Delfinanlage in Discovery Cove (Orlando, USA) | Foto: Michael Lowin (Mlowin), Lizenz: CC BY-SA 2.0 DE

Fragwürdige Entscheidung von Virgin Holidays

Exklusiv für zoos.media – 16.07.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Entscheidung von Virgin Holidays gegen alle Walhaltungen wird von Experten öffentlich kritisiert und wird in diesem Artikel umfassend thematisiert.

Fragwürdige Entscheidung von Virgin Holidays

Auf Twitter verkündete Richard Branson, der Gründer von Virgin, stolz, dass Virgin Holidays in Zukunft nicht mehr mit Forschungs-, Edukations- und Artenschutzzentren für Wale zusammenarbeitet, wie akkreditierte und zertifiziert Zoos und Aquarien es zum Beispiel sind. Er findet das gut, weil es ihn offenbar nicht interessiert, dass, wenn seine Firma generell aufhört mit Touristenattraktionen, die verschiedene Walarten, wie Große Tümmler etwa, halten, zusammenarbeitet, er damit auch die hervorragenden Einrichtungen trifft, die wirklich etwas für die Tiere in der Natur tun. Das opportunistische Einknicken vor Tierrechtlern schadet nämlich vor allem den guten Einrichtungen, die die Firma eigentlich unterstützen müsste, wenn ihr wirklich was an Walschutz liegen würde.

Experten reagieren mit deutlichen Worten

Der Wissenschaftler und Walexperte Dr. Jason Bruck antwortet Branson auf Twitter direkt:


Auf Facebook äußert sich die Wissenschaftlerin und Walexpertin Dr. Kelly Jaakkola in einem weiteren hervorragenden Beitrag:

Die beiden vertreten auch keine seltenen Einzelmeinungen: Über 80 der renommiertesten Wissenschaftler und sonstigen Experten auf dem Gebiet der Meeressäuger unterstützen die tiergerechte Haltung dieser Tiere. Sie betonen wie wichtig und unersetzbar diese Haltung für Forschung und Edukation, sowie den Populations- und Artenschutz ist. Virgin folgt wohl gerade nur opportunistisch einer kleinen Minderheit, die für ihre grundlegende These, dass man Wale in Menschenobhut nicht tiergerecht halten könne, keinen einzigen Beleg hat, sondern mit eigentlich leicht durchschaubarem Populismus um sich wirft, in der Hoffnung, dass jemand uninformiert genug ist, auf diese kruden Thesen hereinzufallen.

Diese Entscheidung fiel nicht vom Himmel oder war überraschend, sondern war leider absehbar – wir haben bereits darüber berichtet:

Wenn Tierrechtler zu Greenwashern werden

Virgin Holidays hat sich also gegen den Erhalt der Wale auf diesem Planeten ausgesprochen und gezeigt, dass der Firma Wissenschaft und Artenschutz letztendlich egal ist. Das ist natürlich bedauerlich vor dem Hintergrund, dass es ein fragwürdiges Zeichen ist, diese Entscheidung zu treffen, wirklich verändern wird das allerdings wenig, denn natürlich werden die Urlauber weiterhin über die Webseiten, telefonisch, an den Hotelrezeptionen oder auf den anderen üblichen Wegen sehr leicht an ein Ticket für die Einrichtungen kommen. Nur eben ist das leider auch bei den schlechteren Einrichtungen dann der Fall. Virgin hätte die Möglichkeit gehabt, Besucher zu den seriösen Haltern zu bringen und es so den schlechten Haltern schwerer machen können, die Tickets zu verkaufen. Nun aber bewirkt ihre Entscheidung gar nichts, denn die Chance haben sie verpasst.

Tierrechtler wollen jede Haltung von Tieren beenden

Wasserarbeit der Trainer mit den Orcas in SeaWorld Orlando (2009) | Foto: David R. Tribble (Loadmaster), Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das sind aber eben die Früchte, die man erntet, wenn man – wie Virgin Holidays ganz offensichtlich – sich auf unseriöse NGOs einlässt, die einen schlecht beraten. Während seriöse Tierschützer die modernen Einrichtungen gutheißen und unterstützen, sind es die Tierrechtler, die gegen Delfinarien und andere Walhaltungen generell hetzen. Sie denken sich Geschichten aus, manipulieren Videos oder berufen sich auf Fake Science, um die Einrichtungen in ein schlechtes Licht zu stellen, weil sie gegen jede Form der Tierhaltung sind und sie – einer Salamitaktik folgend – beenden wollen. Tierrechtler lehnen aufgrund ihrer Ideologie das Konzept von Tierhaltung generell ab, was jeder sieht, wenn er sich mit den Grundsätzen dieser radikalen Aktivisten auseinandersetzt.

Wie gut sich Branson mit Walen auskennt, sieht man schnell an seinem Tweet. Darin spricht er von “cetaceans, such as whales and dolphins” – auf Deutsch: “Cetaceen, so wie Wale und Delfine”. Zuerst einmal ist jeder Delfin auch ein Wal und zudem ist die Bezeichnung Cetaceen mit dem Wort Wale völlig synonym. Es fällt einem schon schwer, ihm aufgrund dessen zu unterstellen, er habe sich wirklich hinreichend mit dem Thema Wale beschäftigt, wenn er solche sinnlosen Aufzählungen vom Stapel lässt.

Auf Twitter erntet der Unternehmer deshalb auch entsprechend kritische Kommentare:

Einer weist auch auf eine gewisse Doppelzüngigkeit von Virgin hin:

Dazu kommen noch weitere Urlauber, die sich über ihre Reisen beschweren oder die Preispolitik von Virgin Holidays bemängeln. Es scheint also auch nicht als würde die Entscheidung etwas an den wirklichen Problemen ändern, die das Unternehmen hat: im April erst gab man einen Verlust von 26.000.000 britischen Pfund für das Jahr 2018 bekannt, während British Airways rund 2 Milliarden Profi eingestrichen hatte. Wirklich gut läuft es also nicht im Hause Virgin. Davon soll dann so eine Entscheidung wohl ablenken, weil man sich Applaus aus der Tierrechtsindustrie erhofft, aber das ist schon für Thomas Cook nicht wirklich gut ausgegangen. Solche Entscheidungen haben noch keinem Unternehmen wirklich gut getan.

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