Orca Show im OrcaOcean des Loro Parque | Foto: zoos.media

Wenn Schauspieler desinformieren

Exklusiv für zoos.media – 10. August 2016.  Autor: Philipp J. Kroiß

Die Sommerferien sind nun fast überall vorüber und unser Autor nimmt ein paar in dieser Zeit gelaufene Kampagnen von Tierrechlern unter die Lupe: was bleibt über von solchen Kampagnen und worin liegen ihr Sinn oder Unsinn?

Pünktlich zu den Sommerferien, beginnen Zoogegner gegen Zoos vermehrt zu agitieren, um Leute vom Besuch abzuhalten. Bei einem Besuch könnten die Menschen ja die Fehlinformationen der Zoogegner bemerken und das soll schließlich verhindert werden. Viel Erfolg hatten sie bisher dabei nicht, weil die Besucherzahlen recht gut sind.

Kaya Yanar für PETA gegen deutsche Delfinarien

Der Komiker Kaya Yanar, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere auf den privaten Sendern regelmäßig mit seiner Ethno-Comedy zu sehen war, engagiert sich schon länger für PETA. Dass diese Organisation zehntausende Haustiere tötet[1] und von Stiftung Warentest vom Spenden abrät, ignoriert er dabei[2]. Er bekennt sich bei dieser Kampagne gegen Delfinarien und reproduziert offenbar unhinterfragt nachgewiesermaßen falsche PETA-Behauptungen über Delfinhaltungen in eine Kamera.

Die Seite dolphinaria.truth deckte mit Hilfe von Bildmaterial aus dem Zoo Duisburg nun auf, dass er allerdings wohl kein Problem damit hat, in Delfinarien für eine Comedyshow zu drehen, obgleich er dazu auffordert, sie nicht zu betreten. Er behauptete daraufhin in einem Kommentar, er habe sich entwickelt und hätte dazu gelernt; nach dem Besuch sei er gegen Delfinarien gewesen.[3] Viele fielen auf diese Ausrede herein – sein Kommentar hat über 100 Likes. Widerlegt wurde er dann im nächsten veröffentlichten Artikel. Er hatte sich nämlich bereits im Januar des Jahres, indem er im Delfinarium drehte, für zwei deutsche Delfinariengegnerorganisationen gegen Delfinarien geäußert.[4]

So entstand eher der Eindruck, er würde hin und her schwanken wie es ihm gerade passt, statt glaubhaft dagegen zu sein. Das erhärtet sich, wenn man weitere Medienveröffentlichungen recherchiert: 2011 wird er Patenonkel eines Tigers in Zoo Safaripark Stukenbrock[5] und 2013 dreht er mit Pandas in einem Projekt, das aus Zoo-Initiative entstand[6]. Ob er gerade für oder gegen Zoos oder für oder gegen PETA ist, scheint sich also eher nach Auftragslage zu richten, als nach Überzeugung.

Hannes Jaenicke für Delfinariengegner gegen Loro Parque

„Die nächste Doku nimmt sich der Delfine an; dabei unterstützt uns die Whale and Dolphin Conservation Society, WDCS.“[7] „Ich finde, es ist ein Skandal, dass es in Deutschland noch Delfinarien gibt. Das ist eine absolute Tierquälerei […].“[8]

So äußerte sich Hannes Jaenicke schon seit Jahren und diesen Sommer sollte es nun endlich Wirklichkeit werden. Kam der Tiergarten Nürnberg noch halbwegs gut weg, hatte Jaenicke bereits bei seiner Promotion-Tour durch die Medien heftig über den Loro Parque losgeschlagen. So stellte er etwa bei Markus Lanz die irrwitzige Behauptung auf, die Becken im Loro Parque seien gekachelt. Hannes Jaenicke agiert vor der Kamera als entschiedener Gegner der Orcahaltung – genau wie sein guter Freund Nickolas Entrup, den er vertraut „Nicki“ nennt. Der war bei WDC(S) beschäftigt war und nach wie vor als radikaler Delfinariengegner bekannt ist. Sein Netzwerk nutze Jaenicke dann auch, um seine „Experten“ zu rekrutieren.[9] Sein gesamter Stab von Beratern stammt aus der Delfinariengegnerszene.[10]

Um den Loro Parque schlecht darzustellen, verschweigt er den Natur-, Arten- und Tierschutz, den er, wie zoos.media aus Parkkreisen erfuhr, vorgestellt bekam: ob die Rettung des Orcas Morgan, die Schutzprojekte der Loro Parque Fundación oder die direkten Schutzaktionen – die Rettung einer Schildkröte erlebte er sogar hautnah mit. Hatte er im Parque noch das Lebenswerk des Parkgründers Wolfgang Kiessling, dessen Stiftung über 16 Millionen Euro in Projekte investierte, die dem Schutz von Tieren, ihrer Art und ihres Lebensraums zu Gute kommen, bewundert und ihn interviewt, war davon im Film später nichts zu sehen. Ebenso hatte er im Park verlauten lassen, dass er zwar Orcahaltung kritisch gegenüberstehe, aber jetzt, wo die Tiere da sind, Orcahaltung doch so laufen sollte wie auf Teneriffa. Das wiederholte er jedoch nicht und tat stattdessen so, als habe ihm der Besuch von vorn herein keine Freunde bereitet.

