Orca-Dame Morgan im Loro Parque | Foto: zoos.media

Delfinprojekt von Ric O’Barry erzählt mal wieder Märchen

Exklusiv für zoos.media – 02.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Das so genannte Delfinprojekt von Ric O’Barry verbreitet allerlei Hetze und Märchen über Delfinarien. Mit längst widerlegten Behauptungen über eine altes Video über die Orca-Dame Morgan aus dem Loro Parque sollen nun die Rezipienten hinters Licht geführt werden.

Delfinprojekt von Ric O’Barry erzählt mal wieder Märchen

Durch „Flipper“ ist Ric O’Barry berühmt geworden und zieht sich noch immer an der Bekanntheit der TV-Serie vergangener Tage hoch. Nachdem seine fragwürdigen Trainingsmethoden bekannt geworden waren, hatte er keine Chance mehr als Delfintrainer in einer seriösen Einrichtung zu arbeiten. Bald danach tat er sich als Whistleblower hervor, der angeblich aufdecken wollte, wie die „Delfinarienindustrie“ vorgehen würde. Viele fielen auf dieses schlechte Schmierentheater herein, denn sie wussten nicht, dass die Trainingsmethoden, die er beschrieb, in guten Einrichtungen schon damals als veraltet und unwirksam galten, als er noch seine aktive Zeit als Trainer hatte.

Heute bestreitet er anscheinend seinen Lebensunterhalt damit, Märchen über Delfinarien zu erzählen. Wie auch aktuell wieder. Da wärmt er ein Märchen in Form eines Videos über Morgan auf, das schon falsch war, als er es vor etlichen Jahren das erste Mal herausgebracht hatte.

Rammt Morgan ihren Kopf gegen ein Gate?

Die Orcadame Morgan auf der Waage im Orca Ocean des Loro Parque | Foto: zoos.media

In einem Post vom 27. April 2019 präsentiert sein Delfinprojekt auf Facebook ein – übrigens aus dem Jahre 2016 stammendes und schon damals, unter anderem im Blog des Loro Parque, richtiggestelltes Video. Angeblich in Panik und Stress würde Morgan ihren Kopf gegen das Gate rammen. Das ist völliger Blödsinn – leider kann man es nicht charmanter ausdrücken. O’Barrys Rezept für das Märchen: Man nehme ein Video, drehe den Ton an den entsprechenden Stellen auf und fordere dann auch noch die Leute auf, an ihren Empfangsgeräten den Ton aufzudrehen. Nach dem dann alle entsprechend fleißig waren, hört man nicht nur einen Popsong, sondern auch hin und wieder das Klappern des Gates.

Wir haben bereits vor Jahren dazu aufgeklärt: Dieses Video „zeigt Morgan kurz vor der spielerischen Zusammenkunft mit Tekoa, die sie durch Rappeln am Gate einforderte. Als die beiden dann kurze Zeit später zusammengelassen wurden, spielten sie miteinander. Darauf hatte sich Morgan gefreut – viele Menschen werden das von ihren eigenen Tieren kennen, die sich ganz motiviert auf ein Spiel mit Artgenossen freuen. Morgan ist in der Orcagruppe hervorragend sozialisiert und als Teil der Gruppe spielt sie natürlich gerne mit ihren Artgenossen – wie jedes andere Gruppenmitglied auch.“ Und weiter: „[V]iele Menschen werden das von ihren eigenen Tieren kennen, die sich ganz positiv motiviert auf ein Spiel mit Artgenossen freuen. […] Spielverhalten ist sogar ein Indikator für Wohlbefinden von Tieren, da es sie nicht zeigen würden, wenn es ihnen schlecht ginge.

Es war also Vorfreude auf gemeinsames Spiel und eben gerade keine Panik und erst recht kein Stress. O’Barry hat nie professionell mit Orcas gearbeitet, dass er das nicht erkennt, mag vor dem Hintergrund sogar nachvollziehbar sein. Die Stresswerte der Tiere werden im Loro Parque engmaschig überwacht und Morgan zeigt seit Jahren dabei keinerlei Auffälligkeiten, die auf negativen Stress überhaupt erst hindeuten. Aktuell kümmert sie sich wie eine Bilderbuch-Mama um ihre Tochter Ula. Und wer weiß: Vielleicht ist Tekoa gar der Vater von Ula, denn Spiel und Sozialisierung sind auch Interaktionen bei denen die Orcas gelegentlich sexuellen Kontakt haben. Ehrlicherweise muss man aber auch dazu sagen, dass sie tatsächlich viel Sex haben, denn es ist wichtiger Bestandteil ihrer Interaktionen – ähnlich wie es bei vielen anderen Tierarten der Fall ist.

Zu denken geben sollte aufmerksamen Tierfreunden allerdings, dass Ric O’Barry’s “Dolphin Project” jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren ein schon damals falsch interpretiertes Video erneut völlig falsch interpretiert, und es dadurch erneut dazu benutzt, um negative Emotionen von Tierfreunden gegen Loro Parque zu schüren, und, gewiss auch, um auf diese verlogene Weise Spendengelder von gutgläubigen Tierfreunden einzuwerben.

Morgan ist eine wichtige Botschafterin

Baby Ula und Mutter Morgan geht es im Loro Parque sehr gut. | Foto: Loro Parque

Die Orca-Dame Morgan widerlegt aber nicht nur tagtäglich solche und andere Märchen, die die Zoogegner über sie erzählen, sondern ist vor allem eine wichtige Botschafterin. Einmal natürlich für ihre Art, denn, obwohl die Art global nicht als bedroht klassifiziert ist, stehen einzelne Populationen am Rande ihrer Vernichtung: wie die Population in der Straße von Gibraltar zum Beispiel.

Die Loro Parque Fundación macht sich stark für die Rettung dieser bedrohten Population, indem diese erforscht und geschützt wird. Ebenso engagiert sie sich für den Schutz der Orcas in Makaronesien. Seriöser Schutz aber basiert auf Forschung und hierfür haben die Orcas im Loro Parque schon einen freiwilligen Beitrag zu etlichen Studien geleistet. Zudem sind Orcas als eine attraktive „Flagship Species“ hervorragende Botschafter im Bereich des Umweltbildungsengagements des Loro Parque, um die Menschen zu mehr Schutz des Lebensraumes Meer zu bewegen. Darüber hinaus müssen Edukation, Forschung und Populationsschutz natürlich auch finanziert werden – auch hierfür sind die Orcas wichtig, denn die edukative Show, an der auch Morgan freiwillig teilnimmt, soll über eine Millionen Besucher des Loro Parque pro Jahr motivieren, sich für den Schutz der Orcas zu engagieren und die sinnvolle und wichtige Naturschutzarbeit der Loro Parque Fundacion zu unterstützen.

Das funktioniert auch sehr gut: pro Jahr investiert die Loro Parque Stiftung eine Millionen Dollar in Projekte, die vor allem Walen und Papageien, aber auch noch vielen anderen Tiere zu Gute kommen. Das „Dolphin Project“ von Ric O’Barry macht so etwas nicht. Man kann auch nicht auf der Webseite nachvollziehen, wohin die Spenden wirklich gehen – dort erklären die Verantwortlichen nur, dass man die Spenden letztendlich in Stimmungsmache gegen Delfinarien stecken würde, nennt das aber auf der eigenen Webseite euphemistischer. Dank des Loro Parque konnten bereits neun Arten vor dem Aussterben gerettet werden. Ric O’Barry kann derartige Erfolge im Natur- und Artenschutz nicht vorweisen – dafür aber eine Verurteilung, weil er schlecht mit Delfinen umgegangen ist.

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