Der Sprogø Vindmølle Park nördlich der Great Belt Bridge (2010) | Foto: Fxp42, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Was Windräder mit dem Insektensterben zu tun haben

Exklusiv für zoos.media – 02.03.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Haben Windräder einen Anteil am Insektensterben? Ja, antwortete nicht nur Jan Fleischhauer bei Maischberger, sondern auch die Forschung zu diesem wichtigen Thema.

Was Windräder mit dem Insektensterben zu tun haben

Windkraftwerke gelten als “grüne Energie” und irgendwie hat es sich in den Köpfen eingenistet, dass grün grundsätzlich gut, nachhaltig und für die Umwelt perfekt ist. Dass Offshore-Windkraftanlagen marine Lebensräume zerstören und noch mehr unbewohnbar machen und die Rotorblätter an Land und über Wasser für viele Vögel ein hartes Ende bedeuten, ist informierten Menschen allerdings bekannt. Zuletzt wurde bei Maischberger in der ARD über das “große Insektensterben”, worauf moderne Zoos und Aquarien bereits seit Jahren aktiv hinweisen, debattiert. Spiegel-Autor Jan Fleischhauer macht dabei auf das Schicksal vieler Insekten aufmerksam, deren Reste nicht selten zu Hauf an Rotorblättern kleben.

Andere Talk Gäste, wie Meteorologe und Wissenschaftsjournalist Karsten Schwanke, der einst Doktorand vom Klimawissenschaftler und Klimaaktivisten Prof. Dr. Hartmut Graßel war, und die Chefin der Grünen aus Bayern, Katherina Schulze, die jüngst aufgrund bemerkenswerte Vielfliegerei den Spitznamen Kerosin-Katha bekam, schüttelten darauf theatralisch die Köpfe. Doch Jan Fleischhauer hatte nicht nur Recht, sondern berief sich auch auf Wissenschaft.

Forschung bestätigt Fleischhauer

Später teilte der Journalist auf Twitter den Beleg. Es handelt sich dabei um aktuelle Forschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Dr. Franz Trieb vom Institut für Technische Thermodynamik, der sich intensiv mit Energiesystemanalyse beschäftigt, hatte die Interferenz von fliegenden Insekten und Windparks erforscht.

“[T]he German wind park would have a significant mitigation potential with respect to insect losses of up to 3,600 tons annually, which would be a significant contribution to wildlife conservation if put into practice.” – Dr. Franz Trieb, Institut für Technische Thermodynamik, Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
[Übersetzung: [D]er deutsche Windpark hätte ein erhebliches Minderungspotenzial in Bezug auf Insektenverluste von bis zu 3.600 Tonnen pro Jahr, was in der Praxis einen erheblichen Beitrag zum Schutz der Wildtiere leisten würde.]

Der Forscher geht von rund tausend Milliarden Insekten, die pro Jahr geschädigt werden, aus. Das bedeutet rund 5 Milliarden Tiere pro Tag in der Wärme-Saison – eine unvorstellbar hohe Zahl bei noch nicht mal 30.000 Anlagen in Deutschland. Nachlesen lässt sich die gesamte Forschung hier. Fleischhauer erklärte zudem, dass die Grünen außerdem Monokulturen gefördert und so zum Insektensterben mit beigetragen hätten. Wir haben ja bereits über das massive “Aussterben” des Habitats Wiese berichtet, worauf aktuell ein wichtiger Kinofilm aufmerksam macht.

Angeblich “grüne” Lösung ist Teil des Problems

“Ich bin nur dagegen so zu tun, als ob es eine Großtechnik gebe, die keine gravierenden Folgen für die Umwelt habe – nur weil die in dem Fall von den Grünen promotet wird”, schrieb Fleischhauer auf Twitter. Tatsächlich ist diese Promotion, die ja nicht nur durch die Grünen politisch vertreten, sondern die auch durch eine große Lobby motiviert wird, das große Problem der Windkraft. Aktuell werden Geräte gefördert, die einen nicht wegzudiskutierenden Schaden für die Natur bedeuten. Was hingegen so gut wie nicht gefördert wird, ist die Forschung, die Anlagen zu optimieren, weil man sich dann ja eingestehen müsste, dass sie eben doch nicht die Ideallösung sind als die man sie immer präsentiert.

