Roter Panda | Foto: Mathias Appel, Lizenz: CC0 1.0

VdZ & BdZ: Reform der Tierpflegerausbildung dringend notwendig

Exklusiv für zoos.media – 05.10.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Ausbildung zum Tierpfleger in Deutschland muss überdacht werden, finden VdZ und BdZ. Wie genau ihre Kritik am status quo aussieht, erläutert dieser Artikel.

VdZ & BdZ: Reform der Tierpflegerausbildung dringend notwendig

Wer Tierpfleger im Zoo werden will, muss meist eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen – nicht anders ist das im Tierheim oder anderen Beschäftigungen, in der man Tiere pflegt. Das ist insofern besonders als dass es in manchen Ländern diese Ausbildung gar nicht gibt oder man sogar ein Studium abschließen muss. Gleichwohl gilt eine abgeschlossene Ausbildung als Tierpfleger in Deutschland auch im Ausland als renommiert. Sicher nicht zu Unrecht ist man in Deutschland stolz diese Ausbildung zur Qualifikation von Tierpflegern zu haben – das ist aber kein Grund sie nicht weiter optimieren zu wollen und dies auch gerade im Hinblick auf moderne Zootierhaltung.

Das Problem

“In unseren wissenschaftlich geleiteten Zoos herrschen hohe Standards, die wir natürlich weiter verbessern wollen. Dazu gehört auch die Reform der schulischen Ausbildung des Tierpflege-Nachwuchses. […] 2003 hatte man die Ausbildung leider generalisiert. Eine Spezialisierung auf Zoos erfolgt seit dem erst im dritten Lehrjahr. Vorher durchlaufen alle Auszubildenden die gleichen Kurse – ganz egal, ob sie später Hamster, Katzen und Wellensittiche in einer Pension betreuen oder mit hunderten verschiedenen, teilweise gefährlichen Wildtieren aus allen Teilen unserer Erde arbeiten. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder feststellen müssen, dass diese Generalisierung die Qualität der Ausbildung verwässert hat und insofern ein Fehler war, den wir selbst mit großem Engagement im praktischen Ausbildungsteil kaum korrigieren können.”
– Volker Homes, Geschäftsführer des Verbandes der Zoologischen Gärten

Der BdZ spricht von einer “Tendenz hin zur Verschlechterung” und einer “fehlgeleitete[n] Ausbildung”. Das würden auch “mehr als 10.000 Teilnehmer an Weiterbildungen” nach Angaben des Vereins belegen. Der 1993 gegründete Verein organisiert seit Jahren Pfleger-Treffen und Seminare, die je zwischen 20-80€ kosten – basierend auf dem Status der Mitgliedschaft und dem Punkt im Berufsleben. Diese böten “ständige Weiterbildung”: “Egal ob ihr neue Informationen, Tipps / Tricks und Bestätigungen für Eure Haltungen erfahrt oder abends in geselliger Runde neue Kontakte knüpft – eine Teilnahme lohnt sich für jeden von Euch”.

Die Lösung?

Die Kritik an der aktuellen Form der Ausbildung impliziert, ohne diese Lösung direkt zu nennen oder gar ein neues Konzept zu skizzieren, eine Spezialisierung der Ausbildung statt der zuvor beschlossenen Generalisierung. Konkretere Fragen der Umsetzung beantwortet die Pressemitteilung, die mit den Worten “bedingt pflegebereit” überschrieben ist, allerdings nicht und scheint daher eine Diskussion zum Thema anstoßen zu wollen. Man wird sehen, welche Wirkung dieser Anstoß nun entfaltet, ob sich weitere Zooverbände diesen Aussagen anschließen und ob in Zukunft dann noch handfeste Konzepte erarbeitet und veröffentlicht werden.

Eine besondere Verbindung: Pfleger und Tier. | Foto: zoos.media

Tatsächlich hat sich der Beruf des Tierpflegers in den letzten Jahren massiv gewandelt. Das Thema Enrichment wird immer wichtiger und meint damit eine möglichst umfassende Beschäftigung der Tiere in artgemäßer sowie tiergerechter Dosierung. Ein großes Thema in diesem Zusammenhang ist das Training, das den Tieren vor allem sehr viel erleichtert, Narkosen für bestimmte Maßnahmen überflüssig machen kann und die Tiere psychisch sowie physisch fördert sowie fordert. Das dient dem Tierwohl, bedeutet aber für den Tierpfleger im Zoo natürlich viel mehr Arbeit und fordert von ihm viel mehr spezialisierte Kenntnisse nicht nur zu den Arten, die er pflegt, sondern auch den Tieren selbst.

Es ist eben etwas völlig anderes, in einem Tierheim einen Hamster aufzunehmen und bis zu einer Weitervermittlung zu pflegen als einem Ameisenbär von Geburt bis zum Ableben des Tieres in freiem Kontakt zu begegnen. Darauf muss man natürlich in der Ausbildung adäquat vorbereitet werden, sonst hat man nachher im Zoo das Problem, dass man für die eigentlich abgeschlossen ausgebildete Person eine Art inoffizielle weitere Ausbildung dranhängen muss, damit diese Person dann auch bereit ist, erfolgreich im Betrieb die jeweilige Arbeit zu bewältigen. Andererseits bedeutet eine Spezialisierung der Ausbildung auch tiefere Gräben zwischen den einzelnen Zweigen der Tierpflege und daher ist auch die Perspektive der Auszubildenden eine wichtige, um zu erfahren wie wichtig ihnen diese erst späte Festlegung nach Fachgebieten ist, die im früheren Stadium natürlich ein Wechsel in den Fachbereichen ermöglicht.

Daher ist es gut und wichtig solche Diskussionen anzustoßen und es bleibt zu hoffen, dass dies zu einer lebendigen, fairen und sachlichen Auseinandersetzung in der Zoowelt führt. So wird es interessant zu beobachten, welche Früchte die Saat tragen wird, die von VdZ und BdZ nun ausgesät wurde.

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