Schimpanse im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Wertvolle Bildungsarbeit in Zoos

Exklusiv für zoos.media – 23.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Der VdZ hat die Bildungsleistung des Mitgliedszoos ermittelt. Im Artikel gibt es Zahlen, Fakten und Hintergrundinformation darüber, wie wichtig moderne Zoos und Aquarien im edukativen Bereich sind.

Wertvolle Bildungsarbeit in Zoos

Den Bildungsauftrag zu erfüllen, ist ein Kernanliegen der zoologischen Einrichtungen und es wird immer wieder überprüft, ob man dieses Ziel auch einhält. Die 71 Mitgliedszoos im VdZ haben 171.426 Bildungsangebote. Das sind pro Zoo rund 2.515, was bedeutet, dass jeder Zoo pro Tag im Durchschnitt fast 7 Angebote offeriert. Insgesamt wurden die Angebote von rund 1,2 Millionen Menschen genutzt, was bedeutet, dass pro Angebot es rund 7 Teilnehmer gibt. Allerdings sind in diesem Wert die kommentierten Fütterungen nicht enthalten – das sind nochmal rund 100.000 Angebote pro Jahr mehr. Hier können entsprechende Daten aus logistischen Gründen nicht ermittelt werden.

“Unsere Untersuchung belegt, dass unsere Tiergärten und Zoos zu den bedeutendsten außerschulischen Lernorten im Naturbereich gehören. In einer Gesellschaft, die sich immer weiter von der Natur entfernt, gewinnt die einzigartige Kombination von emotionalem Wildtiererlebnis und Bildung stetig an Wert.” – Dr. Julia Kögler, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ)

Schulen sind gerne im Zoo

Im Zoo von Detroit können die Besucher Eisbären durch einen Tunnel beobachten. | Foto: Detroitzoo, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Gerade im Bereich der Biologie gibt es auch oft Ausflüge von Schulen in Zoos: mehr als 340.000 Menschen fanden im vergangenen Jahr den Weg in die Zooschulen. Bei rund 39 Schulwochen mit jeweils fünf Tagen, kann man von rund 195 Schultagen ausgehen. Das bedeutet, pro Schultag bewältigen die Zooschulen verbandsweit fast 1.800 Schüler. Pro Zoo sind das also pro Tag rund 25 Schüler – das ist im Durchschnitt eine Klasse jeden Tag in jedem Verbandszoo. Hier gibt es natürlich auch immer Stoßzeiten, wenn viele Klassen auf einmal kommen, und in Klausurphasen zum Beispiel kommen auch mal gar keine.

Es geht hierbei ja aber noch nicht mal um Schüler alleine, sondern auch um Lehrende, Studierende und Erzieher: über 10.000 ließen sich 2018 in den VdZ-Zoos fortbilden. Was die Zoos also im Bereich der Edukation von ganz jung bis sehr alt, denn es gibt ja auch sogar spezielle Seniorenführungen, die von Zoobegeisterten in hohem Alter wahrgenommen werden, auf die Beine stellen, ist mehr als beachtlich.

Dass Schulen gerne Zoos besuchen, ist auch ein internationaler Trend und ein wichtiges Standbein der Edukation von modernen zoologischen Einrichtungen weltweit. In der Schule findet man natürlich besonders die junge Generation, die man eben zu Natur- und Artenschützern machen möchte, damit auch sie mit daran arbeiten können, dass viele Arten – immerhin 25% der evaluierten Arten und Unterarten sind bedroht – eben nicht aussterben. Hier haben Zoos eine Schlüsselrolle, einmal im Bereich der Edukation und Inspiration, aber sie sind eben auch der Ort, wo die Arbeit zu einem großen Teil gemacht und finanziert wird, damit diese Schutzprojekte überhaupt möglich sind. Schutz für Arten und Natur finanziert sich ja nicht aus Luft und Liebe, sondern wird ermöglicht durch die Kombination von Geld und wissenschaftlich seriöser Forschung.

Wer zahlt das?

Die Auswilderung wird mit einem edukativen Angebot für zahlreiche Schülerinnen und Schüler verknüpft. | Foto: Loro Parque

Jetzt kann man natürlich dem typischen Beißreflex bei Edukation in Kultureinrichtungen nachgeben und sagen: “Ja, klar, das zahlen wir ja auch alles mit unseren Steuergeldern!!!” Nein. Diese Bildungsleistung ist hauptsächlich eigenfinanziert. Moderne Zoos und Aquarien werden also nicht nur mit am wenigsten subventioniert im Kulturbereich, wenn man etwa im Vergleich auf staatliche Theater und Museen blickt, sondern müssen auch den Großteil ihrer Bildungsarbeit noch selbst erwirtschaften. Wer also ein Ticket für einen Zoo kauft, bezahlt nicht nur für die tiergerechte Versorgung der Tiere, die teils immense Artenschutzarbeit und die wichtige Forschung, sondern eben auch für die Edukation. Bei den außerschulischen Lernorten ist der Zoo sehr weit vorne und auch sehr wichtig.

