Gorilla-Senior Massa im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Zoo Krefeld: Mehr tote Tiere als bisher bekannt?

Exklusiv für zoos.media – 18.02.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Erneut gibt es mediale Fehlberichterstattung zum Brand im Affentropenhaus des Krefelder Zoos: es gebe angeblich mehr tote Tiere als bisher bekannt. Das ist falsch.

Zoo Krefeld: Mehr tote Tiere als bisher bekannt?

Verschiedene Medien wie die Rheinische Post, die Neue Ruhr Zeitung und RTL berichten heute davon, dass es doch mehr tote Tiere, als bisher bekannt, beim Brand im Zoo Krefeld gegeben habe. Der bemühte Narrativ dabei ist immer gleich. Hier beispielhaft in den Worten von RTL: “In dem Papier [Vorlage für den Stadtrat] ist die Rede von mehr als 50 getöteten Affen. Bisher war von rund 30 Tieren die Rede gewesen.” Das stimmt nicht. Der Zoo Krefeld informiert auf seiner Webseite bereits seit vielen Wochen umfassend darüber wie viele Tiere im Haus lebten und wie viele überlebten. Die Rede war auch nicht von “rund” 30 Tieren, sondern in den seriösen Quellen von “über” 30 Tieren, weil es eine bestimmte Zeit noch nicht so klar war und man Todeszahlen, wenn man es seriös macht, zurückhaltend schätzt.

Clickbait mit falschen Zahlen

Mitglieder der Familie der Orang-Utans im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Ebenso wurde diese Zahl mit Vorbehalt genannt. Warum zahlreiche Journalisten das nun anscheinend vergessen haben und implizieren der Zoo habe etwas verschwiegen, ist nicht bekannt. Die Zahl 30 stammt von dem Brandtag und wurde ganz ausdrücklich als Schätzung formuliert. Medien haben diese 30 dann zu einer fixen Zahl stilisiert, obwohl sie nie als solche genau offiziell bestätigt wurde. Vermutlich, um jetzt die eigenen Narrative nicht zu brechen, veranstalten manche Medien das Schauspiel, dass es mehr tote Tiere gäbe als bislang bekannt gewesen wäre. Das aber ist schlicht gelogen. Seit geraumer Zeit ist auf der Webseite des Zoo Krefeld zu lesen, dass 57 Tiere plus eine unbekannte Anzahl an Tokees, also Vertreter der Typusart der Gattung Gekko, lebten und davon zwei Schimpansen überlebten.

Es sind also mit nichten neue Zahlen, die dem Stadtrat vorgelegt wurden, sondern solche, die schon lange bekannt waren. Das Märchen, dass die Zahlen in der Vorlage für den Stadtrat “mehr als bisher bekannt” wären, ist dementsprechend eine eklatante Falschdarstellung, um Klicks für diese Artikel zu generieren. Besonders fragwürdig ist dieses Vorgehen, da Medien gerne Transparenz von Zoos einfordern, aber sie offenbar ignorieren, wenn sie sie dann zeigen, oder leugnen, um eine bessere Schlagzeile zu formulieren. Denn natürlich wäre die Schlagzeile mit der Wahrheit tatsächlich langweilig gewesen, aber soll man deshalb die Wahrheit verfälschen dürfen? Eigentlich ist das presserechtlich und -ethisch ja genau nicht geboten. Zumal die Medien mit dieser Schlagzeile eine Aufdeckung behaupten, die es nie gab.

Es hat niemand was aufgedeckt, der Zoo hat nichts verheimlicht und jeder, der nur ein paar Sekunden Recherche investierte, ist in den letzten Wochen vom Zoo immer auf dem Laufenden gehalten worden, was der aktuelle Kenntnisstand war. Niemand ist von diesen Zahlen überrascht worden, wenn er immer auf dem aktuellen Stand war. Offensichtlich sind viele Medien aber in den Gedanken verliebt, dem Krefelder Zoo irgendwas anhängen zu können und vergleichbare Versuche gibt es immer wieder. Mit ordentlicher Berichterstattung aber, hat so ein Vorgehen nichts zu tun und ist zudem eine Selbstdemaskierung vieler Medien, für die ja die Rezipienten eigentlich Geld bezahlen, damit sie auf dem Laufenden gehalten werden. Offenbar haben hier viele Medienvertreter dem nicht entsprochen und nun wird versucht, dies dem Zoo anzuhängen.

