Der Große Panda Mei Lan im Alter von rund zwei Jahren im Atlanta Zoo | Foto: Rob, Lizenz: CC BY 2.0

WWF: “Geheimer Krieg” & Menschenrechtsverletzungen

Exklusiv für zoos.media – 05.03.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

BuzzFeed berichtet über einen “geheimen Krieg” des WWF und massiven Menschenrechtsverletzungen. Was steckt dahinter? Im Artikel werde die Hintergründe erklärt.

WWF: “Geheimer Krieg” & Menschenrechtsverletzungen

Vor ein paar Monaten haben wir über das Schicksal der Baka und Bayaka berichtet – indigene Völker, die sehr schlechte Erfahrungen mit dem WWF gemacht haben. Der Skandal weitet sich aus. Nun hat BuzzFeed die Geschehnisse in Nepals Chitwan National Park zum Thema gemacht. Es ist ein anderer Ort auf der Welt, aber es gibt erschreckend viele Parallelen etwa zum Lobéké-Nationalpark. Man sieht ein ähnliches Vorgehen dokumentiert und Opfer sind wieder indigene Bewohner, deren Rechte durch Gewalttaten massiv verletzt wurden. Gewalttaten von Wildhütern, deren Existenz und Ausrüstung man auch der entsprechenden Verwendung von WWF-Spenden “verdankt”.

In diesem Bereich leben zum Beispiel Begal-Tiger (IUCN: EN) und Panzernashörner (IUCN: VU), die auch von Zoos geschützt werden, allerdings nicht in Zusammenarbeit mit dem WWF vor Ort oder unter Duldung solcher Methoden. Moderne Zoos und Aquarien verfolgen in seriösen Projekten den Artenschutz vor Ort mit der lokalen Bevölkerung zu betreiben, statt gegen sie.

Wettrüsten für den Artenschutz?

Das Ausrüsten von Wildhütern wird gerne von Artenschutzorganisationen als eine Lösung verkauft. Das kann auch sehr sinnvoll sein, aber man muss sehr genau darauf achten, wem man da eine Waffe in die Hand drückt und zum Paramilitär ausrüstet. Nicht nur, aber auch zum Tag des Wildhüters stilisiert der WWF die Wildhüter zu Helden herauf. Das ist nicht grundsätzlich falsch, denn es gibt Wildhüter, die wahre Helden sind; sie geben teils sogar ihr Leben für die Tiere, die sie beschützen. Gerade um deren Willen, ist es schändlich, wenn man dann mit Wildhütern generell so unkritisch umgeht und sie generell hochstilisiert.

Beim WWF hat das natürlich Methode – darüber will man an Spenden kommen. Der Fehler des WWF ist nur anscheinend, dass man nur höchstens so mittel daran interessiert ist, darauf zu achten, wer da eine Waffe in die Hand bekommt. Die Gegner der Wildhüter sind Paramilitärs und deshalb ist es ja nicht grundsätzlich falsch, die Wildhüter entsprechend auszurüsten, dass sie auf deren Angriffe vorbereitet sind, aber eine paramilitärische Ausrüstung ist nur so gut wie die Person, die sie bedient – man kann mit ihr furchtbares Unrecht anrichten, aber eben auch Gutes tun. Deshalb müsste eigentlich dem WWF daran gelegen sein, konsequent die Wildhüter auszusortieren, die die Macht, die ihnen eine solche Uniform bringt, so bestialisch missbrauchen. Die indigenen Völker haben Paramilitärs – egal von welcher Seite – nämlich nichts entgegenzusetzen und sind ihnen schutzlos ausgeliefert.

“WWF said that it does not tolerate any brutality by its partners. “Human rights abuses are totally unacceptable and can never be justified in the name of conservation,” the charity said in a statement.

But WWF has provided high-tech enforcement equipment, cash, and weapons to forces implicated in atrocities against indigenous communities. In the coming days, BuzzFeed News will reveal how the charity has continued funding and equipping rangers, even after higher-ups became aware of evidence of serious human rights abuses.” – Buzz Feed

[Übersetzung: Der WWF sagte, dass er keine Brutalität bei seinen Partner toleriere. “Menschenrechtsverletzungen sind völlig inakzeptabel und können niemals im Namen des Natur- und Artenschutzes gerechtfertigt werden”, sagte die Wohltätigkeitsorganisation in einer Erklärung. Der WWF hat jedoch hochtechnologische Ausrüstung, Bargeld und Waffen für die an Gräueltaten gegen indigene Gemeinschaften verübten Kräfte bereitgestellt. In den kommenden Tagen wird BuzzFeed News enthüllen, wie die Wohltätigkeitsorganisation Ranger weiter finanziert und ausgerüstet hat, auch wenn sich die höheren Funktionäre der Beweise für schwere Menschenrechtsverletzungen bewusst waren.]

