Ein Blaulatzara in der Zuchtstation La Vera (Loro Parque Stiftung) | Foto: zoos.media

Reise in einen modernen Zoo

Exklusiv für zoos.media – 20.02.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Ein Bericht über die Pressereise in den Loro Parque als Beispiel eines modernen Zoos in Kooperation mit zoos.media.

Zehn Teilnehmer, drei Tage und ein straffes Programm: Das war die zweite Journalistenreise von zoos.media in den Loro Parque auf Teneriffa. Im Rahmen der Transparenz geben wir natürlich sehr gerne Einblick in diese Reise.

In erster Linie ging es um Artenschutz, und das lässt sich auch kaum vermeiden, wenn man in einen Zoo fährt, dessen Stiftung pro Jahr rund eine Millionen Dollar in solche Projekte investiert. Hinzu kommt, dass der Loro Parque selbst mit 10% der Eintrittsgelder dafür sorgt, dass 100% der Spenden an die Stiftung in den Artenschutz fließen.

In der Zuchtstation

Ein Blaulatzara in der Zuchtstation La Vera (Loro Parque Stiftung) | Foto: zoos.media

So war die erste Station auch die Zuchtstation der Stiftung in La Vera. Oberhalb des Parks leben hier tausende Papageien vorwiegend in Pärchen, aber auch in Gruppenhaltung. Geführt wurde die Gruppe von Rafael Zamora, Stiftungsverantwortlicher für die  ex situ- und in situ- Artenschutzarbeit , und Marcia Weinzettl, Stiftungskuratorin. Wie auf der gesamten Reise begleiteten uns auch Wolfgang Rades, Zoologischer Direktor des Loro Parque, und Natalya Romashko, die zuständige Pressesprecherin.

Die Anlage in La Vera ist in mehrere Teile gegliedert, um verschiedene klimatische Bedingungen für die verschiedenen Papageien zu ermöglichen. Die einzelnen Gehege sind dabei, im Vergleich zu ähnlichen Haltungen, recht groß und zudem besonders mit viel Enrichments ausgestattet. Unsere Führung bot uns einen kleinen Einblick in die Kollektion und die Arbeit mit den Tieren dort.

Im Loro Parque

Am nächsten Tag ging es in den Loro Parque. Hier setzten wir zwei Schwerpunkte: Am Vormittag gab es einen Einblick in die beiden Delfinhaltungen des Parks (atlantische Große Tümmler und residente Orcas) und am Nachmittag in die Artenschutzarbeit des Parks mit der Stiftung. Wie während der ganzen Zeit bestand die Option, kritische Fragen zu stellen und auch das Gespräch mit den Verantwortlichen zu suchen. So trafen die Journalisten unter anderem auf den Parkgründer und  Präsidenten, Wolfgang Kiessling, die Parkmanagerin Susanne Leitinger, sowie die Artenschutzexperten der Stiftung Rafael Zamora (Papageien) und Javier Almunia (Meerestiere).

Wolfgang Rades erklärt interessierten Zuhörern die Orcahaltung | Foto: zoos.media

Wir blickten hinter die Kulissen der Orcahaltung, wo der Cheftrainer Rafael Sanchez und sein Team einen Einblick in ihre Arbeit gaben. Man konnte sehen wie sie mit den Walen spielten, Sprünge trainierten und auch mit den Orcas medizinisches Training machten. Die Gruppe besuchte am Tag zwei der Shows, in denen die Trainer zwar auch für Unterhaltung sorgten, diese aber mit wichtigen und interessanten, edukativen Teilen abwechselten.

