Eisbärenweibchen mit Sendehalsband | Foto: BJ Kirschhoffer

Erlebnis-Zoo Hannover: Polar Bears International in Yukon Bay

Exklusiv für zoos.media – 06.02.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Alysa McCall von Polar Bears International hat den Erlebnis-Zoo Hannover besucht und konnte direkt eine Spende für in-situ-Schutz von Eisbären entgegennehmen.

Erlebnis-Zoo Hannover: Polar Bears International in Yukon Bay

Artenschutz-Referentin Kathrin Röper mit Alysa McCall von Polar Bears International | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover

In der Themenwelt Yukon Bay fühlt man sich nicht als wäre man in der Landeshauptstadt eines deutschen Bundeslandes, sondern als wäre man direkt in Kanada. Alles ist so authentisch bis in kleinste Detail gestaltet, dass man sich wundert wie man eben noch im gefühlten Afrika sein konnte und wenige Schritte später schon tausende von Kilometer in den hohen Norden gereist ist. Ein ganz besonderes Highlight ist ganz sicher die weitläufige Eisbären-Anlage, die aus mehreren Gehegen besteht und die den Tieren enorme Abwechslung bietet. Ganz zweifelsohne gehört diese Anlage zu den besten Anlagen weltweit.

Alysa McCall von der kanadischen Artenschutzorganisation Polar Bears International hat sich dementsprechend wahrscheinlich ganz heimisch gefühlt, denn es gibt wohl kein Zoo, der so akribisch und erfolgreich ein Kanada-Feeling außerhalb des Landes selbst kreieren kann. Sie war gerade auf Deutschlandreise, denn viele moderne Zoos und Aquarien hierzulande arbeiten bereits seit Jahren erfolgreich mit der Artenschutz-Organisation zusammen – so auch der Erlebnis-Zoo Hannover. Für die Artenschützerin war der Besuch im Zoo Hannover gleich ein ganz besonderes Erlebnis, denn sie konnte einen Scheck in Höhe von 1.800€ entgegennehmen. Das Geld stammte aus einer erfolgreichen Aktion, bei der Besucher die Außenanlage der Tiere erkunden konnten. Das so erwirtschaftete Geld kommt nun dem Artenschutz zu Gute.

Artenschützerin begeistert

“Wir möchten uns herzlich bei den Zoo-Besuchern bedanken, die mit ihrer Spende unsere Arbeit in der Arktis unterstützen. Es ist uns wichtig, unsere gewonnenen Informationen über Eisbären und den großen Einfluss des Klimawandels auf ihr Leben mit den Menschen zu teilen und wir sind froh, dass uns Zoos weltweit dabei helfen.” – Alysa McCall, Polar Bears International

Die Eisbären-Anlage im Erlebnis-Zoo Hannover ist naturnah und abwechslungsreich gestaltet. | Foto: zoos.media

Dank des Erlebnis-Zoos in Hannover konnte wesentlich die Besenderung und die Erforschung der Eisbären vorangetrieben werden. Mit so genannten “Bear Tracker”, die für die Tiere ungefährlich sind, können die Forscher nämlich mehr über das Verbreitungsgebiet der Tiere erfahren. Das ist wichtig, denn – im Gegensatz zum Südpol – wird am Nordpol das Eis immer weniger. Das beeinflusst den Lebensraum der Eisbären massiv und es ist wichtig zu sehen wie die Tiere damit umgehen, um so Schlüsse daraus zu ziehen, wo man wie diese Tiere schützen kann. Die IUCN stuft Eisbären als VU ein – sie sind also bedroht. Das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen und es ist gut, dass hier Zoos und Artenschützer Hand in Hand arbeiten, um diese Art zu bewahren.

Um diesen Artenschutz auch erlebbar zu machen, hat sich der Erlebnis-Zoo Hannover etwas ganz Besonderes ausgedacht: “Mit dem Bear-Tracker können unsere Besucher auf dem Bildschirm zuhause und unterwegs den Weg der Zoo Hannover-Eisbärin verfolgen”, freut sich Zoo-Artenschutzreferentin Kathrin Röper. Dabei handelt es sich um das 18 Jahre alte Weibchen mit der wenig klangvollen Bezeichnung X19735. Deshalb ruft der Erlebnis-Zoo Hannover nun Eisbärenfreunde dazu auf via Facebook und Instagram Namensvorschläge für die Bärin einzureichen. Solche Aktionen sind sehr wichtig, um mehr Leute zum Artenschutz zu inspirieren, denn Schutz von Tieren, ihren Arten und ihren Lebensräumen erlebbar zu machen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, viele Menschen mit dieser wichtigen Message zu erreichen. Das motiviert Menschen auch selbst im Schutz von Tieren tätig zu werden.

Den Namen wählt dann eine Jury aus und stellt ihn am 27. Februar, dem Tag des Eisbären, vor. Bereits seit Oktober 2013 wird die Bärin getrackt und hat bis zum 01. Febraur 2019 in dieser Zeit 3.820 Kilometer zurückgelegt – in rund 1.950 Tagen. Das bedeutet, sie hat weniger als 2 Kilometer pro Tag zurück gelegt – auch das sind spannende Ergebnisse. Viel mehr interessiert die Forscher aber natürlich das Verbreitungsgebiet, denn diese wichtigen Daten zeigen ihnen, wo die besonders schützenswerten Bereiche zu finden sind, in denen Schutzgebiete eingerichtet werden müssen, um das Überleben der Tiere nicht zu gefährden.

Artenschutz wird im Erlebnis-Zoo Hannover groß geschrieben

Das Konzept der Themenwelten, das der modernen Gestaltung des Zoos in Hannover zu Grund liegt, ermöglicht es, Artenschutz-Themen in ein ganzheitliches Erlebnis des Lebensraumes der Tiere einfließen zu lassen. Hinweise auf Schutzprojekte sind sehr kreativ und homogen in die Präsentation der Tiere eingefügt und werden als Teil des großen Ganzen wahrgenommen und nicht wie eine Zusatzinformation wie es bei den in vielen Zoos zu sehenden simplen Aushängen etwa der Fall ist. Die Eisbären-Installation in der Themenwelt Yukon Bay ist sicher ein gutes Beispiel.

Sehr gut kann man das aber auch bei der Drill-Installation beobachten:

So sieht auch der Zoo der Zukunft aus: Authentische Themenwelten, die sowohl die Tiere, als auch Edukation, Forschung und Artenschutz zu einem Erlebnis zusammenfassen – und zwar offline wie online. Das LIVE-Erlebnis der Tiere wird so untrennbar mit dem wichtigen und unersetzbaren Engagement von modernen Zoos für das Überleben von Tieren, ihrer Arten und den Lebensräumen, die sie bewohnen, verbunden.

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