Im Tierpark Hagenbeck leben Elefanten hervorragend versorgt in freiem Kontakt. | Foto: An-d, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Zoo: Tierquälerei oder Artenschutz?

Erschienen auf der Facebook-Seite von Deutschland3000 am 01.08.2019. | Von: Eva Schulz

Im Tierpark Hagenbeck nähert sich Deutschland3000 der Frage, ob Zoos nun Tierquälerei oder Artenschutz bedeuten und liefert einen sehenswerten Berich mit wenigen Fehlern.

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Anmerkung: Der an sich gute Artikel hat mehrere entscheidende Fehler. Einmal ignoriert er die Erkenntnisse, dass sich der Platzbedarf von Wildtieren in menschlicher Obhut sinkt, die seit den Zeiten Heini Hedigers bereits hinreichend bewiesen ist. Dazu gibt es eine Milchmädchenrechnung, dass mehr Geld in den Naturschutz fließen würde, wenn die Zoos nicht gebaut und unterhalten werden müssten. Das stimmt nicht, denn dann würde gar kein Geld in diese Richtung fließen, denn es sind ja auch die zoologischen Einrichtungen, die das Geld in die Projekte schleusen und die unbezahlbare Möglichkeit bieten, Forschungsfragen zu beantworten, die sonst nie beantwortet werden könnten. Die edukative Arbeit der Zoos ist der Grund, warum überhaupt Geld zusammen kommt – ohne diese Einrichtungen gäbe es das Geld also gar nicht

Sumatra Orang-Utan in Hagenbecks Tierpark | Foto: Aiwok. Lizenz: CC BY-SA 1.0

Völlig überflüssig ist eine Selbstprojektion der Moderatorin in eine Wildbahn, die es gar nicht mehr gibt. Dazu ist das Bild der an den Affen schwingenden Lianen nicht wirklich richtig, denn das ist kein wirklich häufiges Verhalten, sondern wird im Vergleich in der Natur recht selten beobachtet. Das Bild des Affen, der sich im Paradies Natur von Liane zu Liane schwingt, ist eher ein kitschiges Bild aus Hollywood, als ein authentisches Bild eines Wildtieres.

Ebenfalls falsch ist die Idee, dass es eine Zukunft geben würde, in denen es keine Zoos mehr braucht. Natur funktioniert nicht so, dass man nach der Rettung einer Art das Kapitel zumachen kann und dann ist es für alle Zeit gerettet. Es wird immer anfällige Populationen geben, die geschützt werden müssen: Inselpopulationen oder endemische Arten zum Beispiel kann ein schwerer Sturm oder die Verunreinigung von Wasser an den Rand ihrer Vernichtung bringen. Es braucht also immer Rückversicherungspopulationen in Menschenobhut von solchen anfälligen Arten selbst, wenn man die Biodiversität irgendwann mal als “gerettet” bezeichnen könnte.

Insgesamt aber hat das kurze Video einen guten Grundtenor, der vor allem den wichtigen Aufruf startet, Zooverantwortlichen und -mitarbeitern nicht unfair gegenüber zu treten. Dieser Appell hätte zwar ohne die angesprochenen Fehler noch mehr gewirkt, ist aber auch schon so eine wichtige Aussage.

 

Falscher Clownfisch (Amphiprion ocellaris) im Tropen-Aquarium Hagenbeck | Foto: Malte Jörn Krafft, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Zur Einordnung: Deutschland3000 ist ein funk-Format, dass von Labo M produziert wird, und politische Themen aus der Perspektive von “Millenials” betrachten soll. Das Netzwerk funk bezeichnet sich als Content-Netzwerk von ARD und ZDF, das letztendlich eine Art Online-KiKa für internetaffine Jugendliche und junge Erwachsene darstellen soll – so erklärt sich auch die Art und Weise der Berichterstattung, zu deren Gunsten EinsPlus und ZDFkultur eingestellt wurden. Das deutlich politisch links stehende Angebot nutzt dabei bereits etablierte Influencer, Formate und Kanäle, um ihre Inhalte damit zu verknüpfen. Die Moderatorin Eva Schulz bezeichnet sich als Journalistin und Moderatorin.

Als “Millenials” bezeichnet man Menschen, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurden, und ordnet Ihnen mit pseudo-wissenschaftlichem Ansatz bestimmte Attribute zu. Diese künstlich abgegrenzte Generation wird auch als Generation Y bezeichnet und gilt als Nachfolger der Boomers und Generation X. Die Existenz der Generation Y, wohlgemerkt nicht die ihrer mutmaßlichen Mitglieder, wird von namhaften Wissenschaftler und Experten bezweifelt. Der Begriff ist letztendlich Marketing-Sprech für Jugendliche der Mittelklasse aus diesen Jahrgängen und zementiert nur nie wissenschaftlich bewiesene Vorurteile, die auf alle Mitglieder der Generation erweitert werden.

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