Portrait eines jungen Löwens im Tierpark Hellabrunn | Foto: Martin Falbisoner, Lizenz: CC BY-SA 3.0

VdZ: “Zoos sind sichere Ausflugsziele”

Exklusiv für zoos.media – 23.02.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Die verbandlich organisierten Zoos, Aquarien, Tierparks, Tiergärten und Wildgehege haben sich in einem Brief an die Politik gewandt, um eine Öffnung zu erwirken.

VdZ: “Zoos sind sichere Ausflugsziele”

Die in den Organisationen Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), Deutsche Tierpark-Gesellschaft (DTG) und Deutscher Wildgehege-Verband (DWV) organisierten zoologischen Gärten und Tierparks haben sich am 22. Februar 2021 mit einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Bundesländer gewandt. Es geht darum, die Zoologischen Institutionen wieder zu öffnen – auch um den Menschen im Lockdown wieder einen Lichtblick zu geben.

“Wir erleben es doch auch selbst: Im Lockdown-Stress fehlen nach Monaten zu Hause dringend geschützte Räume für sichere Ausflüge erst recht bei dem verlockenden Wetter. [D]ie Hygienekonzepte unserer Mitglieder sind erprobt. Die stufenweise Öffnung der Außengelände und der geschlossenen Tierhäuser sowie die Aussteuerung von Kapazitäten lassen sich in Abstimmung mit den regionalen Behörden jederzeit an das Infektionsgeschehen anpassen.” – Prof. Dr. Jörg Junhold, VdZ-Präsident

Noch nicht alle Zoos in Deutschland sind geöffnet

Laut Angabe in der Pressemitteilung der Verbände zu diesem Thema sind einzig die Zoologischen Gärten in Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und dem Saarland geöffnet. Allerdings ist hierbei zu erwähnen, dass dies auch nicht für alle Zoologischen Einrichtungen gilt, denn in Berlin zum Beispiel ist das Aquarium aktuell (23.02.2021) noch bis auf Weiteres geschlossen. Entsprechend hat nur ein kleiner Teil der Zoos überhaupt geöffnet. Dass es anders geht und auch Aquarien sicher geöffnet werden können, beweist zum Beispiel das Oceanogràfic de València in Spanien, das seit Ende des ersten Lockdowns täglich Besucher empfängt.

Man sieht also an einigen Beispielen weltweit, dass man Zoos und Aquarien sicher öffnen kann, worauf wir auch in unserem Video zum Thema hingewiesen haben:

Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass das, was die Verbände anregen, eben sehr wohl möglich ist; es scheitert vielerorts nur am politischen Willen. Die Schließung von Zoos und Aquarien wird im Rahmen der Pandemiebekämpfung vor allem als Symbol für eine Strenge des Lockdowns genutzt, denn belastbare Zahlen, dass die Schießung von Zoologischen Gärten das Pandemie-Geschehen beeinflussen, gibt es in Bezug auf SARS-CoV-2 schlicht nicht. Keine zoologische Institution wurde zum Hotspot und es gab auch kein Superspreading-Event. Dass eine demonstrierte Strenge nicht zu weniger Toden führt, ist hinreichend wissenschaftlich belegt.

  • Chaudhry et al. (2020): “[G]overnment actions such as border closures, full lockdowns, and a high rate of COVID-19 testing were not associated with statistically significant reductions in the number of critical cases or overall mortality”. [Deutsch: Maßnahmen der Regierung wie Grenzschließungen, vollständige Lockdowns und eine hohe Zahl an COVID-19-Tests waren nicht mit einer statistisch signifikanten Verringerung der Anzahl kritischer Fälle oder der Gesamtmortalität verbunden.]
  • Loewenthal et al. (2020): “We would have expected to see fewer Covid-19 fatalities in countries with a tighter lockdown, but the data reveals that this is not the case”. [Deutsch: Wir hätten erwartet, dass in Ländern mit härteren Lockdowns weniger Covid-19-Todesfälle zu verzeichnen sind, aber die Daten zeigen, dass dies nicht der Fall ist.]
  • De Larochelambert et al. (2020): “Stringency of the measures settled to fight pandemia, including lockdown, did not appear to be linked with death rate”. [Deutsch: Die Strenge der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, einschließlich Lockdowns, schien nicht mit der Sterblichkeitsrate in Verbindung zu stehen.]
  • Bendavid et al. (2021): “In the framework of this analysis, there is no evidence that more restrictive non-pharmaceutical interventions (“lockdowns”) contributed substantially to bending the curve of new cases in England, France, Germany, Iran, Italy, the Netherlands, Spain, or the United States in early 2020.” [Deutsch: Im Rahmen dieser Analyse gibt es keine Hinweise darauf, dass restriktivere nicht-pharmazeutische Interventionen (“Lockdowns”) wesentlich dazu beigetragen haben, die Kurve neuer Fälle in England, Frankreich, Deutschland, Iran, Italien, den Niederlanden, Spanien oder den USA Anfang 2020 abzuflachen.]

