Karte der Exposition Coloniale de Paris en 1931 | Foto: Editions BRAUN, Lizenz: public domain

Zoo Wuppertal: Ein Gedenkstein für “Sussy Dakaro”

Erschienen auf deutschlandfunk.de am 03.07.2017. | Von: Jana Turek

Der Wuppertaler Zoo, Stiftungen und Spender finanzierten einen Gedenkstein, der an das traurige Schicksal von Menschen aus der Zeit der Völkerschauen erinnert.

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Anmerkung: Diese „anthropologisch-zoologischen Ausstellungen“, die schwerpunktmäßig in Europa in Nordamerika stattfanden, haben ihre Wurzeln bereits im Römischen Reich und bekamen durch den Kolonialismus einen massiven Aufschwung: auf Jahrmärkten, Volksfesten, in Varietés und auf Gewerbe- und Kolonialausstellungen, aber auch in Zoo und Zirkus, wurden Menschen ausgestellt. Nach dem ersten Weltkrieg allerdings brach das Geschäft mit der Ausstellung von Menschen ein und wurde schließlich, durch ein Auftrittsverbot für “Farbige” von den Nationalsozialisten in Deutschland völlig beendet. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es nur noch vereinzelte Ausstellungen, die daran erinnerten: in Deutschland bis in die 1950er Jahre und in der Schweiz hielten sich bis in die 1960er Jahre.

Völkerschauen, wie man sie heute versteht, waren die erzwungene Zurschaustellung bestimmter ethnischer Gruppen, der auf Rassismus basierte. In der Zeit des Kolonialismus begriff man die zur Schau gestellten Menschen als eine minderwertige Rasse von Menschen, die man in der Heimat vorzeigen wollte. Die unfreiwillig teilnehmenden Menschen wurden dazu gezwungen. Dies war Symptom einer Form der Rassenlehre, die weitestgehend gesellschaftlicher Konsens war.
Erst 1945 traft der offene Rassismus in der Wissenschaft zurück; zuvor dachte man mehrheitlich nach Kant: “Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen.” Kant und Hegel, sowie nach ihnen viele andere, versuchten die von ihnen erdachten, rassistischen Unterschiede sogar wissenschaftlich zu klären – ein Irrweg in der Wissenschaft, die allerdings auch Basis dieser Völkerschauen waren.

Zu modernen Zoos und ihrem Konzept passen die Völkerschauen von damals nicht mehr.
1994 gab es im heutigen Zoologischen Park Planète Sauvage ein Elfenbeinküste-Dorf und ein Afrikanisches Dorf wurde im Jahr 2005 zu einem Kultur-Festival im Augsburger Zoo eingeladen. Im gleichen Jahr zeigte auch der Zoo in London Menschen mit Feigenblättern bekleidet.
Solche Veranstaltungen haben allerdings mit den Völkerschauen von damals überhaupt nichts mehr gemeinsam. Die geplanten Tage im Zoo Augsburg riefen Kritik hervor und die Zoodirektorin erklärt ganz klar: “Diese Tage sollen die afrikanische Kultur, afrikanische Produkte den Menschen näherbringen. Natürlich wird dies von farbigen Afrikanern gemanagt, und zwar sehr gerne – wir haben mehr Anfragen für Standplätze als wir befriedigen können. Wenn Sie das mit „Zur-Schau-Stellen“ meinen, dann dürften auch keine internationalen Sportveranstaltungen mehr stattfinden, bei denen farbige Menschen zu sehen sind. Diese Veranstaltung soll im Gegenteil die Toleranz und Völkerverständigung fördern und den Augsburgern die afrikanische Kultur näher bringen.” Darin findet sich keine Spur mehr von einer unfreiwilligen Zurschaustellung von Menschen oder Rassismus.

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