Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Schlechte Gags und fragwürdige Polemik über Affen-Impfung

Exklusiv für zoos.media – 08.03.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Was steckt hinter den aktuellen Meldungen über Affen-Impfungen im Zoo und wie ist der Spin der Berichterstattung diesbezüglich zu bewerten?

Schlechte Gags und fragwürdige Polemik über Affen-Impfung

Bereits vor einigen Wochen berichtete zoos.media über die Impfung von Affen.

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Warum große Medienhäuser erst so spät auf das Thema kommen, bleibt unklar, aber aktuell wird diese Nachricht mit einem gewissen Spin versehen, der desinformiert.

Falscher Tenor

Ohne bestimmte Medienhäuser oder Formate nun besonders hervorzuheben, zeichnet sich doch an vielen Beispielen ein gewisser Tenor ab, der die Impfung der Affen in Verhältnis zum Impf-Fortschritt in Deutschland setzt. Getreu dem Motto: Während die USA schon Tiere impft, werden in Deutschland … – das ist einfach falsch, weil die Impfung der Tiere völlig unabhängig von den Impfkampagnen für Menschen geschieht. Es ist ein völlig anderer Impfstoff – der für die Tiere eignet sich nicht für die Menschen und umgekehrt. Also weder nehmen die Tiere Menschen etwas weg, noch ist es so, dass, weil in den Staaten schon so viele Menschen verimpft wären, man jetzt anfangen könnte, auch Tiere zu impfen.

Ärgerlicherweise bagatellisiert diese Polemik und diese Form der Berichterstattung die wichtige Arbeit der Zoos und Aquarien, die aktuell mithelfen, diesen Impfstoff nun zu erproben. Dabei geht es eben nicht darum, Menschen zu impfen, sondern einen Stoff zu haben, den man nutzen kann, sollte sich die Theorie bestätigen, dass das Coronavirus artenschutzrelevant sein könnte. Es geht nicht darum, übrig gebliebene Impfdosen irgendwie zu verimpfen. Verantwortlicher Journalismus sollte einen solchen falschen Eindruck vielmehr verhindern, weil es ein wissenschaftliches Vorgehen wie Impfdosen-Recycling erscheinen lässt.

Wirkung unbekannt

Wie diese Impfung, die die Tiere nun erhalten, wirkt, ist unbekannt. Das Problem bei Impfstoffen, die irgendwann mal in der Natur eingesetzt werden könnten, ist nur, dass man sie nicht wirklich erproben kann, denn es gibt einfach nicht genug zum Beispiel Westliche Flachlandgorillas, an denen man es vorher testen könnte. Es ist eine stark bedrohte Unterart und davon gibt es keine Massen an Tieren, an denen man vorher einfach mal schauen kann. Zudem würde man die Tiere dem Virus auch nicht mutwillig aussetzen, um wirklich mal zu testen wie der Impfstoff schützt. Was man sich nun vor allem anschauen möchte, ist einerseits wie die Tiere auf den Impfstoff reagieren und auch, ob die geimpften Tiere symptomatisch erkranken.

Das kann man in Zoos und Aquarien hervorragend monitoren, weil man verhältnismäßig guten Zugriff auf die Tiere gibt. Das heißt, bei etwaigen schädlichen Nebenwirkungen, könnte man hier besser eingreifen, als bei einem Wildtier. Ob es je zu einer Impfung wilder Tiere kommt, ist unklar und hängt natürlich auch davon ab wie sich der Impfstoff bewährt. Aktuell ist man Bezug auf Wildtiere vor allem in der Phase, in der man Daten sammelt. Die Pionierarbeit könnten die Medien würdigen, entscheiden sich aber, besonders in den Überschriften, bedauernswerter Weise nicht dafür.

Ein schönes Detail dieser Impfung ist, dass die Tiere dazu nicht gezwungen wurden, sondern quasi die Wahl hatten. Der Impfstoff wurde im Rahmen einer Trainingssession bei vollem Bewusstsein angeboten. Die Tiere wissen zwar nicht, was in der Spritze wirklich ist beziehungsweise können sie die Bedeutung nicht ermessen, aber im Rahmen des Abrufens dieses Husbandry Behaviors hat das Tier die Wahl seine Schulter zu präsentieren oder eben nicht. Als Belohnung gab es für die Tiere dann Saft, den sie gerne mögen. Dadurch vermied man eine Narkose der Tiere und die damit verbundenen Risiken.

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