Junger Waldkautz im Huy | Foto: Alexander Flume, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Umwelthilfe, die nicht der Umwelt hilft

Exklusiv für zoos.media – 17.04.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Kritik an der Holzverfeuerung in Öfen wird lauter – unter anderem durch Jörg Kachelmann, der das auf Twitter besonders stark zum Thema macht. Im Artikel geht es nun darum, was dahinter steckt und was das mit Zoos zu tun hat.

Die Umwelthilfe, die nicht der Umwelt hilft

Feinstaub wird als Problem für die Umwelt wahrgenommen und das hat Auswirkungen für viele Menschen. Ganz besonders im Fokus stehen hier in der öffentlichen Diskussion die Dieselfahrer. Sie und auch die erfolgreichen Dieselbauer werden zu Sündenböcken des Klimawandels – aber hilft das der Umwelt?

Mit Autobauer gegen Dieselbauer

Ende letzten Jahres hat Toyota, selbst nie erfolgreich auf dem Dieselmarkt, die Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe beendet – aufgrund von “öffentlichem Druck”. Vorausgegangen war eine beispiellose Kampagne gegen den Diesel als Kraftstoff, was natürlich für Toyota attraktiv war, weil so die Konkurrenten am Markt geschädigt werden konnten. Als das Ganze dann aufflog, zog sich Toyota zurück.

Seriös und der Umwelt zuträglich war und ist dieser Streifzug gegen den Diesel nicht wirklich. Warum? Luftverschmutzer sind ganz andere wie Jörg Kachelmann anhand von Daten bestätigen kann. Die zeigen nämlich ganz andere Werte als man um die Rush Hour herum vermuten würde.

Nach der Rush Hour wird die Sau rausgelassen

In anderen Städten sieht es ähnlich aus.

Die Rush Hour ist traditionell eine Anglizismus für die Hauptverkehrszeiten (HVZ). In den Darstellungen sehen wir stündlichen Angaben rund um die so genannte Spät-HVZ. Wann die jeweils beginnt, kann regional unterschiedlich sein, aber grundsätzlich spricht von einer Zeit von etwa 16-19 Uhr.

In Dresden und Leipzig sehen wir in den Messwerten einen signifikanten Anstieg der Werte um 18 Uhr, nicht aber zu Beginn der Spät-HVZ. Das ist bemerkenswert, müsste man einen starken Anstieg bereits Stunden vorher registrieren und auch nachweisen können, wenn der Kraftfahrzeug-Verkehr so signifikant wäre. Stattdessen sieht man den Anstieg erst, wenn die meisten Leute bereits wieder zu Hause sind.

Kachelmann spricht von “Gier-Konglomerat”

Dabei bezieht sich Kachelmann auf diesen Tweet der Umwelthilfe:

Im Video berichtet ein Berliner Eishersteller, dass er “mit Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe” seine Pellet-Heizung nachgerüstet habe. Diese Heizsysteme sind aber nicht besonders gut für die Umwelt und Gesundheit. Holzrauch enthält Feinstaub, Ruß und giftige Stoffe wie etwa Dioxine. Die Europäische Umweltagentur warnte bereits 2017 in ihrem Luftqualitätsreport, dass die vermehrte Verbrennung von Biomasse, und nichts anderes ist Holz, in privaten Heizanlagen die Luftqualität verschlechtern könnte. Bereits 2006 wusste das Umweltbundesamt das, weil in einer Broschüre verbreitet wurde, dass die Feinstaubemissionen aus Holzfeuerungsanlagen die des Straßenverkehrs übersteigen.

Im Video sieht man, laut Deutscher Umwelthilfe (DUH), einen ÖkoFEN Pellematic. Die ÖkoFEN GmbH und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verbindet eine Kooperation. 2018 wurde im Energeticon, einem Erlebnis-Museum in der Grube Anna, eine Sonderausstellung eröffnet: “Gemeinsam gestaltete die Deutschen Umwelthilfe, das Euregio Solarzentrum und die Firma Ökofen die kleine Ausstellung im so genannten Wellenraum des ehemaligen Kauengebäudes. Mit Anschauungsobjekten, Bildern zum Thema und Informationsmaterialien werden insbesondere Pelletheizungen allen Interessierten näher gebracht.” Thema der Ausstellung war eine angeblich umweltschonende und klimaneutrale Heiztechnik.

Die CO2-Einsparung des neuen Ofens des Eisherstellers, die die DUH in der Einladung zum Pressetermin so schön hervorhebt, wurde übrigens vom Deutschen Pelletinstitut (DEPI) errechnet. Das wurde im Jahr 2008 mit Sitz in Berlin als Tochterunternehmen des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands e. V. (DEPV) gegründet. Jetzt darf man drei Mal raten, wer da Mitglied ist: richtig, ÖkoFEN. Man sieht also wie das alles zusammenhängt und auch die Verbindungen in die Politik. Der so genannte Fachreferent für Politik und Umwelt der DEPV hat eine Parteikarriere bei den Grünen hinter sich und war Persönlicher Referent bei Cornelia Behm und Annalena Baerbock. Letztere war es gewesen, die die CDU scharf kritisiert hatte, nachdem sie ihre Absicht erklärt hatten, die Gemeinnützigkeit der DUH zu prüfen.

Schaut man sich diese Vernetzungen an, sieht man wie weit das Netzwerk reicht, das Kachelmann hier moniert. Inwiefern der pointierte Begriff nun gerechtfertigt ist, mag jeder selbst entscheiden. Auf Twitter merkt man aber sehr deutlich, dass es für Kachelmann ein Herzensthema ist, dass er beständig verfolgt.

Was hat das mit Zoos zu tun?

Wenn moderne Zoos und Aquarien sich im Tier-, Natur- und Artenschutz engagieren, was bei den akkreditierten und zertifizierten Einrichtungen der Fall ist, sind sie auch auf den Umweltschutz angewiesen. Denn ohne eine gute Umwelt, entstehen keine Lebensräume und ohne Lebensräume kann man dann auch Arten und deren Ökosysteme nicht erhalten. Somit ist man darauf angewiesen, dass die Diskussionen darum nicht falsch geführt werden.

Wenn man Geld in Lobbywünsche verschwendet, statt in die richtigen Schritte, ist das wenig zuträglich. Natürlich muss am Ende das Holz für die Pellets auch irgendwie herkommen. Wälder sind eben auch Lebensräume und auch die sind nicht unendlich vorhanden und “[s]elbst bei nachhaltig betriebener Forstwirtschaft scheint die positive Klimawirkung der Pelletverstromung zumindest fraglich“. Die klimapolitischen Nachhaltigkeitsbereichnungen reduzieren Wälder meist nur auf ihre Rolle bezüglich des CO2, aber sie sind eben noch viel mehr als nur CO2-Binder.

Der Lebensraum Wald beherbergt einen Artenschatz und den zu erhalten, ist auch Anliegen moderner Zoos und Aquarien.

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Deshalb ist es auch sehr wichtig, vor diesem Hintergrund die Diskussion über Holzöfen zu beobachten und eine Umwelthilfe zu hinterfragen, die der Umwelt vielleicht eben dann doch nicht so hilft wie sie soll.

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