So hat er die Chance vertan wirklich über Tierschutz zu reden und einen einseitigen Bericht abgeliefert. Die einzigen Schutzprojekte in der Wildbahn, die ihn interessierten, waren Projekte von Delfinariengegnern. So ist etwa die Orcapopulation vor Gibraltar vom Aussterben deutlich bedrohter als die Southern Residents, die er behandelte. In Gibraltar arbeiten seriöse Organisationen aber mit dem Loro Parque zusammen, um die Population zu retten. Das passt offenbar nicht in das Bild von Hannes Jaenicke, das er von Delfinarien, die er ja nicht mag, vermitteln wollte.

Bei der Produktion des Filmes arbeitete er mit Tangofilm zusammen. Dabei handelt es sich um eine Münchener TV-Produktionsfirma von Judith Adlhoch[11] und Markus Strobel, die beide für den WDC[12] aktiv sind und mit ihrer Firma bereits für die Delfinariengegner Auftragsproduktionen realisierten. Auch ein PETA-freundlicher Bericht für das Format „Galileo“ von Pro7 findet sich in ihrem Portfolio.

Im Vorfeld hatte Jaenicke behauptet, er wolle zwischen Delfinariengegnern und Befürwortern vermitteln. Daran ist er gescheitert durch seine einseitige Berichterstattung, die auf intendierter einseitiger Beratung basierte, ist letztendlich nur ein Gefälligkeitsfilm für seine Delfinariengegner-Freunde entstanden.

[1] https://zoos.media/tierrechte/worum-ging-es-bei-dem-peta-toetet-tiere-skandal/

[2] http://www.focus.de/finanzen/news/wwf-ist-top-peta-flop-bei-tier-und-umweltschuetzern-versickern-millionen-an-spendengeldern_id_3430030.html

[3] https://www.facebook.com/729987117081529/photos/pb.729987117081529.-2207520000.1470739466./1098527800227457

[4] https://www.facebook.com/729987117081529/photos/pb.729987117081529.-2207520000.1470739466./1099758926771011

[5] http://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/regionales/Kaya-Yanar-ist-Patenonkel-eines-Tigers-f50bddd3-6f32-4ab5-9bef-73acb16327cd-ds

[6] http://www.rtl.de/cms/martin-ruetter-die-grosse-tiershow-1570987.html

[7] http://www.sandrapaule-pr.de/klienten/hannes-jaenicke-presse/2009/silent-world-juli-2009.pdf

[8] http://www.focus.de/kultur/vermischtes/hannes-jaenicke-hannes-jaenicke-traeumt-von-delfinen-und-tigern_id_3960153.html

[9] https://www.facebook.com/729987117081529/photos/pb.729987117081529.-2207520000.1470739466./1107694489310788

[10] https://www.facebook.com/729987117081529/photos/pb.729987117081529.-2207520000.1470739466./1105321486214755

[11] Adhoch, Entrup und Jaenicke stellten, beworben vom WDC, das Buch des Schauspielers „Wut allein reicht nicht“ im Sea Life München vor. Das WDC und Merlin Entertainment, die Holding u.a. der Sea Life Aquarien, verbindet eine Kooperation. Die Delfinariengegnerorganisation trägt hier zum Greenwashing gegenüber Tierrechtlern bei. Während der gemeinsamen Zeit, besaß Merlin parallel etwa Arnie und Joker, die sie im Tiergarten Nürnberg, gegen dessen Delfinhaltung sich das WDC ausspricht, unterstellten, aber inzwischen wohl verkauft. Nach wie vor aber halten sie mehrere Belugas in China. Ein Sanctuary-Projekt des WDC, dass die Tiere in ein Delfinarium mit Sea/Bay Pens verfrachten wollte, scheiterte bereits, dient aber nach wie vor als Greenwashing für Merlin Entertainment, währen Sea Life sich zumindest in seinen deutschen Anlagen offiziell gegen Walhaltung ausspricht.

[12] http://de.whales.org/news/2010/09/jenny-erwacht-zum-leben-ein-herzliches-dankeschon-an-tango-film

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