Grevyzebras auf der Kiwari Savanne im Zoo Leipzig | Foto: FabGuy, Lizenz: CC BY-SA 3.0

VdZ über Koalitionsvertrag: “Zu kurz gesprungen”

Exklusiv für zoos.media – 09.12.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) spricht über positive Aspekte des Ampel-Koalitionsvertrags, aber auch über nicht ausreichend weitreichende Punkte.

VdZ über Koalitionsvertrag: “Zu kurz gesprungen”

“Wir begrüßen ausdrücklich, dass der Koalitionsvertrag den Erhalt der Arten als Menschheitsaufgabe und ethische Verpflichtung kennzeichnet. Das ist verantwortliches Handeln und der Weg, den unsere Zoos schon vor vielen Jahren eingeschlagen haben”, erklärt der Verbandspräsident Prof. Dr. Jörg Junhold. Allerdings erläutert er auch: “Wenn wir nicht nur die bedrohten Arten vor unserer Haustür retten wollen, wird der bisher im Koalitionsvertrag skizzierte Beitrag Deutschlands Rolle nicht gerecht. Wir fordern nun von der neuen Regierung, dass sie ihr Programm schnell mit Leben füllt und mutig umsetzt.”

Koalitionsvertrag wird Deutschlands Rolle nicht gerecht

Titicaca-Riesenfrosch (Telmatobius culeus) im Aquazoo Löbbecke Museum | Foto: zoos.media

Stattdessen behindert der Koalitionsvertrag sogar ausdrücklich Artenschutz: “Wir kritisieren ausdrücklich das Vorhaben, den Import von Wildfängen für den Heimtiermarkt pauschal zu verbieten.” Das war auch ein Punkt in der Analyse des Vertrages von zoos.media. Der VdZ erläutert: “Seit mehreren Jahren arbeitet der VdZ mit vielen Partnern daran, Citizen Conservation zu etablieren. Bei diesem Konzept werden engagierte Bürger zu Artenschützern und verantworten in Kooperation mit Zoos als private Tierhalter die Pflege bedrohter Arten, momentan hauptsächlich von Amphibien.” Diese Verschaltung zwischen privaten Tierhaltern und dem Artenschutz-Engagement der Zoologischen Gärten würde so ein Importverbot mindestens erschweren und vielleicht sogar unmöglich machen.

Hier werden also Artenschutz-Kapazitäten durch die Regierungskoalition eventuell abgeschnürt werden. Es gibt keinen Grund, Wildfänge für Artenschutz-Vorhaben zu beschränken, denn Zucht ist nun mal die beste Option schädliche Wildentnahmen dauerhaft zu verhindern. Es wird nun entscheidend sein, ob der VdZ es schafft, die neue grüne Umweltministerin, Steffi Lemke, von den Fakten zu überzeugen. Sie war im Laufe ihrer politischen Karriere schon ordentliches Mitglied und Obfrau im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, als auch stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Sie hatte zudem nicht selten Anfragen an die Bundesregierung gestellt, die anschließend von Tierrechtsorganisation wie PETA und Pro Wildlife aufgegriffen worden sind.

Verband sieht auch positive Aspekte

Chinesisches Ohrenschuppentier im Leipziger Zoo | Foto: nachbarnebenan, Lizenz: public domain

“Die Zoos des Verbandes in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien haben erfreut zur Kenntnis genommen, dass die Koalition den Kampf gegen die Wilderei intensivieren und den illegalen Handel mit geschützten Arten unterbinden will”, lässt der VdZ verlauten und weiter: “Der Verband der Zoologischen Gärten freut sich über die Anerkennung, die die neue Regierung der Bildungsarbeit in Zoos gezollt hat.” Dies ist tatsächlich ein Novum. “Dass uns die Koalition dabei erstmalig und ausdrücklich unterstützen will, zeugt davon, dass unsere Botschaft angekommen ist: Der Mensch wird nur schützen, was er auch kennt”, sagt Präsident Prof. Dr. Jörg Junhold. “Wir freuen uns also auf die zukünftige Zusammenarbeit.”

Man wird sicherlich sehen wie es dann nun im Bereich Bildung weitergehen wird. In der neuen Bundesregierung wird die frisch ernannte FDP-Politikerin Bettina Stark-Watzinger die Geschicke leiten. Die Liberalen gelten nach wie vor als eine der beiden Parteien im Bundestag, die sich zumindest vor der Wahl als zoofreundlich gezeigt haben. Wie dies nun nach der Wahl aussieht, wird man sehen, konnte die FDP viele ihrer Versprechungen vor der Wahl nicht durch die Koalitionsverhandlungen retten. Gleichwohl könnte Stark-Watzinger wichtige Impulse setzen, die den Bildungsstandort Zoo, als einen der wichtigsten außerschulischen Lernorte überhaupt, stärken könnten.

Nach der Bundestagswahl im Herbst 2021 hatte der VdZ seine Erwartungen an die neue Bundesregierung formuliert und versandt – diese Aussendung ist hier zu finden.

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