Forderung der Tierrechtler: STOP EATING ANIMALS | Quelle: Alexander Mueller/flickr CC BY 2.0

Seit wann gibt es die Idee von Tierrechten?

Bereits der griechische Mathematiker und Mystiker Pythagoras gründete eine asketische Gemeinschaft, in der aus ethischen Gründen auf Fleischkonsum verzichtet wurde.

Auch für Siddarta Gautama Buddha war Vegetarismus Teil einer umfassenden Askese. Buddhistische Mönche dürfen seiner Lehre zufolge kein Fleisch essen, jedenfalls dann, wenn das Tier speziell für den jeweiligen Konsumenten getötet wurde und er davon Kenntnis hat. Bei allen Vegetariern des Altertums ging es darum, dass ein verantwortungsbewusstes Handeln gegenüber Tieren als gut für die menschliche Moral bzw. Seele angesehen wurde. Dass ein Tier selbst Rechte haben könnte, spielte dabei keine Rolle. In gewisser Weise wurden Tiere jedoch bereits im Mittelalter und bis ins 17. Jahrhundert als „Rechtssubjekte“ betrachtet. Regelmäßig gab es Gerichtsverhandlungen gegen Tiere, die zum Beispiel Menschen angegriffen hatten.

Esel vor Gericht (Quelle Wikipedia)
Esel vor Gericht (Quelle: Wikipedia)

Man stellte ihnen sogar Anwälte zur Verteidigung zur Seite. Wurden sie verurteilt, richtete man sie manchmal auch durch Erhängen hin. Auch Maikäferlarven wurden vor ein Gericht gestellt. Ein Hund, der sein Herrchen bei Bedrängnis nicht beschützte, konnte wegen „unterlassene Hilfeleistung“ angeklagt werden. Sogar in der Bibel werden Tiere teilweise in den Rechtekanon der Menschen integriert. Im Zweiten Buch Mose heißt es: „Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau stößt, so dass sie sterben, dann muss das Rind gesteinigt werden, und sein Fleisch darf nicht gegessen werden; aber der Besitzer des Rindes soll straffrei bleiben.“

In der Neuzeit stellte der französische Politiker und Philosoph Michel Eyquem de Montaigne im 16. Jahrhundert Menschen und Tiere auf eine Stufe, war aber selbst kein Vegetarier. Im 17. Jahrhundert forderte der englische Kaufmann Thomas Tryon Gewaltlosigkeit gegenüber allen Arten von Tieren und entwickelte die Idee, dass Tiere eigene Rechte hätten. Auch bei ihm war dies Teil einer insgesamt asketischen Lebensweise. Der Tierrechtsgedanke findet sich auch bei Arthur Schopenhauer, der im Gegenzug nicht gerade als großer Menschenfreund bekannt ist: „Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch. Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist man den Tieren schuldig.“

Die Grundzüge der heutigen Tierrechtsphilosophie gehen auf den englischen Philosophen Jeremy Bentham zurück, der im 18. und 19. Jahrhundert lebte.

Jeremy Bentham (Quelle: Wikipedia)
Jeremy Bentham (Quelle: Wikipedia)

Bentham verkündete, es sei unwichtig, ob Tiere denken oder sprechen könnten, entscheidend sei ihre Eigenschaft, Leiden und Schmerzen zu empfinden. Grundlage seines Denkens war der „Utilitarismus“, eine philosophische Schule, die davon ausgeht, dass das Ziel menschlichen Handelns darin liegt, für möglichst viele Individuen möglichst viele Vorteile bei möglichst wenig Nachteilen zu erreichen. Zur dafür notwendigen Definition, was ein Vor- und was ein Nachteil ist, zog Bentham Leid als Kriterium heran. Warum, fragte er, solle eine Grenze zwischen Menschen und Tieren gezogen werden? „Ist es die Fähigkeit zu denken oder vielleicht die Fähigkeit zu reden? Aber ein ausgewachsenes Pferd oder ein Hund sind unvergleichlich vernünftigere sowie mitteilsamere Tiere als ein einen Tag, eine Woche oder gar einen Monat alter Säugling. Aber angenommen, diese wären nicht so, was würde das ausmachen? Die Frage ist nicht, können sie denken? Oder können sie reden? Sondern, können sie leiden?“ Bentham selbst war gleichzeitig Anhänger eines totalitären Staates, Vegetarier war er jedoch nicht und lehnte das Töten und Essen von Tieren auch nicht ab, da diese „keine sehr langanhaltende Vorahnung zukünftigen Leids“ hätten und der Tod, den sie durch Menschenhand erleiden würden, „schneller und weniger schmerzhaft“ sei, „als der derjenige , der sie im unvermeidlichen Lauf der Natur erwarten würde“.

Im 19. Jahrhundert begannen Vegetarier damit, sich zu organisieren. 1801 wurde in London der erste Vegetarierverein gegründet. 1824 der erste Tierschutzbund, die „Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals“, deren Gründer aus ethischen Gründen für eine vegane Ernährungsweise eintrat. Ebenfalls in England veröffentliche Henry Salt 1892 eine Schrift mit dem Titel „Animal Rights“, auf die sich viele heutige Tierrechtler beziehen. In Deutschland wurde der „Deutsche Verein für naturgemäße Lebensweise (Vegetarianer)“ 1876 von einem Pfarrer namens Eduard Baltzer gegründet, 1892 schlossen sich verschiedene Organisationen zum „Deutschen Vegetarier Bund“ zusammen. Konjunktur erhielt der Tierschutzgedanke dann wieder durch die Nationalsozialisten, die das erste Tierschutzgesetz verabschiedeten und Tierversuche verboten. Heinrich Himmler schrieb dazu: „Nur ein Arier, ein Germane, war dazu fähig, das Tier, das in ungezählten anderen Ländern dieser Erde rechtlos ist, in seine Rechtsordnung einzubeziehen.“ Adolf Hitler selbst war Vegetarier.

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