Diese vier Studien stehen beispielhaft für über 20 weitere Veröffentlichungen zum Thema Lockdown, dass diese Nicht-Pharmazeutischen Interventionen (NPIs) eben gerade nicht erfüllen können, was sich die Politik selbst und auch der Bevölkerung davon verspricht. Das sieht man auch an anderen Ländern und Staaten, wenn man den Pandemieverlauf dort miteinander vergleicht. Sehr augenfällig ist das mit dem Blick auf der Verlauf der zweiten Welle in Kalifornien und Florida. Das oft so bezeichnete “Rentner-Paradies” Florida befand und befindet sich nicht im Lockdown und hatte und hat nur eine Maskenempfehlung. Der US-Bundesstaat war in Bezug auf die Fallzahlen, Hospitalisationen und Todeszahlen pro Millionen Einwohner, nicht nur besser dran als der klimatisch ähnliche Staat Kalifornien, den man durchaus als “Lockdown-Musterknabe” bezeichnen kann, sondern war auch weitestgehend unter dem Durchschnitt aller Vereinigter Staaten.

Worte des Dankes

“Die Verbandspräsidenten dankten in dem Brief Bund, Ländern und Kommunen ausdrücklich für die  gewährten Leistungen zur Unterstützung, auch wenn sie aufgrund verschiedener Organisationsformen nicht allen zoologischen Gärten und Tierparks zugutekommen konnten”, heißt es in der Pressemitteilung abschließend. Ob in dem Brief auch weitere Hilfen oder ein bereits im Frühjahr 2020 in Spiel gebrachter Rettungsschirm erwähnt wurde, ist derweil nicht Bestandteil der Pressemitteilung. Das ist überraschend, hatte der VdZ doch bereits im April vergangenen Jahres betont, dass man an “Finanzierungs- und Rettungsschirmen” arbeite. Die sind auch dringend benötigt – der Zoo Neuwied etwa konnte vor allem durch Spenden aus der Bevölkerung vor der drohenden Pleite vorerst gerettet werden. In der aufkommenden Wirtschaftskrise wird man sich aber immer weniger auf solche Rettungsaktionen verlassen können – nicht, weil die Leute es nicht wollen würden, sondern weil sie finanziell es einfach nicht mehr können werden, wenn es so weiter geht.

Daher braucht es sehr dringend funktionierende Rettungsschirme für alle Zoologischen Institutionen in Deutschland, die für Tier-, Natur- und Artenschutz, sowie entsprechende Bildung und Forschung unverzichtbar sind:

Effektiver Klimaschutz und sinnvolle Pandemieprävention benötigen ebenso funktionierende Zoos und Aquarien sowie Tierparks, Tiergärten und Wildgehege. Sie alle sind unverzichtbarer Teil eines Netzes zum Schutz der Natur und ihrer Bewohner. Zeitgleich sind sie kontrollierbare Freizeiträume, die gerade in Pandemiezeiten von großer Bedeutung sind. Es ist weitaus sinnvoller, dass sich Menschen in ihrer Freizeit in Räumen bewegen, in denen die Einhaltung der Maßnahmen durch Kontrolle gewährleistet wird, als in völlig unkontrollierten Bereichen, wo dem nicht so ist. Somit helfen solche Freizeitorte auch noch, es den Menschen leicht zu machen, die Maßnahmen einzuhalten.

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