Afrikanische Elefanten in einem Zirkus | Foto: Usien, Lizenz: CC BY-SA 1.0

Professor Stephen Harris und die Tierrechtsindustrie

Exklusiv für zoos.media – 16.09.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Professor Stephen Harris fiel in der Vergangenheit durch Verbindungen zur Tierrechtsindustrie auf und wurde auch von ihr gefördert. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieser Verbindungen.

Professor Stephen Harris und die Tierrechtsindustrie

“Prof. Harris Arbeit hat hunderttausende Pfund an Spenden von Tierrechtsgruppen erhalten, darunter die League Against Cruel Sports und die RSPCA”, berichtet der Telegraph. Das ist aber nicht das einzig bemerkenswerte an der Arbeit von Professor Stephen Harris, denn nun kommen schwere Vorwürfe gegen den Verfasser einer der Grundlagenschriften der Anti-Zirkus-Propaganda im Vereinigten Königreich und drüber hinaus ans Tageslicht.

Bemerkenswert ist zum Beispiel eine Beschwerde von Dr. Ted Friend, der sich über fasche Interpretation seiner Daten und Studien beschwert: “The Welfare of Wild Animals in Traveling Circuses von Dorning, Harris und Pickett zitierte auch meine Studien viele Male, und ihre Verwendung meiner Studien und der Literatur ist […] voreingenommen.” In diesem Zusammenhang erklärt der Wissenschaftler: “Ich fürchte, dass nur sehr wenige Leute tatsächlich meine wissenschaftlichen Publikationen gelesen haben und entdeckt haben, dass Harris unsere Ergebnisse ins Gegenteil verkehrte.”

Harris wehrte sich gegen die Anschuldigungen mit Tierrechtlern zusammenzuarbeiten. Tatsächlich kann man ja argumentieren, dass sich niemand seine Fans aussuchen kann. Allerdings lies er zum Beispiel Rob Atkinson (ehemaliger leitender wissenschaftlicher Manager bei der RSPCA) und Dr. Ros Clubb (wissenschaftlicher Manager bei der RSPCA) eine besondere Anerkennung im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeiten für deren Kommentare  zu Teil werden. So ganz unschuldig, dass er in der Tierrechtsindustrie Fans hat, ist er also gar nicht – viel mehr noch hat er ja mit ihnen zusammengearbeitet.

Dr. Friend warf Harris Voreingenommenheit und Fehlinterpretation vor. Zudem wandte Harris eine Methode an, die besonders für Außenstehende kurios scheint: Er berücksichtigte Studien mit weniger als drei Autoren schlicht nicht. Das findet allerdings auch der Experte Friend sehr kurios: “In 40 Jahren als Forscher habe ich nie gesehen, dass ein Rezensent auf dieser Grundlage bewusst peer-reviewed Papers auslässt.” Er suche sich nur das raus, was ihm in den Kram passt, kritisiert der Wissenschaftler Dr. Ted Friend weiter. Das erlebt man häufig bei Unterstützern der Tierrechtsindustrie aus dem universitären Bereich oder mit (pseudo-)wissenschaftlichem Hintergrund.

Hintergrund: Wer ist die RSPCA?

Etwa 110 Millionen Fund erhält eine der größten Spendenorganisation von Großbritannien, die Queen als Schirmherrin hat, im Jahr. Eigentlich eine Gesellschaft gegen Grausamkeit gegen Tiere, vertritt sie keine konsistente Tierschutzposition, sondern es handelt sich vielmehr um eine Tierrechtsorganisation. Die Gruppe als PETA Großbritanniens zu bezeichnen führt vielleicht etwas zu weit, aber man findet ähnliche Verhaltensweisen: 2014 gab es etwa einen ähnlichen Holocaust-Vergleich.

Ebenso finden wir eine fragwürdige Tötungspraktik. So beschwört man zwar, es würden nur kranke, unvermittelbare Tiere euthanasiert, allerdings musste man zum Beispiel 2014 die Tötung von über 200 gesunden Pferden zugeben. Im November 2013 wurde der RSPCA vorgeworfen, bei kleinen Tierheimen Polizeirazzien initiiert zu haben ohne allerdings genügend Beweise für die Misshandlung von Tieren hervorgebracht zu haben. Die Besitzer behaupteten, sie würden wegen ihrer “no kill” -Politik verfolgt, Tiere nur zu euthanasieren, wenn sie nicht wirksam behandelt werden können, wie der Telegraph berichtete.

Auch gegen zoologische Einrichtungen verbreitet die RSPCA Populismus und vertritt beispielsweise die wissenschaftlich nicht haltbare Idee, dass Tiere in Menschenobhut die gleichen Bedürfnisse. Das stimmt beispielsweise vor dem Hintergrund nicht, dass sich der Aktionsraum von Tieren in Menschenobhut verringert aufgrund des Wegfallens von Faktoren, die für die Tiere nicht nachteilig sind.

Fragwürdige Wissenschaftler unterstützen die Tierrechtsindustrie

Harris ist nicht der erste und auch nicht der letzte fragwürdige Wissenschafter, um den es hier gehen wird. Weitere Beispiel sind etwa:

Orca-Zähne: Wenn peer review manchmal scheitert

Der RSPCA-Aktivist Clubb wurde ja bereits erwähnt. Mit einer seiner “Forschungen” beschäftigt sich dieser Artikel:

Sterben Elefanten in Menschenobhut früher?

In diesem Artikel geht es um eine PETA-Aktivistin mit wissenschaftlichem Hintergrund:

Ist PeTA-Aktivistin Yvonne Würz eine Tierquälerin?

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