Sumatra-Orang-Utan im Chester Zoo | Foto: Mike Peel (www.mikepeel.net), Lizenz: CC BY-SA 4.0

Zwei Drittel der Briten finden Zoos gut

Exklusiv für zoos.media – 17.01.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Großbritannien ist durch den Brexit aktuell in aller Munde, aber wie sehen die Leute dort eigentlich zu Zoos? Eine aktuelle Umfrage zum Thema zeigt das deutlich.

Zwei Drittel der Briten finden Zoos gut

Elefanten im Chester Zoo | Photograph by Mike Peel (www.mikepeel.net) ; Lizenz: CC BY-SA 4.0

Schaut man von außen auf Großbritannien überwiegt natürlich gerade das Thema Brexit, aber langfristig betrachtet und mit dem Blick auf Vorgänge im Bereich der Zoos schauend, hat man nicht den Eindruck, dass Großbritannien es besonders angenehm für Zoos macht, dort zu existieren. Man hat die Delfinhaltung abgeschafft, obwohl die Cetaceen vor den Küsten elendig verrecken und die Hilfe von Zoos und Aquarien durchaus hätten brauchen können. Nun wird auch schon die Haltung von Seelöwen in Zweifel gezogen. Es finden sich viele Anti-Zoo-Lobbyorganisationen dort vor deren Populismus und Schmierenkampagnen selbst die großen, bedeutenden und modernen Zoos und Aquarien kaum geschützt werden.

Man kann also ohne Übertreibung sagen, dass Zoos und Aquarien nicht gerade hofiert werden und das trotz exzellenter Arbeit für den Tier-, Arten- und Naturschutz durch Einrichtungen wie den Chester Zoo, um nur ein Beispiel zu nennen. Nicht hofiert übrigens im wahrsten Sinne des Wortes: Die RSPCA, also die königliche Gesellschaft zur Verhütung von Grausamkeiten an Tieren, deren Schirmherrin Königin Elisabeth II. ist, positioniert sich gegen Zoos, in dem sie, dem Populismus der Tierrechtsindustrie folgend, sich gegen die Haltung von zum Beispiel Elefanten und Delfinen in zoologischen Einrichtungen ausspricht und sich auch die Option offen hält, diese Haltung auf weitere Arten auszubauen.

Tolle Umfrage-Ergebnisse

Trotz also dieses fast schon eher zoofeindlichen Klimas, das auch durch unseriöse Medienberichterstattung, wie von bestimmten Teilen des Guardian etwa, befeuert wird, lässt sich zwei Drittel der Bevölkerung davon nicht verunsichern, sondern sprach sich in einer Umfrage mit überwiegender Mehrheit für moderne Zoos und Aquarien aus.


Nur 14% positionieren sich negativ. Das zeigt wie überzeugend die Arbeit der britischen Zoos und Aquarien ist. Gerade in Großbritannien arbeiten viele Lobbyorganisationen gegen zoologische Einrichtungen – übrigens auch überregional in der EU, was natürlich bei einem Brexit vorbei wäre. So richtig gezündet haben die Kampagnen gegen Zoos und Aquarien also zum Glück noch nicht, wenn man dieser Umfrage vertrauen kann. Das heißt aber natürlich im Umkehrschluss auch absolut nicht, dass man sich auf 66% wirklich ausruhen kann.

Auch in Deutschland sieht es gut aus: 81% der Deutschen befürworten Zoos und Aquarien, erklärt der VdZ und beruft sich dabei auf eine Forsa-Umfrage. Der Verein vereinigt über 70 Zoos und Aquarien. Diese geben pro Jahr, laut Angaben der Organisation, etwa 4 Millionen Euro für nationale und internationale Natur- und Artenschutzprojekte aus. In Großbritannien damit ungefähr vergleichbar ist die BIAZA, die mehr als 100 Zoos und Aquarien vereint, die rund 24 Millionen Britische Pfund (etwa mehr als 21 Millionen Euro) pro Jahr in Natur- und Artenschutz investieren. Das zeigt wie groß der Beitrag von modernen Zoos und Aquarien für den Artenschutz ist, aber man darf nicht den Fehler machen, den nur anhand des Geldbetrages zu bemessen wie in diesem Artikel erklärt wird:

Zoos & Aquarien: Millionen für den Artenschutz jedes Jahr

Besucherrekorde im vergangenen Jahr

Der eben erwähnte Chester Zoo feierte in vergangenen Jahr einen Rekord für den meist besuchten Monat in seine fast 90-jährigen Geschichte. Er ist der populärste Zoo Großbritanniens und konnte fast 2 Millionen Besucher im Jahr 2018 verbuchen – ebenfalls ein Rekord. Das Beispiel zeigt sehr gut wie sehr die Besucher in Zoos gehen wollen. Der London Zoo ist auch seit Jahren stabil über den eine Millionen Besuchern pro Jahr. Zu denken, dass Zoos also nicht mehr zeitgemäß wären, ist falsch. Viele moderne und akkreditierte zoologische Einrichtungen in Großbritannien sind gut besucht und machen auch gute Arbeit.

Asiatischer Elefant im Zoo Karlsruhe (2009) | Foto: H. Zell, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das gilt auch für deutsche Zoos und Aquarien. Auch zu Beginn von 2019 konnte man sich häufig über Rekordmeldungen bezüglich der Besucherzahlen freuen. Etwa der Zoo Karlsruhe vermeldete erfreuliche Nachrichten. Im Zoo Rostock konnte man sich auch über Rekord-Besucherzahlen freuen. Feiern konnte ebenfalls der Tiergarten Nürnberg aufgrund eines wunderbaren Besucherzuspruch, der ebenfalls einen Rekord darstellte. Wer also denkt, dass Zoos ein Auslaufmodell wären, verkennt die Realität.

Das ist aber nichts, worauf man sich ausruhen kann. Es wird die nächsten Jahre nicht einfacher, sondern schwieriger werden, wenn man das Problem mit der Tierrechtsindustrie nicht endlich auch von Zoo-Seite wirkungsvoll in Angriff nimmt. Jeder Artenschutz-Erfolg ist wichtig, aber er ist auch fragil, wenn es bald keine Zoos und Aquarien mehr geben würde, die jahrzehntelange Erfahrung darin haben, wie man erfolgreich Arten vor dem Aussterben bewahrt und Arten, die bereits in der Natur ausgestorben sind, wieder in die Natur zurückbringt. Zoos und Aquarien sind stark von der Politik abhängig und wenn der politische Einfluss der Tierrechtler weiter steigt, wird sich das negativ auf alle zoologischen Einrichtungen auswirken.

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