Solche Hypes und letztendlich eine sehr sprunghafte Förderung sind schon lange ein massives Problem in der Energieerzeugung. Als den Leuten vor Jahren auffiel, dass Atomenergie noch nicht zu 100% sicher ist, wurde nicht in die Forschung investiert, die Anlagen sicherer zu machen, sondern etwas anderes. Wer gegen die Atomkraft demonstriert hat, hat die Kohle dafür bekommen. Inzwischen will man aus der Stromerzeugung durch Atomkraftwerke ganz raus. Jetzt hetzten NGOs gegen die Kohle und machen ein überschaubares Stück Wald zum goldenen Kalb des Aktivismus. Schon jetzt wird auch der Kohleausstieg geplant. Als Allzwecklösung wird nun Wind- und Solarstrom präsentiert, obgleich laut Hochrechungen eine vierzigminütige Dunkelflaute schon ausreicht, damit nicht nur sprichwörtlich die Lichter ausgehen.

Die Gesellschaft hetzt also von einer Pseudo-Lösung zur anderen. Das löst allerdings nicht ein einziges Problem. Es muss massiv in eine ausdrücklich ideologiefreie und ergebnisoffene Forschung investiert werden, aber in Politik und Gesellschaft kämpft man wohl zu gern ideologische Grabenkämpfe, bei dem Unternehmen und Lobbyisten auf der einen und anderen Seite nur zu gerne mitmischen. Wir berichteten schon darüber, was Michael Miersch angemerkt hat: “Organisationen wie Greenpeace oder WWF arbeiten ganz offen mit Energieunternehmen der Windbranche zusammen.” Das ist vielen nicht bewusst und deshalb sieht man sehr häufig auch gerade im politisch linken Spektrum, zu dem auch bestimmte Flügel der Grünen zu zählen sind, eine antikapitalistische Rhetorik: die kleinen Aktivisten gegen die großen Konzerne und ihre Lobby. Die Realität ist, dass auf beiden Seiten große Konzerne und jeweils auch eine Lobby arbeitet.

Die Wissenschaftsfeindlichkeit, die es auch in der “grünen” Szene gibt und dort forciert wird, hemmt Politik und Gesellschaft enorm. Aktuell diskutiert man ja lieber darüber, ob Kinder die Schule schwänzen können/sollen/dürfen, um etwas zu tun, wofür sie auch in ihrer Freizeit Zeit hätten – so müssen sich unter anderem die Grünen etwa nicht damit auseinandersetzen, dass sie seit Jahren bereits auch Teil des Problems und eben nicht ein Teil der Lösung sind. Die Lippenbekenntnisse und Solidaritätsbekundungen gegenüber diesen Kindern sind wohl mit der Hoffnung verbunden, dass man sich so die Kinder zu eigen machen kann, wie es NGOs bereits auch schon tun, damit sich deren Protest bloß nicht gegen einen selbst richten kann. Eigentlich müsste der Rechtsstaat diesen Kindesmissbrauch, der die Kinder für eine politische Agenda instrumentalisiert, beenden.

Was tun?

Man wird die Energiefrage nur durch ideologiefreie und ergebnisoffene Forschung lösen können. Je früher man das versteht und damit beginnt, je früher wird man auch Ergebnisse vorweisen können, die wirklich weiter bringen. Solange die ideologischen Grabenkämpfe weitergeführt werden, kommt man nicht weiter. Wir brauchen immer mehr Energie. Wenn die Elektroautos wirklich durch die Politik erzwungen werden sollten, wird der Strombedarf massiv weiter steigen. Eine Tabuisierung gewisser Stromerzeugung ist ohnehin Augenwischerei, wenn man dann im Ausland Strom aus genau solchen Quellen bezieht, während man in eigenen Land die Biodiversität für vermeintlich grüne Energie geopfert hat.

Die Energieerzeugung der Zukunft ist minimal lebensrauminvasiv, maximal effizient und dabei noch so sicher wie möglich. Eine Methode, die das leistet, ist aktuell nicht existent und wird es auch nie, wenn man nicht die Forschung fördert, die es braucht, um sie zu entwickeln.

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