und Limbo bald Teil einer Schimpansen-Familie werden, die, zusammen mit den echten Experten vor Ort, wohl mehr für den Schutz ihrer wilden Artgenossen tun werden, als es PETA mit seiner ideologisch motivierten zoofeindlichen und insgesamt wenig tierschutzfreundlichen Einstellung jemals könnte.

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