Den furchtbaren Schrecken über die Tötungsmaschinerie der Nazis versuchen Tierrechtler für ihre Zwecke auszunutzen. | Lizenz: public domain

Warum stellen Tierrechtler so oft Vergleiche mit dem Holocaust an?

Sie wollen schockieren, aufrütteln. Auf diese Weise erreichen sie immer wieder eine enorme Publicity. Viele von ihnen sind jedoch auch tatsächlich der Überzeugung, dass beides vergleichbar sei.

Natürlich meist nicht, weil sie den Holocaust kleinreden wollen, sondern weil sie ernsthaft meinen, dass das, was man Pelz- und Versuchstieren und Schlachtvieh antut, ein ebenso schlimmes Verbrechen sei. Bei einer Ausstellung und einer internationalen Plakatkampagne unter dem Motto „Der Holocaust auf deinem Teller“ stellte die Organisation Peta im Jahr 2002 Fotos nebeneinander, die einerseits eingepferchte Tiere in der Massentierhaltung und andererseits Menschen in Konzentrationslagern zeigten. Die stellvertretende Chefin der Kommunikationsabteilung von Peta erklärte damals dazu, durch den Holocaust seien zwölf Millionen Menschen umgekommen, doch allein in den USA würden pro Jahr 28 Milliarden Tiere auf ähnliche Weise ermordet. 2004 sollte die Kampagne auch nach Deutschland kommen. Auf einem Plakat stand: „Zwischen 1938 und 1945 starben zwölf Millionen Menschen im Holocaust – genauso viele Tiere werden für den menschlichen Verzehr in Europa täglich getötet.” Der Vorsitzende von Peta Deutschland, Harald Ullmann, erklärte bei einer Diskussionsveranstaltung dazu: „Die Opfer sind ausgetauscht worden. Früher waren es die Juden, fahrendes Volk, und heute sind es Tiere.“

Paul Spiegel, der damalige Vorsitzender des Zentralrates der Juden, kritisierte die geplante Kampagne als „absolut ungeheuerlich”, die Plakate seien eine “Beleidigung aller Opfer des Holocaust”. 2005 wurde Peta Deutschland wegen Volksverhetzung verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Gruppierung den Völkermord an den Juden verharmlost habe. Die Ausstellung wurde in Deutschland untersagt, und obwohl Peta durch alle Instanzen dagegen klagte, bestätigten 2009 auch das Bundesverfassungsgericht und 2012 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dieses Verbot.

Nicht nur Peta vergleicht regelmäßig die Tötung von Tieren mit Massenmord an Menschen. Die Animal Liberation Front sprach schon im Jahr 2000 vom „Tier-Holocaust“. Stefan Bernhard Eck, Mitglied des Europäischen Parlaments und ehemaliger Vorsitzender der Tierschutzpartei, hielt 2006 eine „Mahnwache“ auf dem Besucherparkplatz der KZ-Gedenkstätte Dachau ab. Auf seinem Plakat stand: „Für Tiere ist jeden Tag Dachau“. Der Tierrechtsvordenker Helmut F. Kaplan, ist ebenfalls der Meinung, dass „der Holocaust, über den wir uns zu Recht so empören, nicht Geschichte ist, sondern nach wie vor Tag für Tag mitten unter uns stattfindet“. Die Relativierung der Nazi-Verbrechen vor allem gegen die Juden, ist besonders perfide vor dem Hintergrund, dass schon die Nazis bei der Verabschiedung des Reichstierschutzgesetzes 1933 vor allem antisemitisch argumentiert hatten, wonach Tierversuche, Teil einer „jüdischen Medizin“ seien. Das rituelle Schächten von Tieren, wie es manche religiöse Juden praktizieren, wurde sogar bereits im April 1933 als eine der ersten Maßnahmen der Nazis unter Strafe gestellt.

Es gibt auch viele Tierrechtler, vor allem aus dem linken und anarchistischen Spektrum, die solcherlei Holocaust-Vergleiche vehement ablehnen und sich davon distanzieren.

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