Bekannt vor allem durch eine kapitale Fehleinschätzung ihres Alters: Orca-Dame Granny (J2) | Foto: Leigh Calvez

Wo sind all die alten Orcas geblieben?

Exklusiv für zoos.media – 25. Februar 2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Tierrechtsaktivisten behaupten gerne, es gäbe viele alte Orcas in der Natur. Erforscht man allerdings die Demografie von Schwertwal-Populationen, fragt man sich schnell: “Wo sind all die alten Orcas geblieben?”

Wo sind all die alten Orcas geblieben?

Oft desinformieren Tierrechtsaktivisten die Öffentlichkeit über die Lebenserwartung von Meeressäugern – insbesondere von Orcas. Die verstorbene “Granny” wird heute noch als hundertjährige Orca-Seniorin gefeiert, obgleich dies durch genetische Analysen wiederlegt wurde. Die IMATA veröffentlichte die wahren Fakten bereits vor Jahren. Auch zählt Granny nicht zu den einzigen Falschannahmen, die durch die Medien kursieren.

Offenkundig wird das anhand der Demografie der Southern Resident Killer Whales (SRKWs). L25, Ocean Sun genannt, wird auf 92 Jahre geschätzt, obwohl ihre Geburt in den späten 20ern natürlich nicht beobachtet wurde. Die Zweitälteste der SRKWs ist L22, gefolgt von K12 und J16. Sie sind alle Ende 40 und werden in den nächsten Monaten und Jahren die 50 erreichen, soweit die Alterseinschätzung stimmt.

Eine Frage des Glaubens oder der Wissenschaft?

Von den SRKWs ist folglich nur eines der Tiere älter als 50. Wo sind also die ganzen alten Orcas, von denen Tierrechtsaktivisten ständig sprechen? Dass Orcas länger als 100 Jahre leben können, ist eine nette Annahme, Beweise gibt es dafür jedoch keine. Es bleiben lediglich wenige Einzelfälle, in denen eine sehr unsichere Methode zur Altersberechnung genutzt wurde. Das, was Aktivisten behaupten, ist somit schlicht Glaube und hat mit Wissen nichts zu tun.

Es ist allerdings keine logische Annahme. Wenn es bei Orcas üblich wäre, 90 oder gar 100 Jahre alt zu werden, wo sind dann all diese Orcas in ihren 80ern, 70ern, 60ern oder späten 50ern? In der SRKW Population gibt es sie nicht. Warum? Das ist eine Frage, die die Tierrechtsideologie nicht zu beantworten vermag.

Zoologische Einrichtungen bedienen sich der Wissenschaft, um mehr über Arten zu lernen. Und natürlich hat es auch Berechnungen über die Lebenserwartung von Schwertwalen gegeben. Robeck et al. (2015) hat die größte Datenbasis, um einen solchen Vergleich durchzuführen, und die Ergebnisse sind eindeutig. Die mediane und durchschnittliche Lebenserwartung von Orcas in Menschenobhut ist nicht nur vergleichbar mit der von wilden Orcas, diejenigen Orcas, die in Menschenobhut geboren wurden, haben zudem eine viel höhere Lebenserwatung als jede der Orcas aus den untersuchten Orca Populationen.

Wer ist die älteste Orca in Menschenobhut?

Orca show mit Lolita im Miami Seaquarium | Foto: Averette at English Wikipedia, Lizenz: CC BY 3.0

Dank der Wissenschaft ist uns bekannt, dass – wenn das Alter von L25 zutrifft – es eine Ausnahme ist und nicht die übliche Lebenserwartung eines Schwertwals darstellt. Am Ende ihres Lebens wurde “Granny” zwischen 65 – 85 geschätzt, ein hohes Alter.

Die Orcas in Menschenobhut hatten gar nicht die Gelegenheit, so alt zu werden, da die Haltung dieser Spezies vor weniger als 60 Jahren begann und die professionelle Haltung noch später. Es ist also keine Überraschung, dass es keinen Methusalem in Menschenobhut gibt. Die älteste Orca in Menschenobhut ist Lolita und lebt ein glückliches Leben im Ruhestand im Miami Seaquarium. Sie ist eine ältere Dame in ihren Fünfzigern, also älter als die zweitälteste Orca der SRKWs.

Lolita mag älter werden als Granny oder L25 oder nicht, aber sie sind alle drei Ausnahmen. Die meisten Orcas in der Natur und in Menschenobhut sterben, bevor sie die 50 erreichen. Die meisten Tiere der SRKW Population, die als Kalb überlebten, leben nicht länger als 20. Das ist die traurige Wahrheit und während Tierrechtsaktivisten nichts tun und erreichen, um das zu ändern, und auch die Natur nicht zu einem besseren Ort für die Southern Resident Killer Whales machen, arbeiten zoologische Einrichtungen täglich für den Schutz von Orcas und um bedrohte Arten vor dem Aussterben zu bewahren.

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