Es wäre wenig verwunderlich, wenn sich das tatsächlich so gewesen wäre, denn auch in Afrika hat sich der WWF bekanntlich nicht mit Ruhm bekleckert. Ohnehin ist die Strategie des Wettrüstens durch NGOs nicht nachhaltig. Es muss an langfristigen Lösungen gearbeitet werden und mit der internationalen Gemeinschaft gemeinsam die Ursachen bekämpft und nicht die Symptome, denn letzteres tun die Wildhüter ausschließlich – zumindest die guten, denn die schlechten Wildhüter sind längst Teil des Systems gegen das sie eigentlich kämpfen sollten.

Natur- und Artenschutz ist Menschenschutz

Wer die Natur und seine Bewohner schützt, macht das auch für Menschen. Wir brauchen intakte Ökosysteme zum Leben. Wer denkt, er könnte die Erde als eine Art reale Umsetzung des Stadt-Planeten Corusant aus dem Star-Wars-Universum umwandeln, irrt. Auf sehr vielen Ebenen braucht der Mensch eine intakte Natur. Einmal natürlich zu etwas ganz Grundlegendem: seine Ernährung. Wer also denkt, man könnte den Planeten immer weiter urbanisieren ohne, dass es schädliche Auswirkung auch auf die Menschen habe, ist auf einen Science-Fiction-Mythos oder düstere Zukunftsvision hereingefallen. Mit der Natur zu leben, heißt maßvoll von ihr zu leben, aber eben nicht maßlos.

Wenn Natur- und Artenschutz nun so brutal menschenfeindlich wird, widerstrebt das diesem Grundgedanken. Leider gibt es durchaus meinschenfeindliche Strömungen, die die Anwesenheit des Menschen auf dem Planeten als grundsätzlich schädlich ansehen und ignorieren, dass auch der Mensch Teil der Evolution ist und es nicht an uns ist, die Existenz von Arten zu bewerten. Irgendeine heimische Art als Schädling zu bezeichnen, ist völlig sinnlos und verkennt die Komplexität ökologischer Beziehungen. Trotzdem wollen inkompetente Menschen eine Öko-Diktatur und mal mehr und mal weniger offen wird die auch gefordert.

Menschenverachtung passt nicht zu Tier-, Natur- und Artenschutz – vielmehr noch: es schließt sich komplett aus. Geschichtlich ist bisher jede menschenverachtende Pseudo-Tierschutzpolitik gescheitert, weshalb sich die Bundesrepublik Deutschland auch, nach der Nazi-Diktatur, so bald wie möglich um ein neues Tierschutzgesetz kümmerte, das aber verständlicherweise nicht die vorderen Plätze der Prioritätslisten bekleidete, weshalb es erst 1972 dazu kam. Aktuell greifen erneut menschenverachtende Ideologien nach einer Deutungshoheit über das Tierschutzgesetz. “Die Menschheit”, erklärte Ingrid Newkirk von PETA, “ist wie ein Krebsgeschwür gewachsen. Wir sind der größte Pesthauch auf diesem Planeten.” Tatsächlich erinnert das an Nazi-Rhetorik, wenn man weiß, dass Hitler die Juden als “Weltpest” beschrieb.

WWF ist nicht PETA – zumindest noch nicht. Allerdings lässt sich seit Jahren auch eine bestimmte Annäherung verzeichnen. So feierte der WWF Aachen Premiere mit PETA:

Dass vegane bzw. vegetarische Ernährungsweise auch einen großen Beitrag zum Schutz des globalen Klimas leisten kann, ist ein zentrales Anliegen der jährlich in Herzogenrath stattfindenden „Veganen Sommerparty“ der Tierversuchsgegner Aachen e.V. Erstmals war auch die WWF-Gruppe Aachen mit einem Infostand vertreten, der – ebenfalls eine Premiere – gemeinsam mit Mitgliedern der Tierrechtsorganisation „Peta“ betrieben wurde. Die befreundeten Tierrechtler und auch WWF-Freunde waren extra aus Brüssel angereist!” – WWF Aachen

Eigentlich sollte der WWF ein Bollwerk gegen menschenverachtende Entwicklungen darstellen, sich ganz klar abgrenzen – sowohl hier als auch in anderen Ländern. Menschen, die andere Menschen oder generell Menschen gering schätzen, haben keinen Platz im seriösen, wissenschaftlich basiertem Tier-, Natur- und Artenschutz. Seit Jahren lässt der WWF hier eine klare Linie vermissen. Stattdessen werden kriminelle Wildhüter gefördert und man nähert sich auch der Tierrechtsszene an. Wenn man nicht schnell eine Wendung einleitet, wird von der bedeutenden und großen Naturschutzorganisation nur noch ein zerknülltes Abziehbild vergangener Größe übrig bleiben.

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