“Durch ihre pädagogische Arbeit leisten unsere Mitgliederzoos einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung nationaler Strategien für Bildung für nachhaltige Entwicklung, lebenslanges Lernen und den Schutz der Biodiversität.” – Dr. Julia Kögler, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ)

Das alles zeigt wie ernst die zoologischen Einrichtungen ihren Bildungsauftrag nehmen. Die Zeiten, in denen Zoos nur Tiere ausgestellt haben, sind längst vorbei. Sie sind nachweislich wichtige und unentbehrliche Zentren für Edukation, Artenschutz und Forschung. Dass diese ganze Edukation auch funktioniert zeigen verschiedene, wissenschaftliche Studien, von denen wir einige auch hier schon zum Thema gemacht haben.

Edutainment gegen die Naturentfremdung

Während in der Schule die Schüler lernen und die Studenten in der Universität auch gewisse Lehrveranstaltungen zwingend absolvieren müssen, um den angestrebten Abschluss zu bekommen, hat der Zoo keine solcherlei “Druckmittel”, um Menschen zum Lernen zu bringen. Er muss die Menschen selbst interessieren, um sie dazu zu bringen, sich mit Lerninhalten zu beschäftigen. Die Leute besuchen zoologische Einrichtungen in ihrer Freizeit und wollen sich keinen Frontalunterricht und auch keine Vorlesung antun. Deshalb muss man unterhaltsame Teile mit edukativen Teilen kombinieren – wie zum Beispiel in der Flugshow im Kölner Zoo.

Hier hat man einmal ein sehr unterhaltendes Element, den Freiflug verschiedener Vögel, und es wird direkt kombiniert mit Edukation durch den Moderator. Ebenso hat man im Zoo auch im Bereich des Wissenstands schwierige Startbedingungen, denn man ist sowohl mit kleinen Kindern im Vorschulalter konfrontiert, als auch mit Rentnern und jeder Altersstufe dazuwischen. Die haben alle unterschiedliche Wissenstände und man muss – je nach Tierart – unterschiedliche Kenntnisstände beachten. Bei Tierarten, die wenige Leute überhaupt kennen, ist das sehr einfach, aber über Delfine wissen manche gar nichts und andere schon einiges. Gleichzeitig gibt es immer wieder Mythen, auf die man auch noch eingehen muss.

Das ist alles sehr komplex und deshalb beschäftigen sich in Form von Zoopädagogen auch Profis damit: Im Durchschnitt sind in jedem VdZ-Zoo mehr als vier Vollzeitbeschäftigte (intern und extern) im pädagogischen Bereich beschäftigt. Allerdings übernehmen auch Tiertrainer und Tierpfleger teils edukative Aufgaben. Das Konzept des Edutainments hat dolphinaria.truth in diesem Video, was wir auf YouTube geteilt haben, gut am Beispiel eines VdZ-Zoos verdeutlicht:

Solche Shows erreichen teils über eine Millionen Menschen jedes Jahr in den großen Zoos und erhöhen so die edukative Reichweite nochmal mehr über die Grenzen des klassischen Bildungsangebots hinaus. Welche Bildungsangebote in Zukunft sicherlich Ausbau bedürfen sind die edukativen Interaktionsprogramme in zoologischen Einrichtungen und auch die Edukation über moderne Zoos und Aquarien selbst. Warum brauchen wir Zoos? Die Antwort auf diese Frage sollte eigentlich jeder kennen, es wird aber häufig nicht prominent genug im Bildungsangebot berücksichtigt. Ebenfalls zeichnet sich ab, dass es an den zoologischen Einrichtungen hängen bleibt, über die Tierrechtsindistrie, die das Überleben verschiedener Arten und auch der Zoos selbst bedroht, aufzuklären. Auch das Aufkeimen der Tierrechtsideologie ist schließlich ein Symptom massiver Naturentfremdung.

Somit haben die modernen Zoos und Aquarien schon sehr viel Lobenswertes erreicht, aber, um die Zukunft zu sichern, wird ein Ausbau in Bezug auf Umfang und Inhalte ganz unvermeidbar sein. Gute Zoos hat in der Geschichte immer ausgezeichnet, sich nicht auf Erfolgen auszuruhen, sondern immer mehr für die Natur erreichen zu wollen. Hier sind die Zoos im VdZ auf einem zweifelsohne sehr guten Weg.

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