Der Cheftrainer der Großen Tümmler erläutert wie Delfine gefüttert werden, | Foto: zoos.media

Bei den Großen Tümmlern sahen wir auch die Show, in der es sowohl unterhaltende Teile, als auch edukative Teile (Wie kümmert man sich als Ersthelfer gestrandeten Wal?, Wie unterscheidet man Männchen und Weibchen?, Wie werden Jungtiere gesäugt? etc.) zu sehen gab. Backstage sahen wir dann die drei rückwärtigen Aufenthaltsbecken und das Mutter-Kind-Becken, die mit dem Show-Pool zusammen sieben Millionen Liter biologisch gefiltertes Meerwasser fassen. Die Tümmler spielten nach der Show und konnten selbst entscheiden, in welche der Becken sie schwimmen wollten. Der Cheftrainer Marco Tulio erklärte wie die Tiere ernährt und trainiert werden: die Tiere bekommen ihren Fisch unabhängig von der Teilnahme am Training. Dieser wird vorher im Labor untersucht und unter anderem der Kaloriengehalt bestimmt. In Abhängigkeit mit dem Gewicht der Tiere wird dann ausgerechnet, wieviel Fisch die Tiere brauchen, um ein gesundes Idealgewicht für ihr Alter zu haben. Außerdem erklärte der weltweit gefragte Experte, wie die verschiedenen Belohnungen (Futter, Leckerlis, Spielzeuge, Streicheleinheiten etc.) aussehen und verwendet werden.

Rafael Zamora zeigte mehrer Erfolgsgeschichten der Stiftungsarbeit. | Foto: zoos.media

Später am Tag gaben dann Rafael Zamora und Javier Almunia Einblicke in die Erfolge und die weitere Arbeit der Stiftung und Wolfgang Rades, auch Beiratsmitglied von zoos.media, erläuterte wie das Konzept des modernen Zoos aussieht. Die Schutzprojekte sind recht komplex, so dass es den Rahmen sprengen würde, sie an dieser Stelle zu erklären, aber wir werden auf zoos.media ganz sicher darauf zurückkommen. Hervorheben möchte ich hier jedoch bereits die vorbildliche Konstellation in den von der Loro Parque Stiftung geförderten Schutzprojekten, in denen die Bevölkerung der betreffenden Region im ganzheitlichen Sinne auch unter Berücksichtigung sozialer und kultureller Belange in die Naturschutzarbeit einbezogen wird.

Ergänzt wurde dies noch beim Abendessen, bei dem Christoph Kiessling als Präsident der Loro Parue Stiftung darüber sprach, wie wichtig Bildung und Edukation im Artenschutz sind. Ebenso erklärte er, dass Plastik einer der größten Probleme der Ökosysteme darstellt und formulierte das Ziel, dass es in Zukunft deutlich weniger davon geben muss, um die Ökosysteme der Welt noch zu retten. Im Rahmen des Ökotourismus nannte er zwei Beispiele: das Great Barrier Reef und die Galapagos Inseln. Er identifizierte die Tauchtouren als großes Problem, da sie zu groß sind und häufig Schäden verursachen, weil Touristen sich ein „Souvenir“ mitnehmen und nicht selten Kosmetika tragen, die dem Riff schadende Substanzen enthalten. Dies wird angesichts der vielen  Menschen am Tag zu einem großen Problem – zu wenige Menschen greifen auf rifffreundliche Kosmetika zurück, obgleich diese bereits, leider viel zu selten, verkauft werden. Ein positives Beispiel sei hingegen die Regelung auf den Galapagos-Inseln. Ein Besuch dort sei zwar alles andere als günstig, aber durch starke Reglementierung sei es so möglich, den Spagat zwischen nachhaltigem Tourismus und Umweltschutz zu schaffen.

Zeit für Autausch und Fortbildung

Gesprächs- und Diskussionsrunden mit den Experten rundeten das Programm an beiden Tagen ab. Weitere Themen der Reise, die am Sonntag zu Ende ging, waren die Problematik von Aquakulturen (Verschmutzung der Meere durch Exkremente der Tiere, Futterreste und Präventivmedikation), Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, die Verantwortung des Journalismus und wie Menschen auch positiv die Natur und deren Erhaltung beeinflussen können.

Die Reise wurde möglich durch unsere Kooperation mit dem Loro Parque. Wie beim zoos.media-Team gelten auch hier bezüglich kommender Veröffentlichungen keine Vorgaben für die teilnehmenden Journalisten. Wir sind uns sicher, dass, wer regelmäßig auf zoos.media schaut, auch gelungene Artikel der Teilnehmer finden wird.

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