Große Unterstützung für den Zoo

Schimpanse im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Tatsächlich hat der Zoo von breiten Teilen der Bevölkerung große Anteilnahme erhalten, viele Menschen drückten ihr Beileid am schrecklichen Verlust der Tiere durch die von drei mutmaßlichen Täterinnen verübte Straftat, illegale Himmelslaternen starten zu lassen, aus. Erneut zeigte sich in welche mickrigen Minderheit die waren, die versuchten, dieses schreckliche Unglück gegen den Zoo auszunutzen. Einige Medien aber stellten das völlig anders dar. Jeder Möchtegern-Brandschutzexperte von NGOs, die etwas mit Affen auch nur irgendwie zu tun hatten, bekam eine Stimme in den Medien. Echte Brandschutz-Experten kamen kaum zu Wort, die vielen Unterstützer, die uneingeschränkt hinter dem Zoo stehen, auch nicht. Viele Medien verstärkten künstlich die Unkenrufe der Pseudo-Experten, die teils sogar selbst Menschenaffen unter den fragwürdigsten Bedingungen hielten und halten.

Das Problem dabei ist die Entkopplung von medialer Darstellung und tatsächlicher gesellschaftlicher Mehrheiten und entsprechender Realität. Natürlich mag ein angeblicher Menschenaffen-Retter, der mangelnden Brandschutz herbei fantasiert und so den Zoo Krefeld in Misskredit bringt, mehr Klicks bringen. Dass Menschenaffen, die er selbst hielt, zwei Mal von Tierrettern aus seiner Obhut gerettet werden mussten, verschweigt man dann aber genauso wie, dass es sich hierbei um eine unkundige Einzelmeinung handelt, die von echten Brandschutz-Experten längst widerlegt worden war und auch generell leicht zu widerlegen ist. Solche Leute zu überrepräsentierten und die große Unterstützung für den Zoo nur in einem Nebensatz zu erwähnen, ist einfach fraglich, wenn es darum geht, seriös über die Rezeption der Katastrophe zu berichten.

Tatsächlich hat dieses Unglück aber nicht nur das Leben vieler Affen gefordert, sondern auch dazu geführt, dass sich viele Leute für das Schicksal der Menschenaffen in Menschenobhut und der Natur interessiert. Viele aber interessierten sich nicht nur, sondern spendeten auch für das Projekt “Neubau Artenschutzzentrum Affenpark” (Arbeitstitel), das der Zoo Krefeld ins Leben rief. Dafür sind in nicht mal einem Monat ganze 20.000 Einzelspenden eingegangen, die mehr als 1,4 Millionen Euro einbrachten (Stand: 27.01.2020). Das ist ein sehr klares Statement, dass leider weniger Raum in den Medien bekam als etwa eine Verschwörungstheorie wie die aktuelle. Eigentlich ist aber die große Unterstützung die zentrale News. Die Menschen stehen an der Seite des Zoos, stehen zu der Haltung und der artenschutzbasierten Ausrichtung.

Aktueller Stand

In diesen Tagen beginnt der Rückbau der Metall-Dachkonstruktion des Affenhauses und die Planungsphase des “Artenschutzzentrum Affenpark”. In vier bis sechs Wochen soll dann der GorillaGarten für Besucher wieder frei zugänglich sein. Der Abriss des Betonfundaments ist deutlich komplexer und komplizierter und wird erst später erfolgen.

Wenn die vergangenen Wochen eines bis aufs Deutlichste gezeigt haben, ist es, dass die verlässlichsten Informationen auf der Facebook-Seite des Zoo Krefeld zu finden sind. Wer ohne Fake News, Verschwörungstheorien und Fehlberichterstattung informiert werden will, schaut am besten da oder versichert sich zumindest bei Medienberichten dort rück und schaut auf die Webseite. Wer das bisher getan hat, der wusste nämlich auch schon, dass die aktuelle Berichterstattung darüber, dass es angeblich mehr tote Tiere als bisher bekannt gegeben habe, völlig falsch ist. Jede neue Erkenntnis hat der Zoo Krefeld transparent an die Öffentlichkeit weitergeleitet und dies in enger Beratung mit den Behörden, um deren Ermittlungen nicht zu gefährden.

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